Die Tobit.Labs bieten seit diesem Jahr einen neuen Weg für Neueinsteiger in den Beruf an: „Junior Fullstack Engineer AI“ nennen sie den zehnmonatigen Lehrgang. Es geht darum, mithilfe künstlicher Intelligenz die Grundzüge des Programmierens zu lernen. Eine Ausbildung ist es nicht. Ein bezahltes Praktikum auch nicht.
Gerade seien zwei junge Leute mit dem neuen Angebot gestartet. Bei einer Vier-Tage-Woche verdienen sie 1000 Euro brutto im Monat. Ein Weg, der sich ganz bewusst von der klassischen Ausbildung abheben soll.
„Ich will die Berufsschule und die Ausbildung nach IHK-Standard ja gar nicht schlecht reden“, sagt Luisa Kemper. Selbst die Tobit.Labs würden ja weiterhin ausbilden und jedes Jahr Ausbildungsplätze anbieten. Das soll auch vorläufig so bleiben. Die 26-Jährige ist bei den Tobit.Labs für den beruflichen Nachwuchs verantwortlich und immer auf der Suche nach neuen Talenten.
Aber gerade in der IT und bei den extrem schnellen Entwicklungen rund um das Thema Künstliche Intelligenz komme die herkömmliche Berufsschule doch schnell an ihre Grenze. „Man kann ja gar nicht verlangen, dass die Lehrpläne so kurzfristig aktuell gehalten werden“, fügt sie hinzu. Der aktuelle IHK-Rahmenplan für eine Ausbildung zum Fachinformatiker beispielsweise stammt aus dem Jahr 2020. Künstliche Intelligenz war da zwar schon ein Thema, aber längst nicht so verbreitet wie heute.
Zehn Monate nah an der Praxis
„Und da rede ich noch nicht über die Fächer Deutsch, Religion und Sport, die ja auch zum Schulalltag in der Berufsschule gehören“, fügt Luisa Kemper hinzu.
Die Tobit.Labs wollen einen anderen Weg gehen: „Wir wollen unseren ‚Learnern‘ ermöglichen, mit künstlicher Intelligenz in zehn Monaten Programmieren zu lernen“, sagt sie. Ganz nah an den Profis in der Entwicklung und nah am Alltag mit eigenen Projekten.
Learner (englisch, Lernende) seien bei den Tobit.Labs unabhängig vom tatsächlich eingeschlagenen Weg alle Berufseinsteiger. „Wir unterscheiden da nicht nach Auszubildenden, Trainees oder dem neuen Weg“, erklärt Luisa Kemper. Auch bei den Eingangsvoraussetzungen achte das Unternehmen nicht mehr so stark auf Zertifikate oder Qualifikationen. „Uns geht es darum, die Leute zu finden, die für ein Thema brennen“, macht sie deutlich.
KI gibt Vorschläge für Programmcode
Doch was passiert in der neuen Laufbahn konkret? Auf zehn Monate angelegt, sollen die Absolventen lernen, schnell eigene Projekte und Ideen umzusetzen. Die Künstliche Intelligenz unterstützt dabei, indem sie Vorschläge für den Programmiercode liefert. „So wie bei einem Chatprogramm auf dem Smartphone. Das liefert ja auch Textvorschläge, wenn man eine Nachricht tippt“, erklärt sie.
Damit soll das Programmieren gleichzeitig einer breiteren Masse zugänglich gemacht werden. Nach dem Motto: „Ich habe eine Idee und fange jetzt einfach an“, erklärt Luisa Kemper. Wie sich das auf Dauer entwickele, müsse sich natürlich erst zeigen.
Eins betont sie dann noch besonders: „Es geht uns nicht darum, Jobs oder Stellen zu streichen.“ Die Tobit.Labs würden so viele Projekte und Ideen gleichzeitig verfolgen, dass die Abläufe einfach schneller gemacht werden müssten. Und mit Blick auf den Fachkräftemangel müsse man eben neue, kreativere Wege gehen.
Anerkannt ist der neue Weg noch nicht. Nach zehn Monaten erhalten die Absolventen ein Zertifikat der Tobit.Labs, in dem alle Fähigkeiten aufgeführt werden. Ob das außerhalb der Labs anerkannt wird, ist eine andere Frage. „Das haben wir nicht abgefragt“, sagt Luisa Kemper.
Einen Einblick in die Nachwuchsförderung im Unternehmen bietet Luisa Kemper auch innerhalb der kommenden Pushcon: Vom 14. bis 16. September laden die Tobit.Labs dazu wieder auf den Campus ein. Karten gibt es online unter www.pushcon.de.