Eigentlich wollte Familie Gjokaj schon Anfang 2023 das Haus Kemper an der Stadtlohner Straße umbauen. Eigentlich sollte dieser Umbau auch längst fertig sein. Eigentlich wollten sie im Erdgeschoss von Haus Kemper ihre Pizzeria erweitern und Platz für bis zu 85 weitere Gäste schaffen. Eigentlich sollten dort unten nach dem Umbau weder Wände noch Säulen stehen bleiben. So weit zur Theorie.

„Ich weiß nicht, wie oft ich mit Architekt und Statiker zusammengesessen habe“, sagt Drilon Gjokaj. Zusammen mit seinem Vater Xhvedet (62) hatte er Ende 2022 die Chance genutzt und die beiden Gebäudeteile – Pizzeria und Haus Kemper – gekauft. „Eigentlich wollte ich im Erdgeschoss weder Säulen noch Wände sehen“, sagt er. Statiker und Architekt hätten dann eine Weile gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass das schlicht nicht gehe.
„Wir bauen ja im Bestand“, sagt er. Einige Kompromisse habe er dann doch eingehen müssen. „Erst zähneknirschend, jetzt geht‘s“, fügt er lächelnd hinzu. Denn dass die Fassaden des Gebäudes stehen bleiben sollen, sei mit der Dorfgemeinschaft und der Stadt abgestimmt.
Viele Hürden standen im Weg
Nicht die einzige Hürde, die die Familie in den vergangenen Monaten nehmen musste: „Brandschutz, Energieeffizienz, Statik, Bewilligungen – eine lange Liste“, zählt er auf. Wieder und wieder hätten verschiedene Gespräche den Beginn der Arbeiten verzögert. „Wir wären lieber jetzt auch schon fertig. Wir haben ja seit zwei Jahren Monat für Monat Geld verloren“, erklärt er.
In den Obergeschossen über Pizzeria und dem Haus Kemper werden vier 60 Quadratmeter große Wohnungen entstehen. Die geplante Erweiterung des Restaurants steht dabei erst einmal auf Warteposition. Stattdessen wird erst einmal nur ein großer Veranstaltungsraum gebaut. Für Hochzeiten, Feste oder Vereine. Eigene Sanitäranlagen und eine Theke werden dort eingebaut. Auch die rückwärtige Terrasse wird saniert und in das gesamte Konzept eingeplant. Für Veranstaltungen. Nicht für den täglichen Betrieb.

Das große Problem ist und bleibt das Personal: „85 zusätzliche Personen könnten wir aktuell ganz einfach nicht in unserer Qualität bewirten“, sagt Drilon Gjokaj. Und dem Erfolg und der Qualität des Familienbetriebs fühlt er sich natürlich verpflichtet. Doch neues Personal sei aktuell einfach nicht zu bekommen. Neben seinen Eltern, zwei Cousins und seinem Schwager arbeitet auch er im Nebenberuf in der Pizzeria. Dazu kommen drei Angestellte. „Einen Koch, einen Pizzabäcker und zwei Kellner könnten wir sofort anstellen“, sagt er. Dann könnte es auch mit der Erweiterung des Restaurants schnell etwas werden.
„Wir planen den Umbau gerade so, dass wir ihn mit wenig Aufwand vom Veranstaltungsraum zum Restaurant umnutzen können“, sagt Drilon Gjokaj. Insgesamt verplant er eine mittlere sechsstellige Summe für den Umbau. Genau stehe die Kalkulation noch gar nicht. Ebenfalls vorgesehen ist, dass das Restaurant saniert und modernisiert wird. Dafür wird die Pizzeria in den kommenden Monaten für vier Wochen schließen. „Den genauen Termin nennen wir noch. Der steht noch nicht fest“, sagt er.
Viele Antworten sind noch offen
Dass er voll in das Familienunternehmen einsteigt, sei erst einmal kein Thema. „Ich habe ja noch meinen Hauptjob“, sagt Drilon Gjokaj. Er ist bei der Bleker-Gruppe für Business-Kunden und Nutzfahrzeuge zuständig. Parallel arbeitet er seit der Eröffnung der Pizzeria 2010 dort mit. „Damals konnte ich ja nicht mal ein Tablett halten“, erklärt er lachend. Sein Vater ist inzwischen 62. Wie lange der noch am Pizzaofen stehe, sei eine andere Frage. Wie es danach weitergehe, eine weitere. Antworten gibt es dazu aktuell noch nicht.