Jens Spahn im Atommüll-Lager „Jeder soll sich hier selbst ein Bild machen!“

Jens Spahn im Atommüll-Lager: „Jeder soll sich selbst ein Bild machen!“
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Betont gelassen hat Jens Spahn am Mittwoch das Brennelementezwischenlager besucht. Dabei warb er gerade mit Blick auf neue Proteste gegen mögliche Atommülltransporte um mehr Sachlichkeit.

Große Veränderungen im Lager gab es seit seinem letzten Besuch vor einigen Jahren nicht – zumindest was die Einlagerung von Castorbehältern angeht. Dennoch sei es gut, sich auf dem aktuellen Stand zu halten, betonte der stellvertretende Vorsitzende und energiepolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion. Drei oder vier Mal habe er die Halle bisher von innen gesehen, erklärte Jens Spahn beim Gang durch die Sicherheitsschleusen.

Von Bettina Hesse, Vorsitzende der BGZ-Geschäftsführung, dem Leiter Presse und Standortkommunikation Burghard Rosen sowie Pressesprecher Dr. David Knollmann ließ er sich durch die Anlage führen.

Etwa den westlichen Teil, in dem schwach- und mittelradioaktiver Müll in Containern gelagert wird. Ein Großteil dieser Abfälle stamme aus dem Rückbau von Kernkraftwerken. Dieser Lagerteil sei zu gut einem Fünftel gefüllt. Der Lagerbestand dort wachse stetig. „Wer Kernkraftwerke zurückbauen will, muss eben auch Transporte akzeptieren“, erklärte Jens Spahn.

Wenig Gefahr durch Strahlung

Gerade die Transporte des schwach- und mittelradioaktiven Abfalls seien aber in der Region ohnehin kein großes Thema. Die würden kaum wahrgenommen, fasste Burghard Rosen zusammen.

Auch beim Gang unmittelbar entlang der Castorbehälter betonte Jens Spahn dann wiederum, wie wenig Gefahr von der Strahlung dort ausgehe. „Jede CT-Aufnahme beim Arzt ist eine größere Strahlenbelastung als wenn man ein ganzes Leben lang hier zwischen den Behältern steht“, stellte er fest.

David Knollmann und Jens Spahn
Dr. David Knollmann (l.) erklärte bei dem Rundgang unter anderem die Messtechnik, mit der mögliche Strahlenbelastungen rund um die Castorbehälter festgestellt werden sollen. Jens Spahn betonte, dass eine einzige CT-Aufnahme mehr Strahlen verursache, als ein ganzes Leben lang neben den Behältern zu stehen. © Stephan Rape

Unabhängig davon waren die zuletzt wieder verstärkten Proteste gegen Atommülltransporte nach Ahaus und die Lagerung vor Ort am Mittwochmorgen nur am Rand ein Thema. „Natürlich habe ich Verständnis für alle Fragen, die aufkommen“, so Jens Spahn. Das sei normal. „Dann muss man einander aber auch bei den Antworten zuhören“, fügte er hinzu. Insgesamt wünschte er sich, die Diskussion weiter zu versachlichen.

Jeder Einwohner von Ahaus solle sich direkt am Zwischenlager über die Fakten informieren. „Ich würde mir wünschen, dass jeder einmal hier drin ist, statt nur vorbeizufahren“, sagte er. Und am Ende stehe ja fest: „Irgendwo muss der Atommüll hin.“

Gerade für den Atommüll, der aktuell noch in Jülich lagert, müsse eine Lösung gefunden werden: Im Juli 2014 hatte das NRW-Wirtschaftsministerium die unmittelbare Räumung des dortigen Zwischenlagers angeordnet, weil dort die Erdbebensicherheit nicht mehr sichergestellt werden kann.

Eine Option für die 152 Castorbehälter wäre der Transport nach Ahaus. Dagegen klagt die Stadt Ahaus. Auch der Protest aus Bürgerinitiative und Landwirtschaft verstärkt sich seit einiger Zeit.

Für Jens Spahn lagen am Mittwoch die Fakten auf der Hand: „Das Lager in Jülich ist seit elf Jahren ein Schwarzbau“, erklärte er. Das hätte so ein CDU-Minister mal entscheiden sollen, fügte er hinzu.

Landrat fordert Klarheit

Nach seiner Einschätzung zur Klage der Stadt Ahaus gegen die möglichen Transporte aus Jülich wich Jens Spahn lächelnd aus: „Klagen werden vor Gericht entschieden“, sagte er lediglich.

Landrat Dr. Kai Zwicker der am Mittwoch neben CDU-Kreisgeschäftsführer Markus Japser sowie den Ahauser CDU-Politikern Dr. Michael Räckers und Jörg Blisniewski zu der Besuchergruppe gehörte, forderte Klarheit von Landes- und Bundespolitik: Natürlich gehe die Sicherheit bei der Lagerung von Atommüll vor. „Aber es darf kein Verantwortungs-Ping-Pong geben“, forderte er.

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