Jimmy Jake Piontek freut sich auf seine Premiere Ahauser Kirmes ist fast fertig aufgebaut

Jimmy Jake Piontek freut sich auf seine Kirmes-Premiere in Ahaus
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Während überall auf dem Ahauser Kirmesplatz noch schwer gearbeitet wird, ist Jimmy Jake Piontek mit dem Aufbau längst fertig. Der 20-jährige Schausteller aus Badbergen bei Osnabrück ist mit dem Riesenkettenflieger „Fly over“ nach Ahaus gekommen.

Eine Premiere. Während die meisten anderen Schausteller schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten mit ihren Geschäften nach Ahaus kommen, ist Jimmy Jake Piontek zum ersten Mal hier.

Kein Wunder: Er ist auch erst seit zwei Jahren als selbstständiger Schausteller unterwegs. „Das eigene Geschäft war mein Geburtstagsgeschenk zum 18.“, sagt er grinsend.

Also noch ist seine Mutter offiziell Geschäftsführerin. Und noch gehört ihm das Geschäft auch nicht komplett. Aber das sind Details. Und Zahlen. Und über Zahlen spricht man beim Aufbau der Kirmes nicht gern. Also über die mit den Euro-Zeichen dahinter.

Hydraulik hilft beim Aufbau

Andere sind in Ordnung: Zum Beispiel die Maße: 45 Tonnen schwer ist der Kettenflieger, 20 Meter Durchmesser hat die Basis, 40 Meter ist der Turm hoch.

Aus Emsdetten ist Jimmy Jake Piontek am Montag angereist. Dort war bis Sonntag Herbstkirmes. Und da lag Ahaus günstig auf der Route. Der Aufbau sei recht zügig gemacht gewesen. „Das ist ja ein modernes Fahrgeschäft. Die Hydraulik erledigt eine Menge“, sagt Jimmy Jake Piontek.

Hinstellen und horizontal richtig ausrichten sei schon die halbe Miete. Auch auf die benachbarten Kollegen müsse er dabei achten. Damit die Gondeln beim Hoch- und Runterfahren nicht plötzlich in eine der Fassaden der anderen Geschäfte krachen. „Die Gondeln werden durch die Fliehkraft weiter herausgetragen“, sagt er und deutet auf die Geländer des Podiums.

Jimmy Jake Piontek auf seinem Riesenkettenflieger "Fly Over"
Jimmy Jake Piontek an einer der Gondeln seines Riesenkettenfliegers. Die sind mit elektrischen Sicherungen an den Haltebügeln ausgestattet. Sind die nicht eingerastet, kann er die Fahrt nicht starten. Sicherheit steht an oberster Stelle. © Stephan Rape

Wenn der Unterbau – die Sohle – richtig ausgerichtet ist, klappt das Podium automatisch aus: Das ist die Fläche auf der später die Fahrgäste zu den Gondeln laufen. Der 40 Meter hohe Turm fährt dann in drei Stufen automatisch aus. Die Mitarbeiter müssen dann nur noch die einzelnen Gondeln mit den Sitzen einhängen. „Die kann man zu zweit bequem tragen“, sagt er.

Auch das sei ein Argument für diese Art von Fahrgeschäft gewesen: Der relativ einfache Aufbau ohne viel Personal. Und die Riesenkettenflieger gebe es aktuell nicht so häufig wie andere Geschäfte.

Seins stammt aus dem Jahr 2021. Mitten in der Pandemie wurde es ausgeliefert. „Ich hatte es noch vor Corona bestellt“, sagt er. Premiere sei für ihn in einem der Corona-Freizeitparks gewesen. Mit mäßigem Erfolg. Umso glücklicher sei er, dass mittlerweile der ganz normale Betrieb mit den ganz normalen Kirmesbedingungen und -besuchern möglich sei: Mittags vor allem Familien mit kleinen Kindern, abends kämen die Jugendlichen.

