Ein Vormittag im Land- und Golfhotel. Es ist still und kalt. Draußen hängt dichter Nebel über den 36 Bahnen des Golf- und Landclubs. Nur einige wenige Hartgesottene ziehen warm angezogen ihre Runden über den Golfkurs in Alstätte.
„Golf ist ein Schönwetter-Sport“, sagt Bernhard Meyer, geschäftsführender Gesellschafter der Betreibergesellschaft des Golf- und Landclubs. Im Winter tue man sich schwer, im Spiel und im Training zu bleiben.
Andreas Banger geht zum Abschlag, lockert sich, fasst den Schläger, holt aus und schlägt den Ball irgendwo in die norwegische Provinz auf den Lofoten. 2675 Kilometer oder 34 Autostunden weiter nördlich. Zumindest virtuell. Der Präsident des Golf- und Landclubs probiert an diesem Tag als einer der ersten die beiden neuen Indoor-Golf-Simulatoren aus. 420 Golfplätze weltweit sind ab sofort von dort nur ein paar Knopfdrücke weit entfernt.

Dabei sind die beiden Kabinen viel mehr als nur ein Spielzeug, wie es der ein oder andere vielleicht noch über die Spielkonsole im eigenen Wohnzimmer kennt. „In den wenigen Millisekunden zwischen Abschlag und Treffer auf der Leinwand erkennt das Radar genau die Flugbahn des Balls und berechnet den virtuell“, erklärt Colin Tomlinson. Er ist einer von zwei Pros und Trainern im Golf- und Landclub. Zusammen mit seinem Partner Andrew Greig hat er die teure Technik angeschafft. Rund 20.000 Euro kosten allein die Radaranlagen und die Beamer samt spezieller Leinwände. Auch Topspieler nutzen die Technik, um noch die letzten Verbesserungen am Schwung auszufeilen. Dafür hatten die Trainer sie auch ursprünglich angeschafft. Für die Spieler in Ahaus, die so ihr Handicap verbessern sollen.
Dann kam die Idee für den Winterbetrieb. Andreas Banger muss sich an diesem Vormittag erst noch an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Es ist eben nicht sein eigener Schläger, mit dem er den Ball über den nordeuropäischen Kurs spielt. Und auch mit seiner Position vor der Leinwand kommt der ehemalige Vorstand der Volksbank Gronau-Ahaus noch nicht zurecht.
Neustart auf Knopfdruck
„Aber trotzdem schön getroffen“, lobt Colin Tomlinson schnell. Das Radar verzeiht keine Fehler. Der Ball kullert irgendwo zwischen die groben Steine am Strand der Lofoten. Wenigstens scheint dort simuliert gerade die Sonne.
Andreas Banger nimmt es mit Humor und legt sich den Ball per Knopfdruck noch einmal neu auf. Die aufwendige, kräftezehrende und langwierige Ballsuche zwischen den Felsen in der lofotischen Natur kann er sich dank der Simulatoren sparen.
Auch Peter Geusendam muss lächeln. Er selbst verzichtet an diesem Vormittag höflich auf den Abschlag. Der Hotelier hat ganz eigene Motive.
Im achten Jahr betreibt er das Land- und Golfhotel. „Hier ist es im Winter ja relativ ruhig“, sagt er. „Letztes Jahr haben wir im verregneten Winter zusammengesessen und über Ideen gesponnen“, fügt er hinzu. Und so sei eins zum anderen gekommen: Künftig sollen im Winterbetrieb – also zwischen Oktober und April – die beiden Simulatoren aufgestellt werden.

Einerseits als zusätzliche Attraktion. Beispielsweise auch für Firmenfeiern oder Tagungen. Andererseits natürlich auch für die über 1300 Clubmitglieder, die so auch im Winter einen Grund haben auf die Anlage zu kommen.
Noch einmal zur Technik: Spieler schlagen in dem Simulator einen echten Golfball genau wie draußen – auch mit ihrer persönlichen Ausrüstung. Der fliegt exakt wie draußen – und landet dann mit voller Wucht und nach wenigen Metern in der Leinwand.
Eine Spezialanfertigung für den Golf- und Bogensport. „Die ist besonders fein gewebt und verstärkt“, erklärt Colin Tomlinson. Zwischen Radarantenne hinter dem Spieler und der Leinwand arbeiten für die Simulation dann noch leistungsstarke Spielecomputer, um den virtuellen Flug des Balles auch grafisch entsprechend zu verarbeiten.
Weiter Umkreis
Dazu kommt auch der akustische Eindruck: Je nach Lage der weltweit digitalisierten Golfplätze werden Meeresrauschen, Bergwinde, Vogel- und Tierstimmen oder weitere Effekte eingespielt. Nur den Meeresgeruch bekommt Peter Geusendam in seinem Hotel auf die Schnelle nicht hin. Da muss er mit den Schultern zucken.
Trotzdem: Etwas Vergleichbares gebe es im größeren Umfeld nicht. „Zumindest nicht angebunden an ein Hotel und eine Golfanlage, mit entsprechender Gastronomie und in einem hochwertigen Umfeld“, fügt Bernhard Meyer hinzu.
Doch er möchte den Sport auch für Neulinge attraktiv machen. Reinen Partybetrieb sieht er aktuell aber noch nicht: So ein Driver, der klassische Schläger für den Abschlag, sei in ungeübten Händen schließlich nicht ganz ungefährlich. „Da könnte man auch von einer Waffe sprechen“, erklärt er.
Für komplett Externe gebe es deswegen erstmal nur den begleiteten Betrieb. Bedeutet, dass ein Trainer oder eine Aufsicht das simulierte Spiel begleitet. Eine Platzreife oder gar Mitgliedschaft wie auf den 36 Bahnen vor der Tür benötige aber niemand.
Tag der offenen Tür
- Bis zu vier Personen können abwechselnd in einer der Simulator-Kabinen spielen. Die Gebühr für eine Stunde liegt bei 37,50 Euro. „Das geht aber ruckzuck vorbei“, sagt Colin Tomlinson. Er empfiehlt, für einen Neun-Loch-Kurs direkt zwei Stunden zu buchen.
- Am Sonntag, 26. Januar, wollen Club und Hotel gemeinsam die neuen Anlagen vorstellen. Bei einem Tag der offenen Tür können auch völlige Golf-Neulinge ein paar Probeschwünge machen. Von 10 bis 18 Uhr sind die Tore dann für jeden offen.
- Danach sind Buchungen telefonisch (02567) 380 möglich.