Der Winter steht vor der Tür und die Temperaturen fallen – als Zeichen der Nächstenliebe bietet der Bunte Döner in Ahaus nun kostenlose Mahlzeiten für obdachlose und bedürftige Menschen an.
Die Aktion sei aber gar nicht neu, berichtet Betreiber Serkan Kurnaz im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir haben das immer schon gemacht“, sagt er. Nur diesmal habe er die Aktion auf Facebook und Instagram geteilt.
Davor hatte er Bedenken, dass seine Absichten falsch aufgenommen werden. Er betont, dass es sich nicht um eine Marketing-Aktion handele. Er mache das einfach total gerne und erklärt: „Satt sein sollte selbstverständlich sein – und zwar überall auf der Welt.“
Serkan Kurnaz ist der Meinung, dass auch in Ahaus solche Aktionen notwendig sind: „Einige Menschen glauben, dass keiner diese Hilfe braucht, aber das stimmt nicht. Viele wissen gar nicht, wie viele Bedürftige es in Ahaus gibt“, erzählt er. Durchschnittlich komme jeden Tag eine bedürftige Person zu ihm.
Mehr Menschen in Not erreichen
Durch das Teilen der Aktion hofft Serkan Kurnaz noch mehr Menschen in Not zu erreichen. Das Feedback ist durchweg positiv: „Wir erleben sehr viel Zuspruch“, sagt der Dönerstand-Besitzer. Schon kurz nach dem Post hätten einige Kunden den Preis großzügig aufgerundet. Mit der Begründung: Sie möchten den Döner für die nächste Person mitbezahlen.
Serkan Kurnaz behauptet, er kann einschätzen, ob Menschen bedürftig sind und er merkt sich zudem die Gesichter. „Natürlich kann ich auch mal falschliegen“, gibt er zu. Aber wenn jemand drei bis viermal das Geld nachzählt oder wiederholt nach dem Preis fragt, dann weiß er schon Bescheid. Oder auch, wenn ein Kunde kein Portemonnaie in der Hand hält. „Dann unterbreche ich oft und sage sowas wie: Sie sind heute der 50. Kunde und bekommen die Cola kostenlos dazu.“
Eine Frau kam bereits vor drei Jahren immer kurz vor Ladenschluss und fragte nach Essensresten, erklärt er. Schnell habe er ihr gesagt, sie könne auch während der Öffnungszeiten vorbeikommen und bekomme das, was sie brauche. Bedürftige könnten also einfach vorbeikommen, sagt Serkan Kurnaz. „Einige versuchen mir ihre Situation zu erklären. Das brauchen sie gar nicht.“ In seinem Post appelliert er an alle, die es sich leisten können, die Aktion nicht auszunutzen.
Idee kommt aus seiner Kindheit
Darauf gebracht hat ihn eine Erfahrung aus seiner Kindheit, berichtet Serkan Kurnaz. Mit neun Jahren hat er in der Türkei beobachtet, wie Bedürftige kostenloses Brot vor einer Bäckerei aus einem Korb nehmen konnten. Die Idee dahinter erklärten ihm seine Eltern: Ein Kunde bezahlte beispielsweise fünf Brote, behielt aber nur zwei.
Die restlichen drei Brote wurden in den Korb vor dem Laden gelegt. Bedürftige konnten sich kostenlos bedienen. „Man konnte sich da wirklich hinstellen und beobachten, wie die Brote herausgenommen wurden“, erklärt er.
Er hofft auch andere Restaurantbetreiber mit der Aktion anzustecken. Die Aktion sei nicht befristet. „Solange ich den Wagen habe, wird das immer so sein“, so Serkan Kurnaz. Donnerstags und freitags steht sein Wagen an der Helene-Helming-Schule (Wessumer Straße 59). Samstags und sonntags findet man ihn an Bettings Mühle (Bahnhofstraße 88).