Ein Schild am Karussell "Fly Over". "Junger Mann zum Mitreisen gesucht", steht darauf.
„Junger Mann zum Mitreisen gesucht“ - auch an der Schaustellerbranche geht der Personalmangel nicht vorbei. Deswegen hat sich Jimmy Jake Piontek eigens ein Fahrgeschäft ausgesucht, das mit möglichst wenig Personal auskommt. © Stephan Rape

Auch wenn der Lack des Fahrgeschäfts fast noch feucht ist, hängt ein Schild am Geländer, das schon seit Jahrzehnten für eine Kirmes typisch ist: Junger Mann zum Mitreisen gesucht. „Das ist kein Spaß“, sagt Jimmy Jake Piontek.

Der Personalmangel gehe natürlich auch an der Schaustellerei nicht vorbei. Dringend suche er Mitarbeiter, die mit ihm auf Tour gehen wollen. „Man muss das schon wirklich mögen“, sagt er. Langfristig gehe das nur, wenn man ungebunden sei.

„Mit einer Freundin wird’s schon schwierig“, sagt er lächelnd. Dann werde das Heimweh oft zu groß und die Mitarbeiter würden nach kurzer Zeit zurück nach Hause wollen.

In diesem Jahr sei er Anfang April zuhause in Badbergen rausgefahren und bleibe wohl bis Anfang Dezember unterwegs. Dann werde es zu kalt: „Die Leute wollen im Winter nicht da oben sitzen“, sagt er und blickt zur Turmspitze des Fly Over nach oben. So oder so kein einfacher Job. „Das ist kein Job. Das ist ein Lebensstil“, erklärt er.

„Ich hab meine Seele verkauft“

Einer, dem er sich voll und ganz verschrieben fühlt. „Ich hab meine Seele verkauft“, sagt er lachend. Ganz so schlimm sei es dann doch nicht, schiebt er schnell hinterher. Aber erst einmal sei er jetzt an das Geschäft und die Kirmes gebunden.

Ein anderes Leben sei für ihn nicht wirklich ein Thema gewesen. „Ich habe mal überlegt, eine Lehre zu machen“, sagt er. Als Techniker auf Windenergieanlagen. Das sei dann aber doch nichts gewesen. So wie es jetzt sei, sei es genau richtig. Er sei gespannt, wie es jetzt in Ahaus laufe. „Ist ja das erste Mal“, sagt er.

Ralf Rohling (l.) läuft mit Schaustellern über die Schlossstraße, während die Kirmes aufgebaut wird.
Ralf Rohling (l.) unterwegs mit Schaustellern beim Kirmesaufbau: Für den Ahauser ist es die 34. Kirmes, die er gerade organisiert. „Alles wie immer“, nennt er routiniert die Eckdaten. © Stephan Rape

Andere sind da viel routinierter. So wie Ralf Rohling von der Stadt Ahaus. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Es ist seine 34. Kirmes. Wie es läuft? „Alles wie immer“, sagt er am Rand der Platzvergabe mit den Schaustellern.

„So wie immer“, ist ein Satz, der an diesem Nachmittag zigfach fällt. Hier ein halber Meter mehr, da ein Stückchen weniger. „Sprecht euch untereinander ab“, rät Ralf Rohling zwei benachbarten Schaustellern. Sie müssen noch klären, wie genau ein Kühlanhänger endgültig stehen soll. „Kleinigkeiten“, sagt Ralf Rohling. Routine, Smalltalk, Schulterklopfen hier, Grüßen da. Sein Handy klingelt. Er muss weiter.

  • Öffnungszeiten: Freitag, 8. September: 15 bis 24 Uhr; Samstag, 9. September: 14 bis 24 Uhr; Sonntag, 10. September: 11 bis 22 Uhr; Montag, 11. September: 13 bis 21 Uhr (von 17 bis 21 Uhr „Happy Hour“). Krammarkt am Montag ist von 9 bis 14 Uhr entlang der Schloss- und der Wallstraße.
  • Für Autofahrer bleiben die Parkplätze Wallstraße, Bernsmannskampschule, Kulturquadrat, Rathaus und hinter dem Ahaus-Center (K+K) sowie die beiden Parkdecks am Domhof.
  • Radfahrer können ihre Räder sicher am Karl-Leisner-Haus, Schlossstraße 19, abstellen. Dort übernehmen die Ahauser Pfadfinder wieder die Fahrradwache: Freitag 15 bis 24 Uhr, Samstag 14 bis 24 Uhr und Sonntag 11 bis 21 Uhr.

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