Kühlhaus ist leer Rund 800 Kunden kommen regelmäßig zur Ahauser Tafel

Kühlhaus ist leer: Rund 800 Kunden kommen regelmäßig zur Ahauser Tafel
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Das Kühlhaus der Ahauser Tafel ist leer. Keine einzige Kiste mit Lebensmitteln steht dort am Dienstagmorgen. „Das wird schwierig“, sagt Johannes Lügering, Leiter der Tafel. Zwei Supermärkte im Einzugsgebiet der Tafel würden gerade umgebaut. Entsprechend gebe es von dort gerade keine Spenden. Und das schlage gerade eben bis ins Kühlhaus durch. Aus dem Zentrallager der Tafeln in Coesfeld könne das wohl ausgeglichen werden.

Einen allgemeinen Kriterienkatalog gibt es nicht: „Wir prüfen jeden Fall einzeln“, sagt Johannes Lügering. Beispielsweise Familien mit Kindern würden praktisch immer und sofort eine Berechtigung für die Tafel bekommen. „Familien und Kinder gehen vor“, sagt Johannes Lügering. Für Alleinstehende sehe das schon anders aus. Sie erhalten deutlich seltener einen Tafelausweis. Da müsse es schon andere Aspekte geben.

Dabei spiele es keine Rolle, ob ein Kunde als Bürgergeldempfänger, Flüchtling, Asylbewerber, Arbeitsloser, Rentner oder aus sonst irgendeiner Bedürftigkeit heraus vor der Tür stehe. „Jeder wird bedient“, sagt Johannes Lügering. Einen Aufnahmestopp gebe es nicht.

Beschränkung muss sein

Ohne Beschränkungen gehe es aber nicht: „Dann hätten wir jetzt schon deutlich über 1000 Kunden“, schätzt er. Um die 800 seien es aktuell. Mal ein bisschen mehr, mal etwas weniger. „Das hat sich so eingespielt“, sagt Johannes Lügering. Jeder von ihnen könne einmal in 14 Tagen zur Lebensmittelausgabe kommen. „Mit dem zweiwöchigen Verteilsystem bekommen wir das hin“, sagt er. Und das werde auch die nächsten fünf Jahre so sein. Da ist er sich sicher.

Jede Tafel koche da ihr ganz eigenes Süppchen. Die Verteilung könne in anderen Tafeln ganz anders gehandhabt werden. In Ahaus werde jeder bedient. Dafür legt der Tafel-Leiter seine Hände ins Feuer. Möglich sei auch erstmal nur eine allgemeine Sozialberatung. Ungefähr zehn solcher Gespräche führen die Mitarbeiter pro Woche. Manche enden mit einem Tafelausweis, manche mit einer kurzfristigen Hilfe oder einem anderen Angebot. „Ich habe auch schon Menschen, die hier standen, einfach eine Tasche mit Lebensmitteln in die Hand gedrückt“, sagt Johannes Lügering.

Ehrenamtliche Mitarbeiter der Tafel verladen Kisten.
Robert Stegemann (l.) und Hubert Koller sind zwei der 90 ehrenamtlichen Tafelmitarbeiter. Regelmäßig sammeln sie Spenden ein – so wie bei dieser Tour im Mai 2023. © Stephan Rape (Archiv)

In Ahaus ginge zu Not wohl auch noch mehr. Und er will auch nicht ausschließen, dass die Zahl der Kunden einmal auf über 1000 steigt. Irgendwie werde man die vorhandenen Lebensmittel auch auf diese Zahl von Menschen verteilen. „Aber bei dem Gedanken bekomme ich im Moment noch das Schwitzen“, fügt er lächelnd hinzu.

Und doch spricht er damit einen Knackpunkt an: Die Tafel sei ja nicht pauschal dafür da, bedürftige Menschen zu versorgen. „Eigentlich geht es darum, Lebensmittel vor der Entsorgung zu retten und sie an von Armut betroffene Menschen zu verteilen“, erklärt er.

Lebensmittel werden nicht gekauft

So würde er nie auf die Idee kommen, mit Spendengeldern Lebensmittel zu kaufen. So sei die Einrichtung nicht vorgesehen. Barspenden fließen in die laufenden Kosten der Tafel. In Strom oder Treibstoff für die Bullis. Oder in neue Regale für die Kühlhäuser, wie sie jetzt gerade in den Räumen des SKF aufgebaut werden. „Es gibt auch Spender, die explizit wollen, dass von ihrem Geld Lebensmittel gekauft werden“, fügt der Tafelleiter noch hinzu. Das sei dann etwas anderes. Und das komme auch immer mal wieder vor.

Aber noch einmal zurück zu dem leeren Kühlhaus: Das werde sich wohl noch füllen. Wenn auch nicht mehr so wie noch vor ein paar Jahren. „Früher hatten unsere Fahrer Probleme, alle Spenden im Kühlhaus unterzubringen“, sagt Johannes Lügering. Das sei Vergangenheit. Inzwischen hätten die Ehrenamtliche genug Platz, alle Spenden bequem unterzubringen. In den Supermärkten werde eben auch gespart.

Das ganze System sei sowieso nur denkbar, weil so viele Ehrenamtliche aktiv helfen: Rund 90 sind es aktuell.

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