Ahauserin (37) trägt Protest in neue Generation „BI hat das über viele Jahre verpasst“

Protest in neuer Generation: „BI hat das über viele Jahre verpasst“
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Für Janna Dujesiefken ist Protest gegen Atommüll selbstverständlich: „Weil mir die Generation nach uns so wichtig ist“, erklärt die zweifache Mutter. Ihre Kinder würden das ausbaden, was die Menschen bisher gemacht haben: „Sie stehen vor dem Müll einer Energie, die sie nie genutzt haben.“

Es geht ihr nicht darum, Alarmismus rund um Atommüll zu verbreiten. Es geht ihr um Information. Um Aufklärung. Und darum, den Widerstand gegen weitere Castortransporte nach Ahaus deutlich zu machen. Beispiel Castoren aus Jülich: „Wir brauchen eine langfristige Lösung bis zu einem Endlager“, macht sie deutlich. Und das sei ganz eindeutig ein Neubau eines Lagers in Jülich, in dem der dort produzierte Atommüll sicher lagern kann.

Ein paar Mal stand sie bei den Demonstrationen der BI „Kein Atommüll in Ahaus“ schon ganz vorne. Auch am Mikro ist die 37-Jährige seit etwas über einem Jahr immer häufiger zu hören. Ein neues Gesicht in den Reihen der BI? Ungewohnt.

Sie stammt aus Ammeln. Wuchs praktisch in direkter Nachbarschaft zum Brennelementezwischenlager auf, war regelmäßig mit ihren Eltern und später als Jugendliche bei den Veranstaltungen der BI. Nach dem Abi verließ sie Ahaus, verfolgte den Protest und die Entwicklungen vor Ort nur noch aus der Ferne.

Demonstranten halten in der Ahauser Innenstadt Banner mit der Aufschrift "Stopp Castor! Stopp Atomkraft!"
Janna Dujesiefken (M.) im Kreis der Demonstranten bei der Kundgebung zum Sonntagsspaziergang im Januar 2025. Sie will zukünftig nach neuen Formaten für den Protest gegen die Einlagerung von Atommüll in Ahaus suchen. © Stephan Rape

Seit 2017 ist sie zurück in Ahaus. Heute ist sie Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. Betreibt in Ahaus eine eigene Praxis, lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Wessum. Mittlerweile seien die Kinder mit vier und sieben Jahren so groß, dass sie wieder Luft für etwas anderes habe.

„Und natürlich engagiere ich mich in der BI“, macht sie deutlich. Weil es ihr wichtig ist, das Wissen um den Atommüll in der Halle in Ammeln weiterzutragen. Von Bekannten und Freunden höre sie immer wieder einen Satz: „Die sagen mir immer wieder ‚Gut, dass Du das machst.‘ Die weiter zu motivieren, ist aber unfassbar anstrengend“, fügt sie hinzu.

Dabei sei es so wichtig, dass eine neue Generation in der BI mit anfasse. Aber das sei eben nicht einfach: „Weil jede Familie ihre eigene Belastung hat“, sagt sie. Weil das Weltgeschehen sich gerade so dramatisch entwickle. Und weil der Atommüll von vielen gerade in der Dringlichkeit nicht so hoch eingeschätzt werde.

BI hat fast den Anschluss verpasst

Umso wichtiger sei, dass die BI sich stärker darum kümmere, neue Mitglieder zu gewinnen. „Man muss klar sagen, dass die BI das über viele Jahre verpasst hat“, gibt sie zu. Menschen, in ihrem Alter, die früher die großen Demonstrationen als Kinder oder Jugendliche miterlebt haben, müssten jetzt aktiv werden.

Nach denen suche die BI händeringend. Auf Dauer sollen auch neue Formate für den Protest entwickelt werden. Ein Treffen für Neulinge, die erst einmal einen Eindruck von der BI gewinnen wollen, ist für den 24. Februar geplant. In ganz losem Rahmen. Ab 20 Uhr im Büro der BI an der Bahnhofstraße.

Demo ist für Samstag geplant

Vorher geht es aber noch einmal ganz klassisch weiter: Mehrere hundert Teilnehmer erwartet die BI zu einer größer angelegten Demo am Samstag (15. Februar): Beginn ist um 11.30 Uhr vor dem Bahnhof in Ahaus. Von dort zieht der Demonstrationszug dann in die Innenstadt. Dort ist später die Abschlusskundgebung vorgesehen. Kern der Forderungen an diesem Tag: Die BI und ihre vernetzten Mitstreiter wollen gegen eine Rückkehr zur Atomkraft demonstrieren, die einige Parteien zur Bundestagswahl zumindest laut diskutieren. Gleichzeitig fordern die Initiativen den massiven Ausbau erneuerbarer Energien.

Natürlich wollen die Initiativen auch an diesem Tag den Protest gegen die geplanten Castortransporte aus Jülich nach Ahaus erneuern. „Mit uns wird es keine 152 Castor-Transporte mit rund 300.000 hochradioaktiven Brennelementkugeln aus dem Forschungszentrum Jülich über die Autobahnen von NRW nach Ahaus geben“, heißt es in der Ankündigung zur Demo. Die Initiatoren fordern weiter den Neubau einer zeitgemäßen Lagerhalle in Jülich: „Wo der Atommüll entstanden ist.“