Es war wie ein Stich in ein Wespennest: Beim Thema Kunstrasen in Ahaus wurde es auf dem Politischen Abend etwas hitziger. Das Thema bewegt auch die Alstätter. Dabei sparten die Zuhörer im Saal Bredeck-Bakker auch nicht mit Kritik an den Plänen der Stadt Ahaus – trotz der positiven Signale jüngst. Die Verwaltungsspitze hatte Antworten parat, die nicht immer zufrieden stellten.
Über 11 Millionen Euro an Investitionsauszahlungen – Kämmerer Manuel Benning spannte das Spielfeld für die kommenden Jahre für den Ortsteil Alstätte auf. Dies bei einer aktuellen Ausgleichsrücklage von rund 90 Millionen Euro, aber mit dem Vorbehalt, dass die „Zeiten schwieriger werden“.
Im Haushalt zu finden sind unter anderem 120.000 Euro für die Flutlichtanlage auf dem Alstätter Sportplatz. „Was ist mit Kunstrasen?“, fragte Moderator Bernd Schlusemann (Münsterland Zeitung) vor diesem Hintergrund.
Zwei zusätzliche Plätze denkbar
Bürgermeisterin Karola Voß fasste die Entwicklung noch einmal kurz zusammen. „Vor fünf Jahren war der Konsens eigentlich, dass wir vorerst keine weiteren Kunstrasenplätze planen.“ Dafür sollten die 900.000 Euro stattdessen in die bestehenden Rasenplätze investiert werden. Nun stelle sich eine andere Lage da. „Der Druck aus den Vereinen ist groß“, warf Voß auch den Blick in die Nachbarkommunen.
Heute müsse man bei einem Platz aber mit bis zu einer Million Euro planen, die geforderten sieben zusätzlichen Plätze „sind für uns nicht machbar“. Die Planung stattdessen: zwei zusätzliche Plätze plus Renovierung der Fläche im Stadtpark. Bedingung: Die Vereine müssten sich beteiligen.
Der Beigeordnete Werner Leuker spannte den Bogen weiter: „Das Problem Mikroplastik müssen wir ernst nehmen.“ Die Alternative Kork mache Sorgen bei Starkregen. Nun werde gar wieder Quarzsand als Füllmaterial favorisiert. „Das sorgt bekanntlich auch für gute Durchblutung“, erinnerte sich Leuker an die Anfangszeiten von Kunstrasenplätzen zurück.
Kunststoff bleibe Kunststoff – und nach 12 bis 15 Jahren müsse dieser entsorgt werden. „Wir haben Fußball, aber auch andere Sportarten“, gab Werner Leuker zu bedenken. Nun sei es an den Vereinen, sich zu einigen, der Spielball liege bei diesen.

An diesem Punkt wurde es unruhig. Ein Zuhörer erklärte, die Stadt habe den Ball eher „weggeschoben“ zu den Vereinen: „Wir dürfen uns wieder zerfleischen, wo die Plätze nun gebaut werden sollen.“ Mehr noch: „Warum sollte sich der VfB Alstätte mit 12,5 Prozent Eigenleistung beteiligen, wenn der Platz in Ottenstein gebaut wird?“
Einschätzung: Zielführender wäre es wahrscheinlich, wenn die Stadt vorab Vorschläge machte, unterfüttert mit Argumenten anhand von Kriterien, die die Vorteile eines Standortes herausarbeiten.
Ein weiterer Gast brachte die Randlage Alstättes im Stadtgebiet zur Sprache: „Die Wessumer können doch einfach nach Ahaus rüberfahren.“
Einschätzung: Ein Blick auf die Karte zeigt, dass Alstätte tatsächlich eine besondere Randlage im Stadtgebiet einnimmt. Eine angesprochene Kombination mit Ottenstein scheint sinnvoll. Ein wesentliches Kriterium bei der Beurteilung ist sicher die Entfernung zwischen den Orte, die kombiniert werden sollen. Dies vor allem mit Blick auf die Kinder und Jugendlichen.
Die geplante Renovierung des bestehenden Kunstrasens im Stadtpark warf ebenso Fragen auf: „Warum?“, fragte ein Zuhörer. Der zweitkleinste Verein verfüge über fünf Spielflächen, die zum Teil gar nicht ausgelastet seien. Eine „komplette Fehlplanung“.
Einschätzung: Der Kunstrasen im Stadtpark besteht nun einmal und wird aktuell auch von Nachbarvereinen mitgenutzt. Eine Renovierung ist in den meisten Fällen günstiger als eine neue Anlage. Angesichts der Mannschaftsmeldungen ist die Eintracht als Hauptnutzer der Plätze im Stadtpark vergleichsweise gut aufgestellt im Vergleich zu den anderen Fußballvereinen im Stadtgebiet.
Zu guter Letzt wurde die Frage gestellt, warum „andere Städte diese Sorgen nicht haben“. Alles seien doch nur Ausreden.
Einschätzung: Vergleichbar ist die Vereinsstruktur im Verbreitungsgebiet am ehesten mit der Stadt Vreden und seinen Kirchdörfern. Es gibt insgesamt drei Kunstrasenplätze, davon zwei an der Ottensteiner Straße. Diese werden von der SpVgg und dem FC genutzt. Eine weitere Fläche ist in Ammeloe entstanden und dient den Sportfreunden und GW Lünten. Diese Vereine bilden in der Jugend schon eine Spielgemeinschaft.
In Stadtlohn verfügt der SuS Stadtlohn über einen städtischen Kunstrasen, der auch von der TG Almsick mitgenutzt wird. Den Platz an der Doornte in Südlohn teilen sich der Gastgeber SC und der Nachbar FC Oeding.
Deutlich komfortabler ist die Ausstattung im Nachbarkreis. So verfügen in der Gemeinde Rosendahl alle drei Vereine (Darfeld, Holtwick, Osterwick) über je einen Kunstrasen.
Übrigens: Es gab auch Bedenken gegen weitere Kunstrasenplätze. „Wenn ein Platz mehr genutzt wird, dann wird es automatisch lauter“, so ein Gast.
Einschätzung: Ziel eines jeden Kunstrasenplatzes ist es, diesen maximal auszulasten, um die weiteren Flächen zu schonen, die Investition zu rechtfertigen und den Platzwart zu entlasten. Dies wäre ein Argument für eine Platzierung auf einem Gelände im Außenbereich. Es gibt Fälle wie in Nottuln, wo Anwohner gegen den Spielbetrieb am späteren Abend erfolgreich geklagt haben.