Hartmut Liebermann zum Dach über den Castoren „Wir wollen keinen Alarmismus betreiben“

Hartmut Liebermann: „Wir wollen keinen Alarmismus betreiben!“
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Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ hat in einer Pressemitteilung mögliche Schäden am Dach des Brennelementezwischenlagers veröffentlicht. Doch die wurden längst behoben. Im Gespräch mit unserer Redaktion macht BI-Sprecher Hartmut Liebermann deutlich, was die Schäden in seinen Augen bedeuten, räumt aber auch eigene Fehler ein.

Dr. David Knollmann und ein Luftbild vom BZA
Dr. David Knollmann, Pressesprecher der Gesellschaft für Zwischenlagerung, hier auf einem Archivbild, hatte die Aussagen der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" ungewohnt scharf kritisiert. Der Inhalt des offenen Briefs sei irreführend, falsch und in Teilen schlicht Quatsch. © Bernd Schlusemann

Von wem stammt die Information zum angeblich schadhaften Dach bzw. den Statikproblemen?

Wir können unseren Informanten nicht preisgeben. Wir bekommen immer wieder Informationen zugetragen, die sehr wichtig sind für uns. Immer unter der Bedingung, dass die Informanten nicht genannt werden. Würde ich jetzt einen Namen nennen, würde das dazu führen, dass die Quelle versiegen würde.

War der BI bewusst, dass es sich dabei nicht um aktuelle Arbeiten handelt?

Nein, das war uns nicht bewusst. Wir waren sicher, dass es Probleme mit der Statik gegeben hat. Wir wussten aber nicht genau, wie aktuell das war. Das war für uns aber auch nicht so entscheidend: Wir wollen keinen Alarmismus betreiben, nach dem Motto, dass morgen die Halle einstürzt. Das war nicht unsere Absicht.

Unsere ganze Arbeit machen wir vor einem anderen Hintergrund. Wir wissen, dass dieses Lager wohl noch bis ins nächste Jahrhundert hier gebraucht wird. Von daher müssen Bedingungen erfüllt sein, die so eine Langzeitlagerung einigermaßen akzeptabel machen. Da kommt es nicht darauf an, ob das Problem vor drei Jahren, drei Monaten oder drei Wochen existiert hat.

Sie hatten es so formuliert, dass es sich um ein aktuelles Problem handelt. Dass sich aktuell das Dach durchbiegt, dass es dort aktuell Wasserpfützen gibt, dass deswegen aktuell Stahlseile gespannt wurden. War das ein Fehler?

(überlegt). Ähm, also wir haben vielleicht nicht deutlich genug gemacht, dass es nicht notwendigerweise ein Problem ist, dass in dieser Woche existiert. Aktuell ist es für uns trotzdem, auch wenn wir hören, dass es vor ein paar Jahren beseitigt worden ist. Denn die Probleme mit der Statik, die dort bestanden, sind nicht dauerhaft aufgehoben. Weil die Halle im Vergleich zu allen anderen Zwischenlagern zu dünn ist. Das Grundproblem ist nicht behoben, auch wenn das jetzt für eine Weile halten mag: Wir brauchen eine ganz andere Lagerhalle, die anders konstruiert ist.

Wie reagieren Sie auf Kritik oder auf die Aussage der BGZ, dass es sich bei Ihrer Veröffentlichung um irreführenden Quatsch handele?

Erstmal sind wir langsam mit einer Reaktion. Aus Erfahrung wissen wir, dass bei solchen umstrittenen Dingen, die erstmal geleugnet werden, nach und nach doch Informationen ans Tageslicht kommen, die dann doch mehr in unsere Richtung gehen. Und das ist hier schon nach wenigen Tagen der Fall: Die BGZ erklärt, dass die Baumaßnahmen im Zuge der Härtung gegen Angriffe von außen vorgenommen worden seien. Zeitlich war das wohl so. Laut Wirtschaftsministerium aus Düsseldorf waren der Hintergrund aber statische Probleme. Gespräche mit der BGZ, wie Dr. David Knollmann sie angeboten hat, führen wir sehr gerne.

Glauben Sie einer Aussage, nach der es laut VDI-Prüfung aktuell keine Probleme baulicher Art am bestehenden BZA gibt?

Wir genießen das mit Vorsicht. Das mag für den Moment gelten. Wir finden gut, dass solche Überprüfungen regelmäßig stattfinden. Das Grundproblem bleibt, dass wir diese Lagerhalle dafür nicht geeignet halten. Und wer weiß, was bis 2036 ist. (So lang ist das Zwischenlager genehmigt, Anmerkung der Redaktion). Auch da kann sich noch einiges neu ergeben. Aber auch deswegen finden regelmäßig Prüfungen statt.

Für wie wahrscheinlich halten Sie es, die drohenden Transporte aus Jülich doch noch verhindern zu können?

Das ist ein bisschen Lotterie und eine schwierige Frage. Die Einlagerungsgenehmigung wurde vor über acht Jahren erteilt. Die Transportgenehmigung wurde damals auch schon beantragt, sie wurde aber noch nicht erteilt. Nach dem, was wir hören von den zuständigen Behörden, gibt es da immer noch dieses oder jenes Problem. Wir wissen nicht, welche. Seit Jahren hören wir immer wieder Termine, zu denen angeblich Transporte kommen sollen. Letztlich ist das eine politische Entscheidung.

Zum Thema

Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ ruft am Montag, 13. Januar, zu zwei Veranstaltungen auf:

  • Mahnwache: von 9 bis 10 Uhr; Kreisverkehr bei den Tobit.Labs, Schumacherring/Parallelstraße. Anlass sind die dort beginnenden Umbauarbeiten am Kreisel für mögliche Atommüll-Transporte aus Jülich. Wegen der Umbauarbeiten werden vom 13. bis 20. Januar Arme des Kreisverkehrs gesperrt.
  • Öffentlicher Stammtisch: ab 20 Uhr, BI-Büro an der Bahnhofstraße 27. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Vorbereitung der geplanten Sonntagsdemonstration am 19. Januar, aber auch die Diskussion um Dachprobleme an der Atommüll-Lagerhalle.