Gabriele Mertens malt. Die 69-jährige hat Kunst und ihr Talent dafür erst vor ein paar Jahren für sich entdeckt. Seit 45 Jahren lebt sie in Ahaus, arbeitet als Psychotherapeutin in ihrer eignen Praxis.
Dort kam auch ihr erster Kontakt zur Malerei zu Stande. Damals eher noch als therapeutisches Werkzeug: „Um meinen Klienten bei allen Problemen einen Fokus auf etwas Schönes zu geben“, erklärt sie. Viele Menschen würden sich auf Leid und Kummer konzentrieren. Quasi aus einem Reflex heraus.
Das wollte sie durchbrechen. „Um dem Schönen einen Rahmen zu geben“, sagt sie.
Aus Laune angefangen, zu malen
Irgendwann fing sie auch selbst an, zu malen. Aus einer Laune heraus. Und erst einmal nur für sich selbst. Fünf Jahre ist das her. In der Corona-Pandemie waren Urlaube natürlich nicht möglich. Sie begann ihr kleines Stück Italien zu malen.
Teils von Fotos, teils aus der Erinnerung. Eines ihrer ersten Bilder zeigt ihren Sohn und das Enkelkind bei einem Spaziergang durch eine sizilianische Gasse.

Von einem Foto und aus der eigenen Erinnerung heraus hat sie es damals auf die Leinwand gebracht. „Einfach weil es eine meiner liebsten Erinnerungen ist“, sagt sie. Und dabei wirkt es nicht, wie ein Erstlingswerk. Auch ohne den persönlichen Bezug zum Motiv.
An diesem Nachmittag sitzt Gabriele Mertens in ihrem Wohnzimmer in Ammeln neben ihren Bildern. So ein bisschen wirkt sie wie hin- und hergerissen zwischen dem privaten Raum und der Öffentlichkeit: Der privaten Begeisterung für die Malerei, und der Öffentlichkeit oder zumindest dem Kreis, den sie erreichen möchte. Mit einem Künstlertreff. „Art-ig“ soll der einmal heißen.
Kunst als Herzensangelegenheit
Neben ihr sitzt Arianna Mora (46). Die Ahauserin malt schon seit ihrer Kindheit. Später machte sie auch Ballett. Eigentlich wollte sie Kunst in Florenz studieren. Den Plan durchkreuzte die Familienplanung.
Kunst geriet eine Weile zur Nebensache. Doch die Leidenschaft blieb: „Kunst ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ein Sprachrohr, für etwas, das ganz tief sitzt“, erklärt sie.
Von Gabi Mertens Bildern ist auch sie begeistert. Den beiden Frauen kam die Idee, dass es mehr Menschen wie sie geben muss. Menschen, die kunstbegeistert sind, selbst etwas schaffen, sich bisher aber damit noch nicht an die Öffentlichkeit gewagt haben. „Wir sitzen alle in unserem eigenen Kabuff. Da wollen wir raus“, sagt Arianna Mora.

Gabriele Mertens machte den Schritt aus dem eigenen Atelier mit einer kleinen Ausstellung: Tief in einem der Lockdowns in der Pandemie stellte sie ihre Bilder im Schlosscafé San Remo aus. „Die Menschen konnten nicht in Urlaub fahren. Ich wollte zumindest einen Eindruck von Italien, Mittelmeer und Sommerurlaub vermitteln“, sagt sie.
Für sie sei das eine kleine Überwindung und ein Wagnis gewesen. Doch die Resonanz war gut. Danach stellte sie in kleineren Galerien in der Umgebung aus. Auch da mit guten Rückmeldungen.
Ihr kam eine Idee: Wieviele andere Kunstbegeisterte, Hobbykünstler oder Enthusiasten arbeiten wohl in den eigenen vier Wänden vor sich hin, ohne dass man etwas davon mitbekommt?
Künstlertreff soll verbinden
Deswegen wollen die beiden Frauen den Künstlertreff „Art-ig“ gründen. Um Künstlern einen gemeinsamen Raum zu bieten. Einen Treffpunkt und einen gegenseitigen Austausch. „Und um die Schätze zu heben, die mit Sicherheit in den Ateliers vieler begeisterter Hobbykünstler in und um Ahaus schlummern“, sagt Arianna Mora.
Die gemeinsame Klammer soll eine Ausstellung in der Villa van Delden werden. Die ist für 2026 geplant. Details dazu stehen noch nicht fest, sie sollen sich erst im Rahmen der neuen Gruppe finden. Wie groß die wird, wieviele Kunstinteressierte sie anziehen wird, oder wie ihre Mitglieder einmal zusammenarbeiten werden, können die Frauen noch nicht abschätzen. „Wir fangen ja gerade erst an“, sagt Gabriele Mertens.
Künstlertreff geht an den Start
- Der Künstlertreff „Art-ig“ soll sich an Künstler und den umliegenden Ortsteilen richten. Dabei geht es ausdrücklich um Kunst, nicht um Kunsthandwerk.
- Angedacht ist ein Treffen alle vier Wochen in unterschiedlichen Privatateliers.
- Dabei geht es einerseits um den Austausch untereinander. Andererseits soll sich der Künstlertreff mit Ausstellungen oder auch Gemeinschaftsarbeiten auch öffentlich bemerkbar machen.
- Gegenüber dem bestehenden Kunstverein Arthaus oder der Volkshochschule will sich der Treff klar abgrenzen und eine Ergänzung – keine Konkurrenz – schaffen.
- Einen klaren Rahmen gibt es bisher noch nicht. Erst einmal haben die beiden Frauen zwei E-Mail-Adressen eingerichtet. Wer sich für den Treff interessiert, kann sich an Art-igGabi@web.de oder Art-igArianna@web.de wenden.