Am Rand des Schlossgartens ist fast unbeobachtet ein ganz neuer Teil zu dem großen Park dazu gekommen. Hecke und Zaun zum Garten Rensing zwischen Schlossgarten und Hindenburgallee wurden geöffnet. Sie bieten dem Besucher seit kurzem Zugang zu vier bisher versteckten Zeugen der Vergangenheit.
Um 1700 schuf Johann Wilhelm Gröninger die große Minerva-Statue. Die Göttin des Verteidigungskriegs überblickt den nun geöffneten Gartenteil von einer Säule aus. Fast komplett im Gebüsch versteckt steht eine Vase aus Sandstein, die das Wappen von Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg trägt und aus dem Jahr 1702 stammen soll.
„Sie lag gekippt und halb eingewachsen hier auf dem Boden“, sagt Andreas Kosmann vom Heimatverein Ahaus. Normalerweise führt er als Oldenkott‘s Natz über die Ahauser Schlossinsel und durch das Schloss. Jetzt kommt der Schlossgarten in den Fokus. Und damit eben auch der neu dazugewonnene Teil, der Garten Rensing.

Dazu gehört das quadratische Gartenhaus, das auf Resten der alten Schlossmauer thront. Und das um die Wende des 19./20. Jahrhundert errichtet wurde. Dessen Substanz sei zwar noch gut, der Zahn der Zeit nage aber daran. „Wenn man sich das Gartenhaus ansieht, versteht man auch, dass die Verwaltung das Haus Oldenkott dringend vermieten möchte“, sagt Ralf Büscher. Stehe so ein Gebäude leer, werde es eben einfach nicht besser.
Prunkstück des Gartens ist das genau 300 Jahre alte Tor Gartentor, das in den vergangenen Wochen aufwendig saniert wurde. „Das hat Johann Conrad Schlaun in Auftrag gegeben und später persönlich abgenommen“, erklärt Andreas Kosmann.
Er zieht Abschriften alter Urkunden aus einer Mappe. Und er deutet auf die Statuen, die auf den beiden Säulen thronen: Symbole der weltlichen Macht auf der einen, für die geistliche Macht auf der anderen Seite. Figuren aus schlesischem Sandstein. „Die müssen damals mit dem Karren bis hierher transportiert worden sein“, sagt Ralf Büscher. Heute kaum vorstellbar.
Dornröschen wachgeküsst
Andreas Kosmann gerät direkt ins Schwärmen. Dieser Teil des alten Schlossgartens, der im 19. Jahrhundert in einzelnen Parzellen verkauft wurde, habe jahrelang wie Dornröschen im Tiefschlaf gelegen. „Jetzt konnten wir es gemeinsam wachküssen“, sagt er strahlend.

Ein Projekt, das gut fünf Jahre Vorarbeit gekostet hat. Ungezählte Stunden ehrenamtlicher Arbeit, zahllose Gespräche mit der Ahauser Verwaltung, der Denkmalschutzbehörde, den Eigentümern des Gartens. „Es hat sich gelohnt. Diese Denkmale müssen den Menschen zugänglich sein“, erklärt auch Ralf Büscher, Vorsitzender des Heimatvereins Ahaus.
Schlösser- und Burgentag
Die Schätze des Schlossgartens möchte Andreas Kosmann alias Oldenkott’s Natts den Besuchern am Schlösser- und Burgentag (16. Juni) zeigen. Jene aus Sandstein, aber auch die aus Holz gewachsenen: „Denn schon der Baumbestand an sich ist ja ein echtes Denkmal.“ Ein wunderschöner Barockgarten, der in Zukunft noch attraktiver werden soll. „Ich hab da noch ein paar Ideen“, sagt Andreas Kosmann.
Und abseits der Gartenführung? Auf der Schlossinsel wird die große Picknicktafel der Münsterländer Picknicktage aufgebaut. Kurzentschlossene brauchen sich allerdings keine Hoffnung mehr auf einen der Picknickkörbe zu machen: „Alle ausgebucht“, erklärt Benedikt Homölle, Geschäftsführer von Ahaus Marketing und Touristik.
Das Rahmenprogramm dort – die geöffneten Museen auf der Museumsinsel, die Angebote des Heimatvereins, die Konzerte der städtischen Kapelle sind natürlich trotzdem offen für Interessierte. Führungen gibt es um 12, 14 und 16 Uhr.