Vor dem Juweliergeschäft Wichelhaus bilden sich zu Spitzenzeiten Schlangen. Geschäftsführerin Elke Fleer und ihr Team dürfen nur neun Kunden gleichzeitig bedienen.

© Markus Gehring

Laufkundschaft fehlt: Ahauser kaufen in Corona-Zeiten gezielter ein

rnEinkaufsverhalten

Das Weihnachtsgeschäft profitiert auch in Ahaus normalerweise von Gastronomie und Adventsmarkt. Das fällt in diesem Jahr weg. Einige Geschäfte leiden stark unter der Situation, andere kaum.

Ahaus

, 09.12.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Üblicherweise strömen in der Weihnachtszeit die Kunden in die Geschäfte, um nach Geschenken Ausschau zu halten. In diesem Corona-Jahr fällt auch in Ahaus alles etwas reduzierter aus.

„Die Frequenz ist schon etwas gesunken, in der Stadt ist deutlich weniger los“, stellt Elke Fleer, Geschäftsführerin des Juweliergeschäfts Wichelhaus, fest. Der Lockdown in der Gastronomie vermindere die Aufenthaltsqualität im Innenstadtbereich.

Klassisches Shoppingverhalten gibt es derzeit nicht

Ähnlich äußert sich Petra Steingrube-Rittmann, Geschäftsführerin des Modegeschäfts Steingrube. „Sonst kommen viele rein, die Kaffee und Glühwein auf dem Adventsmarkt trinken, das gehört zum Weihnachtsshopping dazu“, ist sie sich sicher. Dabei stehe man in der Region noch ganz gut da. „Ich glaube, dass die Leute die großen Städte meiden“, sagt Petra Steingrube-Rittmann.

Jetzt lesen

„Die Laufkundschaft fehlt, die Leute kommen gezielter und wissen, was sie wollen“, beobachtet Peter Thiemann, Inhaber von „Thiemanns Basteln und Spielen“. Das klassische Shoppingverhalten mit Bummel durch den Laden gebe es aktuell nicht. Insgesamt seien es in seinem Laden aber nicht weniger Kunden als sonst. Viele Kunden geben ihm die Rückmeldung, dass sie direkt vor Ort kaufen, um die lokalen Händler zu unterstützen.

Bei Steingrube kommt nur die Hälfte der sonstigen Kunden

Überraschend kommen für Frank Schaten, Inhaber der gleichnamigen Buchhandlung, die hohen Kundenzahlen in den vergangenen acht Wochen. Denn eigentlich sei der Trend der vergangenen Jahre negativ. Immer mehr Menschen würden ihre Bücher lieber bei großen Online-Händlern bestellen. Dieses Jahr ist das anders.

Jetzt lesen

„Die Familien fahren 2020 nicht in Urlaub und haben dadurch mehr Geld zur Verfügung“, nennt der Buchhändler als mögliche Erklärung. „Damit war nicht zu rechnen, aber ich beschwere mich nicht“, freut sich Frank Schaten. Das Level an Verkäufen vor Ort sei auf dem Vorjahresniveau. Er geht aber davon aus, dass das Interesse nach dem Jahreswechsel wieder nachlässt.

Anders sieht es bei Steingrube aus. „Die Textilindustrie gehört nicht zu den Gewinnern der Krise. Es kommen nur noch etwa halb so viele Kunden wie sonst“, berichtet Petra Steingrube-Rittmann. Es fehlen Anlässe wie Weihnachtsfeiern oder Silvesterpartys, zu denen Kunden besondere Kleidungsstücke kaufen. Derzeit werde deswegen vor allem Freizeitkleidung gekauft.

Elektronikmarkt profitiert aktuell von „Cocooning“

Im Juweliergeschäft Wichelhaus müssen dagegen auch schon mal Leute angesichts der Corona-Beschränkungen vor der Tür warten. „Gegen 17 Uhr oder an Samstagen bilden sich oft eine kleine Schlangen“, berichtet Elke Fleer.

Andere Branchen seien sicherlich stärker betroffen. „Die Leute wollen sich was gönnen. Man braucht keine schicke Kleidung und kann nicht in Urlaub fahren“, erklärt die Geschäftsführerin. Schmuck sei dagegen weiterhin ein typisches Weihnachtsgeschenk. Gerade viele junge Leute würden bewusst vor Ort kaufen.

Jetzt lesen

Das Thema „Cocooning“, also den Rückzug ins Private, nennt Thomas Dieker, Geschäftsführer des Elektronikfachmarkts „Euronics XXL“, als Grund dafür, dass seine Branche in Corona-Zeiten einen Boom erlebt. „Die Leute richten sich zu Hause im Home-Office ein und verbringen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden“, erläutert Thomas Dieker. Das führt zu einem Plus an Aufträgen.

Er gehe davon aus, dass die Zahlen in einigen Jahren allerdings wieder zurückgehen. Viele würden ihre Kaufabsichten lediglich vorziehen. Mit Blick auf den restlichen Dezember sagt der Geschäftsführer: „Nach jetzigem Stand gehe ich von einem normalen Weihnachtsgeschäft aus.“ Dezember und Januar seien für seine Branche eigentlich die wichtigsten Monate, allerdings habe sich vieles hin zum „Black Friday“ Ende November verlagert. „Da war die Nachfrage in diesem Jahr überwältigend“, so Thomas Dieker.