Die ehemaligen Hülsta-Hallen in Ottenstein sind verkauft. Die Venceremos-Gruppe mit Sitz in Legden wird das riesige Areal in Zukunft als Lagerfläche benutzen – und einen Teil davon möglicherweise weitervermarkten.
Einen mittleren einstelligen Millionenbetrag haben Paul und Michael Königsmann dafür auf den Tisch gelegt. Onkel und Neffe sind die Geschäftsführer der MIPA-Immobilien GmbH, die zur Venceremos-Gruppe gehört. Näher wollen sie die Summe nicht benennen. Den Kaufvertrag haben sie kurz vor Weihnachten unterschrieben. In den kommenden Wochen wollen sie die Hallen in Ottenstein beziehen.

An dem 90.000 Quadratmeter großen Areal und den 38.000 Quadratmetern Hallenfläche wollen sie erst einmal nichts verändern. „Was auf Dauer passiert, wissen wir noch gar nicht“, sagt Paul Königsmann. Zunächst sollen die Hallen als Lagerfläche genutzt werden.
Die neuen Flächen brauchen die Königsmanns dringend. „Wir hatten eine Halle in Coesfeld angemietet“, erklärt Paul Königsmann. 12.000 Quadratmeter Lagerfläche hatte die Gruppe dort genutzt. Dann kam mit einigem Vorlauf die Kündigung. „Wir haben uns auf die Suche nach einer Alternative gemacht“, erklärt er weiter.
Und die ehemaligen Hülsta-Hallen seien ganz einfach die beste Option gewesen. Monatelang haben sie deswegen verhandelt und am Ende den Zuschlag bekommen.
Gründung in den 1980er-Jahren
Weitere 25.000 bis 30.000 Quadratmeter Lagerhallen hat die Gruppe in Schöppingen. Die komplette Produktion steht in einer 14.000 Quadratmeter großen Halle im Ortskern Legdens. Lastwagen pendeln ständig zwischen den einzelnen Standorten. Durch die Verdoppelung der Fläche habe die Gruppe jetzt genügend Flexibilität für die kommenden Jahre, heißt es.
Denn Flexibilität ist für das Unternehmen unbedingt wichtig: Seit Anfang der 1980er-Jahre produziert Venceremos Recycling-Papier und -Schulschreibwaren. Die Wurzeln liegen in einer Kolping-Jugendgruppe und ihrer Papiersammlung in Lette. Es folgte die Gründung durch acht Mitglieder als selbstverwalteter Betrieb. Inzwischen hat die Gruppe 70 Mitarbeiter und arbeitet in bis zu drei Schichten.
Hochbetrieb vor Schulbeginn
Der Knackpunkt: 60 bis 80 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen zwischen Juni und August. Wenn die Sommerferien enden und sich Eltern für das kommende Schuljahr mit Heften und Blöcken eindecken. Über alle großen Discounter, Supermärkte und Drogerien setzt Venceremos seine Produkte ab. Dazu kommen noch einige Fair-Trade-, Eine-Welt- und Bioläden sowie Umweltorganisationen. In der absoluten Hochphase werden bis zu 33 Lkw pro Tag beladen.
Die Produktion läuft natürlich das ganze Jahr. Sie beginnt im November im Ein-Schicht-Betrieb, steigert sich ab Januar/Februar zur Zwei-Schicht und kann kurz vor den Sommerferien sogar zur Drei-Schicht erweitert werden. Der Großteil der fertigen Ware wird bis zur heißen Phase eingelagert. Dafür werden die großen Flächen benötigt.
Produktion bleibt in Legden
Bei aller Flexibilität durch die neuen Hallen in Ottenstein ändere sich am Produktionsstandort mitten in Legden aber erst einmal gar nichts. „Für die nächsten fünf Jahre bleiben wir in jedem Fall hier“, sagt Paul Königsmann. Weiter in die Zukunft könne sowieso niemand blicken.
Und den Maschinenpark zu verlegen oder gar die Hallen in Ottenstein in einen modernen Produktionsstandort umzubauen gehe in die Millionen. Das rechne sich so einfach nicht.
Für die Hallen in Ottenstein haben Onkel und Neffe noch weitere Optionen im Hinterkopf. Eine Vermietung an weitere Interessenten, eine Weiterentwicklung mit Blick auf das kommende Gewerbegebiet im Ottensteiner Norden oder auch Nutzung für PV-Anlagen. Erste Anfragen dazu gebe es schon. „Aber selbst, wenn das nichts wird, ist das kein Problem“, sagt Paul Königsmann. Der Worst Case, also der schlimmste anzunehmende Fall, wäre ein Nullsummenspiel: Selbst wenn die Hallen ausschließlich als Lager genutzt würden: „Das würde uns reichen“, sagt Michael Königsmann zufrieden.

