
© Johannes Schmittmann
Krankenhäuser statt Hotels: Wenker wird in der Coronakrise erfinderisch
Ahauser Unternehmen
Die Firma Wenker reagiert auf die Coronakrise. Eigentlich hatte das Ahauser Unternehmen geplant, die Hotelbranche aufzumischen. Nun änderte man die Pläne und legt den Fokus auf Krankenhäuser.
Das Ahauser Unternehmen „Wenker“ erweitert sein Repertoire. Nachdem in den vergangenen Jahren rund 35.000 schwimmende Hotelzimmer für Kreuzfahrtdampfer produziert wurden, will man nun auch auf dem Land Fuß fassen. In Zukunft möchte Wenker seine etablierte Modulbauweise zum Beispiel auch bei Krankenhäusern anwenden.
Die Vorteile im Vergleich zum konventionellen Bau: Niedrige Kosten durch Serienfertigung, Flexibilität durch das Baukastenprinzip, minimaler (zeitlicher) Aufwand vor Ort, da die Module komplett in den Wenker-Werkshallen gefertigt werden.

Rund 20 Gäste waren bei der Eröffnung des „Showroom Klinik“ anwesend. © Johannes Schmittmann
Am Montagmorgen eröffnete die Geschäftsführung gemeinsam mit Landrat Dr. Kai Zwicker, Bürgermeisterin Karola Voß und der CDU-Landtagsabgeordneten Heike Wermer den neuen „Showroom Klinik“ an der Boschstraße im Ahauser Industriegebiet.
20 Gäste erkunden den neuen Showroom
Rund 20 Gäste aus Politik und befreundeten Betrieben waren der Einladung gefolgt und verschafften sich vor Ort einen Eindruck vom neuen Geschäftszweig der Firma Wenker. In Kleingruppen ließen sie sich vom geschäftsführenden Gesellschafter Franz Leers durch den Showroom führen und nahmen die Gebäude-Module der Patientenzimmer genau unter die Lupe.
Als „hochmodern und funktional“ beschrieb Franz Leers ihre Einrichtung. „Die Zimmer stehen in ihren Eigenschaften dem Massivbau um nichts nach.“ Wie auf hoher See gehe es auch im Gesundheitswesen um funktionale Aufenthaltsqualität. „Die Energiebilanz und die Kosten müssen stimmen; Brandschutz-, Sicherheits-, Schallschutz-, Hygiene- und viele andere Vorgaben eingehalten werden“, so Leers.
Corona wirft Pläne über den Haufen
Kein Geheimnis machte er daraus, dass eigentlich alles anders geplant gewesen war. Anfang des Jahres steckte Wenker in der intensiven Planung, luxuriöse Hotels in modularer Hybridbauweise auf den Markt zu bringen. „Wir hatten hier schon etliche Investitionen für die Entwicklungen getätigt“, erklärte Franz Leers. Doch die Coronakrise veränderte auch hier alles.
„Wie für viele Unternehmen hatte der Ausbruch von Covid-19 unmittelbare Auswirkungen auf unser betriebliches Umfeld“, berichtete Leers in seiner Ansprache. „Alles kam anders als erwartet.“ Denn der Einbruch der Tourismus- und Hotelbranche hatte auch für Wenker direkte Konsequenzen.
Investitionen werden in der Krise hinterfragt
„Investitionen in neue Hotels werden hinterfragt und viele Pläne erstmal auf Eis gelegt. Es ist ungewiss, wann die Auslastung der bestehenden Unterkünfte wieder ein Niveau erreicht, bei dem vermehrt über Erweiterung und Neubauten nachgedacht wird“, so Leers. Deshalb habe man seit Anfang März bei Wenker darüber nachgedacht, wie man in andere Geschäftsfelder vordringen könne.

Am Ende der Führung durften die Gäste mit Miniatur-Modulen ihr eigenes Krankenhaus entwerfen. © Johannes Schmittmann
Als zu Beginn der Krise die Kapazitäten der hiesigen Krankenhäuser infrage gestellt wurden und die Sorge groß war, dass es zu einer Überlastung kommen könnte, beschloss die Geschäftsführung, sich „dieser ernsten Situation mit unseren Möglichkeiten zu widmen“.
Konzept wird kurzerhand umfunktioniert
Kurzerhand wurden die Hotel-Konzepte zu Krankenhaus-Konzepten umfunktioniert. Zwar musste das Inventar komplett getauscht werden, aber an der bewährten Hybridbauweise kann man auch bei den Patientenzimmern festhalten. Die Module bestehen aus einem Gerüst aus Stahl, das mit Wänden aus Mineralfaser-Sandwichelementen und Böden aus einem speziellen Leichtbeton ausgefüllt wird.
„Unser Gesundheitssystem ist bisher gut durch die Krise gekommen. Trotzdem gibt es hier überall einen erheblichen Investitionsstau und einen Bedarf an zeitgemäßen Krankenhauszimmern“, so Leers.
Für künftige Krankenhäuser und Klinikerweiterungen seien die Module „genau die richtige Lösung“. Man müsse gerade in diesem Bereich das Rad nicht neu erfinden.
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
