Es muss nicht immer ausgefallen und Sterneküche sein. In einer wirklich guten Pizzeria schmeckt es genauso gut. Und so eine steht seit 2010 mitten in Wüllen: ein Besuch in Jeckys Pizzeria.
Eigentlich ist es an diesem Juliabend viel zu warm für Pizza, Pasta und Co. Doch den Termin habe ich mir mit meiner Freundin lange freigehalten und so ein Restaurant-Check ist ja nicht nur Vergnügen, sondern auch ein ganz kleines bisschen Arbeit.
Um Pizzen und Nudeln machen wir bei über 30 Grad dennoch einen großen Bogen. So viel sei aber verraten: Aus mehreren vorherigen Besuchen können wir sagen, dass sie sehr gut sind. Ordentliche Portionen, frisch gebacken, gut belegt zu einem fairen Preis. An diesem Abend ist uns aber nach etwas Leichterem, Kühlerem. Und soviel sei schon einmal verraten: Auch da werden wir fündig.
Wir finden noch ein kleines Plätzchen vor dem Restaurant direkt an der Stadtlohner Straße. Obwohl es so warm ist, sind alle Tische belegt. Nur wenige Augenblicke vergehen, bis ein Kellner bei uns am Tisch steht. Erst einmal wählen wir Getränke und werfen dann in Ruhe einen Blick auf die Speisekarte.
Die Vorspeise
Meine Freundin sucht sich das Rindercarpaccio aus. Das wirklich hauchdünn geschnittene Rinderfilet zergeht auf der Zunge und ist gut gewürzt. Genau richtig. Angerichtet ist es mit Olivenöl, einigen Blättern Rucola und einer ordentlichen Portion Parmesankäse. Für unseren Geschmack hätte es da auch etwas weniger getan, aber das bleibt sicherlich Geschmackssache. 9,50 Euro für den Teller sind nicht ganz günstig, aber auch nicht zu teuer. Eine sehr gute Vorspeise.

Rindercarpaccio mit Ruccola und Parmesan © Stephan Teine
Ich wähle die „Calamaris alla griglia“, gegrillte Tintenfischringe. Auf den Tisch kommt ein appetitlich angerichteter Teller Rucola, Tomaten mit einer ordentlichen Portion Tintenfischringen und kleinen Tintenfischen garniert. Die Tintenfische kommen zwar aus einer Packung und sind nicht frisch gefangen, damit hatte ich aber auch so weit vom Meer entfernt nicht gerechnet. Insgesamt auch das eine sehr leckere Vorspeise - und für ebenfalls 9,50 Euro nicht zu teuer.

Calamaris alla Griglia – gegrillter Tintenfisch © Stephan Teine
Die Hauptspeise
Ich hatte erwähnt, dass es sehr, sehr warm war? Wir entscheiden uns deswegen beide für einen Salat. Meine Freundin wählt den gemischten Salat mit Hausdressing. Ein üppiger Teller mit Eisbergsalat, Paprika, Tomaten, Thunfisch, Mais, Ei und Cocktailsoße kommen auf den Tisch. „So muss ein Chefsalat aussehen“, freut sie sich, bevor sie anfängt zu essen. 8 Euro sind für diese Portion voll und ganz in Ordnung.

Insalata Mista – Eisbergsalat, Paprika, Mais, Tomaten, Thunfisch, Ei © Stephan Teine
Ich bleibe an diesem Abend beim Fisch und nehme einen Salat mit Scampi. Cocktailtomaten, viel Rucola, Paprika und frittierte Garnelen werden mir serviert. Das schmeckt gut soweit, ich hätte mir nur etwas mehr Garnelen und etwas weniger „Grünzeug“ gewünscht. Auch der Preis von 10,50 Euro ist für mich an der oberen Schmerzgrenze. Aber ich wollte ja unbedingt Salat.

Insalate Scampi – Rucola, Paprika, Gambas und Cherrytomaten © Stephan Teine
Die Nachspeise
Eigentlich sind wir satt. Aber wir wollen ja die komplette Bandbreite probieren und bestellen auch noch eine Nachspeise. Sie stehen nicht direkt auf der Karte, es gibt sie aber auf Nachfrage. Wir haben an diesem Abend die Wahl zwischen Mascarponecreme und Tartufo. Wir wählen das Tartufo (4,50 Euro). Auch die Nachspeise wird appetitlich angerichtet, das kleine Napfküchlein kommt aber definitiv aus der Packung. Ganz lecker, aber nichts, was ich mir noch einmal bestellen würde.

Tartuffo zum Nachtisch. © Stephan Teine
Die Getränke
Softdrinks, Bier, ein paar Schnäpse, vier Weine – da fehlt eigentlich nichts. Wein hatten wir hier schon einmal getrunken. Der war gut. Aber auch dafür ist es an diesem Abend zu warm. Ich bleibe bei Veltins, zahle 3,90 Euro für einen halben Liter und bin damit zufrieden. Meine Freundin nimmt einen Aperol Spritz (5,50 Euro). Der stand auf der Tafel vor der Tür. Um jetzt ein kleines Körnchen Sand im Getriebe zu suchen: Das Glas enttäuscht sie etwas. Kleine Eiswürfel, ein Kinderstrohhalm und keine Garnitur. Keine Frage, ein zu vernachlässigender Punkt, aber er sei hier trotzdem erwähnt.
Kinderfreundlichkeit
Eine eigene Kinderkarte gibt es nicht, allerdings gibt es auf Nachfrage eine kleinere Portion oder eine kleine Pizza. Das reicht eigentlich.
Barrierefreiheit
Stufen gibt es in der Pizzeria Jeckys nicht. Allerdings auch kein Behinderte-WC. Mit Kinderwagen sollte es kein Problem sein, dort zu essen, für einen Rollstuhlfahrer dürfte es aber schon schwieriger werden.

