Kriminalität steigt in Ahaus sehr deutlich Polizei kann keinen klaren Grund nennen

Kriminalität steigt in Ahaus deutlich: Polizei nennt keinen klaren Grund
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Der Überfall auf die Goldschmiede Engels im Februar 2022, die Verfolgungsjagd quer durch den Schlossgarten, die Fahndung nach den beiden Tätern, die Suche nach der Beute und das anschließende Gerichtsverfahren haben in Ahaus damals für viel Gesprächsstoff gesorgt.

Ein Jahr später verschwindet dieser Tag hinter einer lapidaren Zahl in der Kriminalitätsstatistik der Polizei im Kreis Borken: Die spektakuläre Tat ist nur eins von neun Raub-Delikten, die die Polizei im ganzen Jahr erfasst hat.

Die Statistik insgesamt lässt aufhorchen. Auch Frank Rentmeister, Pressesprecher der Polizei im Kreis Borken, atmet einmal durch: In Ahaus wurden 2022 im Vergleich zum Vorjahr 46 Prozent mehr Straftaten angezeigt. Insgesamt 2855 Fälle, 900 mehr als 2021: Da waren es nur 1955.

Grassiert in Ahaus die Kriminalität? Sogar eine Straftat gegen das Leben ist dabei. Ein Mord in Ahaus?

Nein, aber noch einmal zurück in die Statistik: Der Anstieg zieht sich durch alle Bereiche: Vermögens- und Fälschungsdelikte (plus 76,3 Prozent), Fahrraddiebstahl (plus 75,2 Prozent), Diebstahl (plus 56,5 Prozent), Straßenkriminalität (plus 49,9 Prozent), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (plus 47,3 Prozent), Körperverletzung (plus 43,4 Prozent). Dazu kommen weitere Ausreißer: Die Zahl der Autodiebstähle stieg um sagenhafte 700 Prozent. In absoluten Zahlen klingt das etwas harmloser: von zwei gestohlenen Autos 2021 auf 16.

Beim Blick auf 2018 und 2019, die letzten Jahre vor der Corona-Pandemie und damit vor dem Lockdown, relativieren sich diese enormen Anstiege wieder etwas. 2022 wurden zwar auch im Vergleich zu diesen Jahren mehr Straftaten begangen, allerdings fällt der Anstieg nicht so krass aus. 2018 verzeichnete die Polizei in Ahaus und den Ortsteilen 2518, ein Jahr später 2045 Delikte.

Stärkster Anstieg in Ahaus

Doch der aktuelle Anstieg gibt der Polizei dennoch zu denken: Denn auch wenn die Fallzahl überall im Kreis deutlich anstieg, kletterte sie in Ahaus am stärksten. In keiner anderen Stadt stieg die Kriminalität binnen eines Jahres so deutlich.

Und gleichzeitig so breit gestreut. „Eine einfache Erklärung haben wir dafür nicht“; sagt Frank Rentmeister. Gleichzeitig gebe es aber auch nur wenige Punkte, an denen die Polizei ansetzen könnte. Beispiel Vermögens- und Fälschungsdelikte: Immerhin 527 Taten hat die Polizei in diesem Bereich erfasst. „Da hilft nur Aufklärung als Prävention“, sagt er. Aufklärung, die die Polizei schon ständig und an vielen Orten betreibe. „Natürlich würden wir gerne jede Tat vereiteln“, sagt er.

Nur Prävention kann Betrug verhindern

Gerade bei Betrugsfällen per Internet oder Telefon habe die Polizei aber kaum eine Chance. „Da hilft ja auch mehr Präsenz nicht“, sagt er. Mit mehr Polizei könne man bestenfalls den Bereich Straßenkriminalität eindämmen.

Insgesamt will er die Zahlen aber auch relativieren: Auch wenn der Anstieg in Ahaus am deutlichsten ausgefallen sei, liege die Kriminalität in der Stadt und im ganzen Kreis noch deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Eine sehr sichere Umgebung also. Ganz deutlich macht er, dass es in Ahaus weder Brennpunkte noch besonders gefährdete Bereiche gebe.

Und die Straftat gegen das Leben? Dabei handelte es sich um eine wilde Verfolgungsjagd zwischen zwei 28 und 27 Jahre alten Männern aus Coesfeld in Alstätte: Im März hatte der Fahrer die Anhaltezeichen eines Zollbeamten ignoriert und war mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zugefahren.

Der schoss auf den Wagen und rettete sich in letzter Sekunde mit einem Sprung auf die Seite. Die Ermittlung wird wegen eines versuchten Tötungsdeliktes geführt. Fahrer und Beifahrer wurden später festgenommen. Ein spektakulärer Einzelfall.

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