Im geplanten Baugebiet an der Gartenstraße in Wessum sollen mehr Häuser und Wohnungen entstehen, als in der ersten Planvariante vor drei Jahren angedacht war. Weil Verwaltung und Architekt noch einmal neu geplant haben, sind jetzt ungefähr 25 Grundstücke mehr entstanden.
Sie sind insgesamt etwas kleiner, die Häuser werden etwas dichter stehen. Dazu kommen Hausformen, die bisher nicht vorgesehen waren: „Das Einfamilienhaus ist aktuell ein sehr hohes Luxusgut“, erklärte der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen am Dienstagabend (3. September).
Dabei war es nicht damit getan, einfach kleinere Grundstücke einzuzeichnen. Denn: „Wir bauen für Wessum einen neuen Dorfteil“, machte er deutlich.

Architekt und Stadtplaner Heiner Farwick griff das auf: Mehr Dichte in einem Baugebiet bedeute auch, dass man mit mehr städtebaulicher Qualität planen müsse. Weil die Häuser eben dichter stehen. „In einem so großen Quartier können wir eine große Vielfalt gut gebrauchen“, erklärte er. Und das frei stehende Einfamilienhaus sei eben nicht mehr die einzige Lösung. „Wir müssen uns auch an Reihenhäuser gewöhnen“, sagte er.
Dann müssten die aber eben besser gemacht sein. Eine weitere Variante, die in seinem Plan vorkommt, sind sogenannte Gartenhofhäuser: Gebäude auf relativ kleinen Grundstücken, die um die eigene Gartenfläche herum gebaut werden. Auch Mehrfamilienhäuser sollen im neuen Gebiet Platz finden. „Sehr maßvoll“, wie Heiner Farwick betonte. Aktuell sind drei Gebäude mit je sechs Wohnungen angedacht. Dazu kommt ein größeres, zentral gelegenes zweistöckiges Gebäude, in dem zum Beispiel Seniorenwohnungen untergebracht werden sollen.
Statt der ursprünglich einmal geplanten 121 Wohneineinheiten seien es nun ungefähr 167. Je nachdem wie viele der Stadtvillen beispielsweise für zwei Parteien gebaut werden. Das liege ja an den Investoren.
Zu wenig Parkplätze?
Franz Benölken (CDU) hielt die neue Planung für eine sehr gute Lösung. „Ein sehr gelungener Plan“, lobte er. Für seinen Fraktionskollegen Manfred Verweyen gab es aber noch ein Haar in der Suppe: In der geplanten durchgehenden Planstraße seien keine Parkplätze geplant.
Schon jetzt seien die Parkflächen rund um das Dorfgemeinschaftshaus – und seinen daneben liegenden Bäckereibetrieb – sehr knapp. Thomas Hammwöhner hielt dagegen. Die Flächen seien ja ohnehin knapp. „Da will ich ungerne große Parkanlagen bauen“, machte er deutlich. Das Dorfgemeinschaftshaus sei ja überwiegend für die Wessumer gedacht. „Und die sollen gefälligst mit dem Fahrrad fahren“, sagte er. Das würden sie ja auch überwiegend tun.
Norbert Frankemölle (WGW) betonte erstmal, dass er die Pläne „klasse“ finde. Dann ätzte der Wüllener jedoch, dass es doch schade sei, dass in den Wüllener Baugebieten keine Lärmschutzwälle eingeplant worden seien. „Unter fadenscheinigen Gründen“, wie er es nannte. Auch hielt er es für töricht, dass in Wessum keine Flächen für Mikrohäuser geplant seien. Schließlich seien die doch so gefragt, dass in Wüllen eigens eine Fläche dafür reserviert wurde.
Kritik am Ortsteildenken
Heiner Farwick konterte, dass die Resonanz auf das Gebiet im Wüllener Baugebiet Nord 2 abgewartet werde. „Wir lernen daran, wie der Bedarf überhaupt ist“, sagte er. Thomas Hammwöhner setzte da noch einen drauf: „Man muss auch mal die Realitäten sehen“, schimpfte er. Er verstehe ja bedingt das Ortsteildenken. „Aber wir planen für die Gesamtstadt Ahaus mit allen ihren Ortsteilen“, machte er deutlich.
Und – das zeige das Bewerberverhalten der Menschen: „Denen ist es völlig egal, ob sie ein Grundstück in Ahaus, Wessum oder Wüllen bekommen“, erklärte er. Wenn man jetzt noch Lärmschutzwälle für Wüllen nachplane, „drehen wir für weitere zwei bis drei Jahre Schleifen.“ Thema erledigt.
Eine Wessumer Familie hatte sich mit einer ganzen Reihe von Fragen rund um das geplante Baugebiet und die Verkehrsanbindung an alle Fraktionen und die Stadt gewandt. Die Fragen wurden im Ausschuss nicht näher besprochen. „Wir kennen sie. Die Fragen werden im weiteren Verfahren abgearbeitet“, erklärte Thomas Hammwöhner. Dafür sei die Beteiligung der Öffentlichkeit in so einem Bauleitverfahren ja vorgesehen. Die Verkehrsplanung soll zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal diskutiert werden.
Noch steht keine Zeitplanung fest
Josef Terhalle (CDU) waren die Entwürfe noch zu unkreativ. „Ich baue ja gerne Dachstühle“, erklärte der Unternehmer aus Ottenstein. Aber heute werde eben anders gebaut als noch vor 30 Jahren. Das müsse sich in einer Planung widerspiegeln. „Bei aller Liebe zur münsterländischen Baukultur“, machte er deutlich.
Doch genau um die ging es Heiner Farwick: Die Folgen der so strikten Vorgaben würden sich erst in mehreren Jahren bemerkbar machen. Dafür reiche ein Blick in andere Wohnviertel: Das Josefsviertel etwa mit seinen sehr klaren Vorgaben sei außerordentlich beliebt.
Franz Benölken fragte dann noch nach einer ungefähren Zeitplanung für den weiteren Ablauf. Die sei sehr schwer zu kalkulieren, erklärte Thomas Hammwöhner lediglich. Wegen des Bebauungsplanverfahrens einerseits, aber auch wegen der noch nicht geklärten Eigentumsfragen auf der anderen Seite. „Ich hab's versucht“, antwortete Franz Benölken lachend.
Bei einer Enthaltung stimmte der Bauausschuss für die städtebauliche Planung. Der Rat muss das noch bestätigen.