Ein Blick in den Gastraum von Jeckys Pizzeria. Viele Plätze gibt es dort nicht. © Markus Gehring
Die Karte
Die kommt tatsächlich etwas minimalistisch daher: Der Bestellflyer der Pizzeria wurde lediglich einlaminiert. Das funktioniert natürlich, schön ist aber anders. Inhaltlich passt es schon besser: Eine gute Auswahl an Pizza und Pasta, einige Salate und Antipasti. Die Auswahl ist dabei angenehm begrenzt, so dass das Versprechen „Wir kochen alles frisch“ tatsächlich glaubhaft klingt. Dazu kommen verschiedene Tagesangebote.
Die Preise
Eine kleine Pizza liegt zwischen 3,50 und 8 Euro, die größere Ausgabe kostet zwischen 4,50 und 10,50 EUro. Pasta gibt es auch zwischen 5,50 und 10,50 Euro, Salate liegen zwischen 3,50 und 10,50 Euro. Antipasti gibt es zwischen 5,50 Euro (Bruschetta) und 9,50 Euro. Insgesamt also eine überschaubare Preisspanne. Für zwei Vor-, zwei Haupt- und eine Nachspeise zahlen wir inklusive Getränken an diesem Abend 58,70 Euro.
Das Versprechen
„Wir kochen alles frisch“, sagt Drilon Gjokaj der Sohn des Inhabers Xhevdet Gjokaj. Aus der Dose oder Tüte soll bei ihnen nichts auf den Tisch kommen. „Den Pizzateig machen wir jeden Tag frisch, wir verarbeiten frisches Gemüse und echten Käse“, sagt er. Gut, bei Meeresfrüchten und Fisch machen sie davon eine Ausnahme, aber Wüllen liegt eben nicht am Meer.
Das Ambiente
Jeckys Pizzeria ist kein riesiges Restaurant. Nur eine Handvoll Tische vor der Tür und einige kleine Tische drinnen. Das sorgt für eine gemütliche Atmosphäre. Auch wenn die Stadtlohner Straße mitten im Wüllener Ortskern etwas stört. Nur eine Reihe Blumenkästen trennen Radweg und Straße von den Tischen.
Das Publikum ist bunt gemischt: Als wir dort essen, sitzen wir mit einer Gruppe Handwerker, einem Doppelkopfklub, einer Familie und offensichtlich einem Nachbarschaftstreffen zusammen im Außenbereich. Man kennt sich, man grüßt sich und man kommt miteinander ins Gespräch. Auch das passt zur Idee, mit der die Betreiber ihr Restaurant betreiben: „Wir wollen eine familiäre Atmosphäre bieten. Die Leute sollen sich bei uns wohlfühlen.“ Mit diesem Konzept betreibt die Familie das Restaurant seit Dezember 2010 – und hat sich eine große Stammkundschaft erarbeitet.
Vor-Ort oder per Vorbestellung
Wie gesagt, die Plätze in Jeckys Pizzeria sind begrenzt. Deswegen nutzen viele Gäste auch die Möglichkeit, telefonisch vorzubestellen und sich die Gerichte abzuholen. Gerade am Wochenende herrscht abends vor der Theke Hochbetrieb. Neuerdings können Gäste auch per chayns-App mit dem Smartphone bestellen und direkt bezahlen. Ein Angebot gerade für die jüngeren Kunden. „Chayns ist ja in Ahaus gut verbreitet, das nutzen tatsächlich schon einige Kunden“, erklärt Drilon Gjokaj. Der Hauptweg für Bestellungen von zuhause ist und bleibt aber das Telefon. Einen Lieferservice hat die Pizzeria nicht.
Das sagt das Netz
Die Bewertungen bei Google und Tripadvisor sind sehr positiv: 4,5 von 5 Sternen bei Google bzw. 4 von 5 Punkten bei Tripadvisor.
Verkehrsanbindung
Jeckys Pizzeria liegt mitten in Wüllen, direkt gegenüber der Hoestenpumpe. Parkplätze direkt an der Pizzeria gibt es nur wenige. Sie werden in erster Linie von Kunden benutzt, die ihr bestelltes Essen abholen wollen. Zu den Parkplätzen in der Umgebung sind es aber nur wenige Schritte. Auch mit dem Fahrrad ist Jeckys gut zu erreichen.
Fazit
Für ein aufwendiges Candlelight-Dinner samt Mehrgang-Menü und allerlei kulinarischen Raffinessen ist Jeckys Pizzeria sicherlich die falsche Adresse. Wer aber eine wirklich gute Pizza und leckere Pasta zu einem angemessenen Preis auf den Tisch bekommen möchte, ist in der kleinen Pizzeria in Wüllen genau richtig. Und genau das wollen die Betreiber ja auch anbieten.
Restaurant-Info
Jeckys Pizzeria
Marktplatz 3, Wüllen
Tel. (02561) 447510
Öffnungszeiten: täglich 12 bis 14.30 Uhr und 17 bis 22.30 Uhr, montags Ruhetag
SO FUNKTIONIERT DER RESTAURANT-CHECK
Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
