Im Landgasthof Gerwing-Wulf gibt es leckeres Wild und eine eiskalte Überraschung
Restaurant-Check
Der Landgasthof Gerwing-Wulf punktet mit gutem Essen und schöner Atmosphäre. Nur wenn Adventsmarkt in Alstätte ist, sollte man nicht hier essen wollen.
Seit 1871 ist der Landgasthof Gerwing-Wulf im Besitz der Familie, inzwischen stehen mit Ludger und Hendrik Gerwing die vierte und fünfte Generation an den Kochtöpfen. Sie bieten moderne münsterländische Küche. Schnell ist man vom Brinkerhook aus auch im Grünen. Doch das interessiert uns an diesem regnerischen Abend nicht.
Ausnahmsweise soll dieser Restaurant-Check mit den Speisen beginnen. Denn hier kann der Landgasthof Wulf-Gerwing überzeugen. Die Speisekarte ist übersichtlich, offensichtlich der Saison angepasst und anders als ich sie vorher im Internet gesehen habe. Vielleicht liegt das an der Adventszeit, wo viele Gruppen das Restaurant besuchen. Das stört uns aber gar nicht. Ich mag es, wenn ich nicht zwischen gefühlt 100 Gerichten auswählen kann.
Die Speisekarte
Bei den Vorspeisen werden drei sehr verschiedene Suppen angeboten: Gulaschsuppe, Pfifferlingrahmsuppe und Kürbiscremesuppe mit Rucola. Außerdem stehen Blattsalate mit Roastbeef oder mit Pfifferlingen sowie ein Rindercarpaccio auf Pesto auf der Karte.
Bei den Hauptspeisen haben wir die Wahl zwischen Schweineschnitzel mit gebratenen Pfifferlingen, Schweinemedaillons mit Pfifferlingrahm, Rumpsteak mit Zwiebel-Senfkruste oder einem Pfeffersteak vom Rinderfilet. Außerdem stehen zwei Wildgerichte auf der Karte.
Wer Fisch mag, wird fündig bei Lachssteak auf Weißweinsauce oder Zanderfilet auf der Haut gebraten. Als Beilagen werden meist Bratkartoffeln, Röstitaler oder Kroketten, außerdem oft Blattsalat angeboten. Wer kleinere Hauptspeisen möchte, kann Roastbeef kalt mit Remouladensauce und Bratkartoffeln bestellen, einen „Strammen Max“ und überraschenderweise sogar Maultaschen mit Rieslingrahm, die ja eigentlich in den Süden Deutschlands gehören.
So ist unsere Wahl auch schnell getroffen. Meine Begleitung entscheidet sich für die Kürbiscremesuppe, auf der frittierter Rucola schwimmt. Die Suppe schmeckt kräftig und nicht fruchtig oder möhrenlastig, wie es oft geboten wird. Der frittierte Rucola passt sehr gut dazu. Allerdings wird er im Laufe der Zeit in der Suppe schnell wieder weich. Eine gute Wahl, entscheidet meine Begleitung.
Auch ich habe mich richtig entschieden. Blattsalate mit Roastbeef: Beim ersten Blick argwöhne ich, dass das Fleisch zu roh ist, aber der Gabeltest beweist, es ist genau richtig scharf angebraten, zart und geschmackvoll. Der Salat ist im Gegensatz leider etwas zu kalt, das auf Himbeeressig basierende Hausdressing passt gut.
Die Hauptspeise
Wir sind beide Freunde von Wild. Dass uns die Bedienung erzählt, dass Ludger und Henrik Gerwing beide jagen gehen, macht uns die Entscheidung erst recht einfach. Also bestellt meine Begleitung Schwarzwildmedaillons mit einer Wacholderpilzjus, dazu Röstkartoffen und Blattsalat. Die Medaillons sind mit Speck umwickelt, das macht sie saftig, auch die Bratkartoffeln sind lecker. Die Sauce erscheint auf den ersten Blick, als ob es die gleiche ist, die sich auf meinem Teller zum Hirsch gesellt. Sie werden sicher auch den gleichen Grundansatz haben, allerdings kommt die Wacholdernote gut heraus.
