40.000 Follower Jana Czarnetzki teilt ihren Stallalltag in Ahaus

Ein Leben rund um Social Media im Pferdestall
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„Wir sind doch viel witziger, wir können das auch“, so hieß es vor knapp drei Jahren bei einem gemütlichen Umtrunk, nachdem Jana sich mit ihren Freunden diverse Social-Media-Accounts von verschiedenen Influencern angesehen hatte. Die Wette war, dass sie es schafft, innerhalb einer Woche Tausend Follower auf Instagram zu gewinnen – egal mit welcher Art von Content.

Jetzt, drei Jahre später, hat sie über 40.000 Follower und damit eine enorme Reichweite in der Welt der sozialen Medien. Der „Durchbruch“ gelang ihr mit einem Video vom Weideunfall eines ihrer Pferde, bei dem es sich einen doppelten Halswirbelbruch zuzog. Eigentlich suchte sie nur Gleichgesinnte, um sich über diese Art der Verletzung auszutauschen. Am Morgen danach hatte sie 6000 Follower mehr und das erste virale Video.

Jana und ihre Stute Mallorca.
Jana mit ihrer Stute „Be my Holiday“ auch genannt „Mallorca“ nach der Dressurarbeit auf dem Reitplatz im heimischen Stall in Ahaus. © Lena Wittig

Das Glück der Erde

Wenn Jana von ihren drei Pferden erzählt, ist das Funkeln in ihren Augen kaum zu übersehen. Für die ambitionierte Freizeitreiterin liegt das Glück der Erde sprichwörtlich auf dem Rücken ihrer Pferde. Für viele „Nicht-Pferdemenschen“ kaum zu verstehen, doch wie für viele andere Reiter auch, sind die Pferde für Jana eine sehr große Leidenschaft und der perfekte Ausgleich zum Alltag.

Viel Zeit verbringt sie bei Borggreve Dressage in Ahaus, der Heimat ihrer Pferde. Unter anderem möchte sie genau das in ihrem Content vermitteln. Sie nimmt ihre Follower mit in ihren Stallalltag, spricht über ihre Pferde, zeigt Ausschnitte vom Training und der Ausbildung der Tiere. Vor allem ist es ihr dabei wichtig, authentisch zu bleiben. Gerade in der Reiterwelt ist der Druck, alles richtig zu machen, sehr groß. Dass aber niemand perfekt ist, weiß Jana genau.

„Wir müssen viel mehr Selbstvertrauen in uns selber haben. Niemand ist perfekt.“ Die Freizeitreiter seien die breite Masse, nicht die Profis, die tadellos im Sattel sitzen. Daher sind auch die Freizeitreiter die, die für mehr Ehrlichkeit sorgen können.

Und genau diesen Druck, dass man perfekt sein muss, möchte Jana anderen mithilfe ihrer Videos nehmen. „Hab den Arsch in der Hose, du machst das geil, also zeig das auch“ – starke Worte einer starken, selbstbewussten Frau.

Das Leben auf Social Media

Aller Anfang ist schwer. Das trifft auch auf die Influencerin und ihre Karriere in den sozialen Medien zu. Am Anfang war es Jana wichtig, wie sie auf andere Leute wirkt. Sie wollte lustig sein und locker herüberkommen. Negatives Feedback und Hass-Kommentare unter ihren Posts haben sie stark getriggert. Nun prallt das alles an ihr ab.

„Mittlerweile fällt es mir viel leichter. Ich kenne die Menschen auf der anderen Seite nicht“, mit deren Problemen wolle sie sich nicht mehr befassen. „Sie müssen erst mal in meinen Schuhen laufen, bevor sie das Recht haben, mich zu kritisieren.“ Heute sei es der 35-Jährigen egal, wie sie auf andere wirkt. Feedback nimmt sie sich trotzdem an und sieht es als Chance, sich selbst zu reflektieren und an sich zu arbeiten.

Goldgrube Social Media?

Dass Influencer eine Menge Geld verdienen, ist kein Geheimnis mehr. Viele Einnahmen kommen dabei aus Werbekooperationen. Kooperationen, die auch Jana hat. Dabei handelt sie bei der Auswahl ihrer Werbepartner immer unter dem Leitsatz: „Es geht um meine Tiere, für die ich die Verantwortung trage. Auch wenn viel Geld geboten wird, gebe ich diese Verantwortung nicht einfach ab.“ Damit möchte sie sagen, dass man sich bewusst macht, wofür man wirbt. Daher teste sie die Produkte vorher auf Herz und Nieren, um ehrlich kommunizieren zu können. Dabei fällt das Feedback nicht immer positiv aus.

Da Social Media für die Reiterin nur ein Hobby ist, das ihr viele Türen geöffnet und wodurch sie viele neue Menschen kennengelernt hat, ist sie nicht auf die Vermarktung von Produkten angewiesen. Ihre Pferde finanziert sie durch ihren Vollzeitjob, somit habe sie die Freiheit, keine Werbung machen zu müssen, wenn sie nicht mit ganzem Herz dahinter steht.

Außerdem könne sie sich nicht vorstellen, Social Media Vollzeit auszuüben und so ihr Geld zu verdienen. „Ich möchte nicht von Zahlen und anderen Menschen abhängig sein. Dazu möchte ich mir die Freiheit nicht nehmen lassen, einfach mal drei Tage nicht online sein zu müssen.“ Wenn man bedenkt, dass Jana neben den Pferden und dem Kreieren von Content auch noch Kinder, einen Mann und einen Vollzeitjob hat, können drei Tage „Offline“ sehr erholsam sein.

Doch wie bekommt man das alles unter einem Hut? Ganz einfach – indem man nicht jeden Tag versucht, alles zu machen, so die Freizeitreiterin. „Wenn irgendwas nicht klappt, dann geht die Welt nicht unter“, so müsse man sich frei machen vom gesellschaftlichen Druck und den Anforderungen an sich selbst. Ein gutes Management, ein flexibler Job und liebe Menschen, die sich mit um die Pferde und die Kinder kümmern, seien aber genauso wichtig.

Janas Instagram Account.
Janas Account auf Instagram ist unter „horseandlife_jc“ zu finden. Dort teilt sie viele Inhalte rund um das Leben mit ihren drei Pferden. © Akcan Alex Damer

Diesen Artikel haben wir ursprünglich am 3. Juli 2024 veröffentlicht.