Illucens bekommt Deutschen Nachhaltigkeitspreis Madenzucht mitten in Alstätte räumt Preis ab

Deutscher Nachhaltigkeitspreis: Illucens aus Alstätte räumt Preis ab
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Illucens bekommt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025: In der Kategorie „Landwirtschaft und Fischerei“ haben die Madenmäster aus Alstätte die Jury überzeugt.

Seit 2019 läuft die Anlage im Testbetrieb: In den Hallen der ehemaligen Textilwerke Ahaus züchten und mästen Dirk Wessendorf und seine rund 15 Mitarbeiter die Schwarze Soldatenfliege. Auf rund 24 Kilometern Länge summieren sich die Kunststoffschächte, in denen die Maden der Tiere binnen 15 Tagen gemästet werden. Abermillionen Tiere wachsen gleichzeitig. Mehrere Tausend Tonnen Schlachtmasse entstehen so pro Jahr. Die gesamte Anlage ist hochgradig automatisiert, kann von einem einzelnen Mitarbeiter gesteuert und bedient werden. Gefüttert werden die Maden mit verschiedenen Reststoffen.

Der Züchter in Alstätte zeigt seinem Gast Jens Spahn die Maden.
Das Unternehmen in Alstätte wurde anfangs belächelt, sorgt aber mittlerweile für viel Aufmerksamkeit wie hier beim Besuch des CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn im vergangenen Sommer. © Stephan Rape

Über Leitungen werden die Tiere durch ein heißes Wasserbad gespült und darin getötet. Trocknung und Weiterverarbeitung laufen genauso automatisch. Am Ende stehen ein Proteinpulver sowie Fett. Das wandert aktuell in die Heimtierfutterproduktion oder andere industrielle Nutzungen. Auch als Lebensmittel wäre das Pulver denkbar, ist als solches aber noch nicht zugelassen. Illucens untersucht in einem Projekt gerade die Herstellung innovativer Lebensmittel mit Insektenproteinen – etwa Würste mit Zusatz von Proteinmehl.

Es gibt Mitbewerber, die die gleichen Tiere züchten und mästen. Zwei andere in Deutschland, größere in Frankreich oder den Niederlanden. „So wie wir es hier in Alstätte machen, gibt es das aber nirgends“, hatte Dirk Wessendorf vor einigen Wochen stolz erzählt. Die Automation sei darauf ausgelegt, dass Landwirte ihre Betriebe künftig umstellen.

Interessierte Landwirte

Künftig möchte er Mastanlagen dezentral aufbauen. Auf landwirtschaftlichen Betrieben, die statt Schweinen eben Maden mästen. Sechs bis acht Bauanträge sind gestellt. Bundesweit gebe es schon mindestens 20 weitere interessierte Landwirte.

Und genau da setzt die Jury der Stiftung Nachhaltigkeitspreis an: Einerseits das partnerschaftliche Geschäftsmodell, das landwirtschaftliche Betriebe in die Lage versetzen soll, eigene Larven aufzuziehen. Durch die Kreislaufwirtschaft sollen Ressourcen geschont werden. Auch reduziere der Betrieb Importabhängigkeiten und biete umweltfreundliche Proteinquellen für die

Futtermittelproduktion in der Hühner-, Schweine- und Fischzucht. Als nachhaltige Alternative zu Soja und Fischmehl verringert das Konzept zudem den CO₂-Ausstoß und trägt aktiv zur Reduzierung der Überfischung bei.

Noch ist nicht alles möglich

Noch darf nicht das gesamte denkbare Spektrum an Rohstoffen an die Larven verfüttert werden: Bioabfälle, Kantinenreste oder feuchtes Getreide wären ideales Futter für die Larven. Das ist aber gesetzlich nicht erlaubt. Stattdessen bekommen die Larven aktuell noch Getreide oder Getreideschrot.

Noch gilt es, etliche rechtliche Hürden zu nehmen. Doch allein der Sieg beim Nachhaltigkeitspreis ist für Illucens ein riesiger Schritt, den das Unternehmen mit der zweiten Nominierung als Finalist jetzt erreicht hat: „Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung unserer Arbeit“, erklärt Gründer Dirk Wessendorf in einer Mitteilung des Unternehmens. Es sei eine riesige Bestätigung, ergänzt auch Unternehmenssprecherin Bärbel Girardin im Gespräch mit unserer Redaktion. Gerade auch, weil das Unternehmen in den Anfängen belächelt worden sei. „Niemand hätte geglaubt, dass wir in so kurzer Zeit so einen prestigeträchtigen Preis erreichen können“, sagt sie.

Die Prämierung zeige aber eben auch, dass die Gedanken zur Nachhaltigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien. Auch und gerade in der Landwirtschaft.

Die Preisverleihung findet am 28. November in Düsseldorf statt. Zuvor stellt Illucens seine wegweisenden Lösungen vom 12. bis 15. November 2024 auf der EuroTier in Hannover aus.