Ich habe mich für Hirschmedaillons mit Pilzen an Jus entschieden, begleitet wird das von Kroketten und Rotkohl. Auch hier überlege ich einen Augenblick, ob das Fleisch zu blutig ist, es macht in der Mitte einen sehr rohen Eindruck. Und wieder überzeugt mich der Bissen im Mund. Das Ganze ist sehr geschmackvoll, das Fleisch zart und einfach lecker. Bei den Pilzen hätte ich mir ein paar mehr gewünscht, da ist kein großer Unterschied zum anderen Teller zu erkennen, wo Pilze ja eigentlich nur Deko waren.
Die Crème Brulée, die wir uns teilen wollten, ist leider aus, auf einen Eisbecher haben wir keine Lust. Also nehmen wir gerne das Angebot für den Nachtisch an, der im Nebenraum einer Gruppe serviert wird. Pflaumen in Cognac, dazu Walnusseis und Sahne. Das geht immer: So sind wir uns einig und der Teller ist schneller leer, als ich gedacht habe.
Kommen wir zur Atmosphäre und damit zum Wermutstropfen an dem Abend. Das Restaurant sieht großartig aus, alle Tische sind sehr schön eingedeckt, ein Kamin fügt sich ins Ambiente ein. Ich kann mir gut vorstellen, wie schön es ist, wenn hier an den Tischen Gäste gepflegt speisen und ein Feuer im Ofen prasselt.
Nur: Wir sind die einzigen Gäste an dem Abend. Und es ist eiskalt. Die Bedienung dreht erst bei unserem Ankommen einen Heizkörper an und rät uns, uns gleich davor an den Tisch zu setzen. Sie erläutert, es sei Adventsmarkt in Alstätte und eigentlich würden keine Tischreservierungen angenommen.
Doch meine leider schon. Ich hatte telefonisch angefragt, ob wir abends kommen könnten. Viel lieber wäre es mir gewesen, man hätte uns aus dem ja nachvollziehbaren Grund auf einen anderen Abend verwiesen. Denn so sitzen wir da und frieren, für mich gibt es fast nichts Schlimmeres. Bei der Frage nach einem Getränkewunsch rutscht meiner Begleitung unwillkürlich „Glühwein“ raus. Auch wenn man nur einen einzigen Gast erwartet, muss man auf diesen vorbereitet sein. Unsere Laune sinkt.
Wir entscheiden schnell, dass wir hier auf keinen Fall bleiben wollen. Es geht nach nebenan in den Wirtsraum, im Vorübergehen geben wir im Stehen unsere Bestellung auf, was zwar etwas merkwürdig ist, aber eine gute Idee von der Bedienung, weil wir so der Gruppe nebenan zuvorkommen. Im Wirtsraum sind wir zwar auch alleine, dafür ist es wärmer und wir hören aus dem Nebenraum die Gruppe bei ihrem fröhlichen Beisammensein. Dank des guten Essens endet der Abend dann doch noch harmonisch für uns beide.
Die Preise
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut. Vorspeisen kosten zwischen 4,80 und 9,80, die Hauptspeisen zwischen 18,20 und 28,40 Euro. Für das Dessert haben wir 5,20 Euro bezahlt. Das Veltins (0,3 l) steht mit 2,50 Euro auf der Rechnung, das Wasser für 2 Euro. Mein Rotwein hat 6,90 die 0,2-Liter-Karaffe gekostet. Insgesamt zahlen wir an dem Abend 88,30 Euro.
Barrierefreiheit
Das Restaurant ist barrierefrei zu erreichen.
Das sagt das Netz
Viele Beurteilungen beziehen sich auf den Hotelbetrieb. Insgesamt finden sich eher unterschiedliche Reaktionen. „Sehr leckeres Essen, stimmungsvoll eingerichtet“ ist eine davon. Bei Facebook gibt es 4,9 von 5 Punkten, allerdings ist die neueste Bewertung von 2018.
Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants - als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden - mit ihren Stärken und Schwächen.