Vor knapp drei Wochen freute sich der gebürtige Wessumer Michael Grotenhoff über die gelungene Vorführung seines Dokumentarfilms „Total Trust“ im Ahauser Cinema. Jetzt ist er völlig aus dem Häuschen: Der Film bekommt den Grimme-Preis. „Ich brenne“, sagt er am Freitag (7. März) am Telefon.
Die Auszeichnung sei tatsächlich eine riesige Überraschung gewesen. Weil der Film sich gegen ein so starkes Feld anderer Dokumentarfilme behaupten musste. Anhand eindringlicher Schicksale von Menschen in China, die überwacht, eingeschüchtert und sogar gefoltert wurden, erzählt „Total Trust“ von den Gefahren aktueller Technologien wie Big Data und KI in den Händen einer ungezügelten Macht.

Mit China als Spiegel schlägt der Film Alarm. Für Michael Grotenhoff (54) steht dahinter aber noch mehr. Das hatte er unserer Redaktion im Februar erklärt: „Es geht mir nicht darum, zu warnen. Ich will informieren: Gerade junge Menschen nutzen digitale Medien extensiv, wissen aber oft nicht mit den Inhalten umzugehen. Ich bin ein großer Prediger für Medienkompetenz.“
In China gebe es eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung, eine Überwachungsdiktatur. „Davon sind wir in Deutschland zum Glück weit entfernt“, fügte er hinzu. Auch dort sei der Prozess schleichend gewesen. Inzwischen sei China das derzeit am stärksten überwachte Land der Welt. Und: „Die Akzeptanz für diese Methoden ist in China nicht gering“, sagt Michael Grotenhoff.
Arbeit für Film dauerte fünf Jahre
Mit seiner Firma Filmtank hat sich Michael Grotenhoff auf Dokumentarfilme spezialisiert. 2023 hat er mit „Total Trust“ ein ganz besonderes Projekt veröffentlicht: Über fünf Jahre liefen die Arbeiten an dem Projekt. Gedreht von anonym bleibenden Kameraleuten und mit einer Regisseurin, die die komplette Arbeit aus der Ferne gesteuert hat. Der Produzent ist vorsichtig: „Über die Produktion kann ich nicht viel sagen, allein um das Team und die Protagonisten nicht zu gefährden. Je erfolgreicher der Film wurde, desto gefährlicher wurde es für die Beteiligten.“
Der Film „Total Trust“ hat bereits eine Vielzahl von Preisen abgeräumt. Der Grimme-Preis steche da aber noch hervor: Weil es der renommierteste Fernseh- und Journalismuspreis sei. „Das ist jetzt schon so etwas wie der Olymp“, sagt Michael Grotenhoff.
Film ist eine Teamleistung
Besonders freut er sich darüber, dass gleich drei Personen aus dem Team genannt werden: Regisseurin Jialing Zhang für Buch und Regie, Barbara Toennieshen (Montage) und er selbst für die Produktion. „Der Film war und ist eine riesige Teamleistung“, sagt er.
So groß die Freude über die Auszeichnung ist, so bitter bleibt der Beigeschmack für ihn: „Wir freuen uns, aber unsere Regisseurin kann an der Preisverleihung nicht teilnehmen“, sagt er. Zu groß sei die Furcht vor Verfolgung aus China. Schon die gesamte Produktion hatte sie nur aus der Ferne gesteuert. Und auch die Protagonisten des Films würden in China immer noch verfolgt. „Denen ist nicht zum Feiern zumute“, macht er deutlich.
Die Auszeichnung hat deswegen für ihn auch einen Hauptzweck: Sie schafft Aufmerksamkeit. Weil über den Film berichtet wird, weil er gerade wieder in der Mediathek abrufbar ist, weil das Team bei der Grimme-Preisverleihung am 4. April stellvertretend auf der Bühne steht. „Wir müssen Botschafter sein“, sagt er. Der Fernsehsender Arte hat den Film „Total Trust – Was China der Welt nicht zeigt“ bis zum 5. April in seiner Mediathek (https://www.arte.tv)