In der Kategorie „Fiktion“ setzte sich die sechsteilige ZDF-Spielfilm-Serie „Uncivilized“ durch. Mitverantwortlich für das Projekt: Luis Engels, Produzent aus Ahaus, der heute in Köln lebt. Und dort mit Çağdaş Yüksel die Filmproduktion Kollektiv Zwo betreibt.
Am vergangenen Freitag (4. April), wurde im Theater Marl der diesjährige Grimme-Preis verliehen – einer der bedeutendsten Preise für Fernsehproduktionen in Deutschland. Darauf weist seine Familie in Ahaus in einer Mitteilung stolz hin.
Stellvertretend für das gesamte Team habe Regisseur Bilal Bahadır und Creator Çağdaş Yüksel die Auszeichnung entgegengenommen. Luis Engels war als Produzent an der Entwicklung und Umsetzung beteiligt – und natürlich auch bei der Preisverleihung dabei. Abseits der Bühne.
Für ihn sei die Ehrung ein Riesenerfolg – vor allem, weil es sich um seine erste fiktionale Produktion handele: „Dass man für die erste fiktionale Produktion direkt den Grimme-Preis bekommt, ist natürlich absolut unglaublich.“

„Uncivilized“ beleuchtet die gesellschaftlichen Auswirkungen weltpolitischer Großereignisse auf junge Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Die Serie greift historische Zäsuren wie die Anschläge auf das World-Trade-Center, den Charlie-Hebdo-Anschlag, den Anschlag von Hanau, die Stuttgarter Krawallnacht und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf.
„Uncivilized“ zeige in bisher unerreicht komprimierter Form, wie das entfesselte Grauen dieser Ereignisse nicht nur den Lauf der Welt verändert hat, sondern sich auch – in kleinen, aber nachhaltigen Impulsen – ins Leben junger Deutscher mit türkischer oder arabischer Herkunft einschreibt.
Ausdrückliches Lob der Jury
Die Grimme-Jury lobt ausdrücklich: „Mit Witz und Vitalität werden hier die Mikroaggressionen offengelegt, denen junge Menschen mit muslimischem Hintergrund in Deutschland ausgesetzt sind.“ Dabei komme die Serie in keinem Moment didaktisch oder angestrengt daher.
Herausfordernde Produktion
Die Produktion war herausfordernd: Fünf Jahre dauerte die Vorbereitung, insgesamt waren rund 70 Crewmitglieder und 50 Schauspielerinnen und Schauspieler beteiligt. Um möglichst authentische Figuren zu zeigen, wurde in mehreren deutschen Städten auf der Straße nach den richtigen Darstellern gesucht.
Und auch die Produktionsrealität war mitunter bodenständig: „Da wir mit einem knappen Budget gearbeitet haben, muss man als Produzent eben alles machen – von der Finanzierungssicherung bis zum Fahrradkurier“, erzählt Luis Engels lachend. „Ich habe die finale Festplatte mit der fertigen Serie tatsächlich selbst mit dem Fahrrad zur Premiere ins Kino gebracht.“
Serie noch in der Mediathek zu sehen
Die Serie feierte im Oktober 2024 beim Filmfestival Cologne ihre Premiere.
„Uncivilized“ ist eine Produktion von Cocktailfilms und Kollektiv Zwo aus Köln in Koproduktion mit ZDF/Das Kleine Fernsehspiel. Sie wurde von der Film- und Medienstiftung NRW und Nordmedia Film- und Mediengesellschaft gefördert. Bis November 2025 wird sie noch in der Mediathek des ZDF gezeigt.