Ingenieure untersuchen Schlossbrücke Mit Hammerschlägen auf der Suche nach Schäden

Von Sophie Völker, Stephan Rape
Ingenieure untersuchen Schlossbrücke mit Hammerschlägen
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Ein schwerer Dieselmotor dröhnt auf dem Sümmermannplatz vor sich hin. Im langsamen Schritttempo rollt ein Kettenfahrzeug auf die Schlossbrücke zu. Am Geländer angekommen, richtet ein Techniker den Mast auf, er schwenkt die Laufbrücke zur Seite, fährt sie fast bis zum Wasserspiegel der Gräfte hinunter. Zwei Männer in Sicherheitsschuhen und Warnjacken klettern hinunter, beginnen dort die Brücke abzuklopfen. Brückenprüfung.

Alle sechs Jahre findet hier die Hauptprüfung der Schlossbrücke statt. „Diese kann dann schon mal gut zwei bis drei Stunden dauern“, erklärt Brückenprüfingenieur Stefan Helmke. „Doch mit großer Wahrscheinlichkeit wird man nichts finden“, ergänzt Benedikt Völker. Er arbeitet beim Kreis Borken, ist dort für das Ahauser Schloss verantwortlich. Die Mauern der Gräfte wurden in den vergangenen Jahren gerade erst saniert.

Brückenuntersichtgerät auf der Brücke zum Ahauser Schloss
Das sogenannte "Brückenuntersichtgerät" steht auf zwei Raupenketten auf der Brücke und kann die Arbeitsbühne an einem langen Mast unter den Brückenbogen fahren. In der Vergangenheit wurde die Prüfung auch mal vom Boot aus erledigt. © Stephan Rape

Äußerlich ist zwar kein Unterschied zu bemerken, doch von Innen besteht sie aus einem neuen Betonkern. „Die Brücke wurde 1993 komplett bis auf die Fundamente herunter gestemmt und neu aufgebaut“, erklärt er weiter. Nur die Sandsteine seien original. Die deutlich helleren roten Klinkersteine an der Oberkante der Mauer zum Sümmermannplatz deuten noch darauf hin: Dort wurde damals während der Bauarbeiten eine Behelfsbrücke für Fußgänger über die Gräfte gelegt.

Ein Grund für die komplette Überarbeitung der Brücke war damals die Befürchtung, dass die Brücke keine schweren Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr tragen konnte. Für den Ernstfall wollte man da abgesichert sein.

Am Ende schwebte die Arbeitsbühne wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche. Für die Brückenprüfer nichts Besonderes: Sie prüfen sonst auch Autobahnbrücken und arbeiten dann auch direkt unter riesigen Talbrücken.
Am Ende schwebte die Arbeitsbühne wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche. Für die Brückenprüfer nichts Besonderes: Sie prüfen sonst auch Autobahnbrücken und arbeiten dann auch direkt unter riesigen Talbrücken. © Stephan Rape

Und die Prüfung jetzt? Die ist für alle Brücken vorgeschrieben. Egal ob historische Gewölbebrücke zur Schlossinsel oder moderne Autobahnbrücke über den Rhein. „Alle drei Jahre finden abwechselnd einfache Prüfungen und Hauptprüfungen statt“, erklärt Stefan Helmke.

Bei den Hauptprüfungen klopfen die Ingenieure mit einem Hammer einzelne Steine ab. Hat sich dahinter beispielsweise ein Hohlraum gebildet, klingt es deutlich dumpfer als bei intaktem Mauerwerk. Das wurde in der Vergangenheit auch schon einmal vom Boot aus erledigt. Mit der speziellen Arbeitsbühne gehe das aber noch etwas besser. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Brückenuntersichtgerät: Eine spezielle Arbeitsbühne, die auf der Brücke stehend unter die Brücke gefahren werden kann.

Mauer am Schloss
Die hellen Steine in der Mauer zur Gräfte markieren die Stelle, an der 1993 die Behelfsbrücke über die Gräfte gelegt wurde. Damals wurde die Schlossbrücke von Grund auf neu aufgebaut. © Stephan Rape

Diese kleinste Variante kann bis zu 250 Kilo tragen und lässt sich auf einem kleinen Anhänger verladen. Die größten Varianten des Spezialunternehmens aus Lengerich sind 23 Tonnen schwer und nehmen einen kompletten Sattelschlepper ein.

Zu zweit fahren die Brückenprüfer auf der kleinen Metallplattform das Brückenuntersichtgerät unter die Brücke. Mit dabei ist Kristen Helmke, der Sohn des Prüfingenieurs. Und während die Bühne noch langsam unter die Brücke schwenkt, pfeift er schon anerkennend durch die Zähne: „Hier ist kein Riss, keine beschädigte Fuge zu sehen. Eigentlich sind wir schon fertig“, sagt er und fährt mit dem Zeigefinger die Fugen unter der Brücke entlang.

Hoch über der Gräfte

Von oben wird ihm geraten, die Bühne nicht zu tief zu fahren. Dann gebe es nasse Füße. Doch er winkt ab: „Das ist ja harmlos hier“, erklärt er grinsend. Spannend werde die Arbeit erst, wenn 30 Meter oder mehr Luft zwischen Erdboden und der Arbeitsplattform liegen. Alltag für die Brückenprüfer. Dann greift er wieder zum Hammer und klopft die nächsten Steine ab. Auch wenn die Fugen unbeschädigt aussehen – die Brücke muss genau untersucht werden.

Dann kehrt wieder Ruhe ein. Bis zur nächsten Prüfung.

Auch die übrige Sanierung rund um das Ahauser Schloss neigt sich langsam ihrem Etappenziel entgegen. Bald könne das Gerüst abgebaut werden, sagt Benedikt Völker und blickt in Richtung Schlossturm. Dann ist da nur noch der Rest der Gräftenmauer: Die muss noch saniert werden. Vor allem in der Nähe der Parkpalette. Dort hat ein Baum sie eingedrückt. Aber das ist die nächste Baustelle.