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Geld abheben an Supermarktkassen: Vorteile für Verbraucher und Einzelhändler
Einzelhandel
Praktisch und leicht umsetzbar: Immer mehr Menschen lassen sich nach ihrem Einkauf im Supermarkt noch Geld auszahlen. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten – oder?
Nach dem Einkauf eben noch Geld abheben? Kein Problem! Viele Supermärkte, Drogerien aber auch Baumärkte und Tankstellen bieten diesen Service an und immer mehr Menschen nutzen ihn. Auch Wilhelm Wilpers kann den Trend bestätigen. „Das Abheben von Geld an unseren Kassen nimmt mehr zu“, sagt der Marktleiter der Edeka-Märkte in Ahaus und Alstätte.
Zudem hat der Geschäftsmann noch ein weiteres Phänomen beobachtet. „Gerade viele Besucher aus den Niederlanden heben häufig größere Beträge ab. Ich vermute, dass das damit zusammenhängt, weil in einigen kleinen Läden das Bezahlen mit der EC-Karte nicht möglich ist.“
Umfragen haben ergeben, dass etwa jeder vierte Verbraucher den Bargeldservice in Supermärkten nutzt. Möchten Sie auch noch Bargeld mitnehmen? Diese Frage gehört für das Kassenpersonal inzwischen fast zum Standard. An der Kasse kann dann ein Betrag von 10 bis 200 Euro abgehoben werden.
Geldabheben schon ab fünf Euro möglich
Der Handelsverband HDE schätzt, dass deutschlandweit inzwischen 22.000 Filialen von sämtlichen Einzelhändlern Bargeld auszahlen. Die Kunden brauchen dafür nur ihre Girocard und die Pin; das Geld wird dann vom Konto abgebucht. Einzige Voraussetzung: Sie müssen vorher etwas gekauft haben.
Und hierbei unterscheiden die Summen, die Verbraucher vorher ausgegeben haben müssen, um Anspruch auf den Service zu haben. Bei Lidl und Netto sind beispielsweise nur fünf Euro dafür nötig. „Durch den niedrigen Mindesteinkaufswert für die Bargeldabhebung ermöglichen wir Kunden auch beim kleinen Einkauf, schnell und einfach an Bargeld zu kommen“, erklärt Marcel von Haber, von der Geschäftsleitung von Lidl Deutschland in einer Pressemitteilung.

Wer im Supermarkt mit der Karte zahlt, kann im Anschluss Bargeld abheben. © picture alliance/dpa
Bei Rewe, Edeka, Penny, beim Drogeriemarkt dm und bei Aldi Süd müssen Kunden dagegen mindestens von zehn Euro ausgeben. Aldi Nord bietet den Service dagegen noch nicht an. „Wir setzen uns selbstverständlich intensiv mit dieser Thematik auseinander, konkrete Pläne zur Einführung der Möglichkeit des Geldabhebens an unseren Kassen gibt es jedoch derzeit nicht“, sagt Christian Salmen von der Unternehmenskommunikation. Auch bei K+K ist ein Abheben des Geldes noch nicht möglich.
„Es ist eine Erleichterung für uns“
Wilhelm Wilpers sieht für seine Edeka-Märkte vor allem einen positiven Aspekt, wenn die Kunden an der Kasse sich Geld auszahlen lassen können. „Es hat für uns den Vorteil, dass sich weniger Bargeld in unseren Kassen befindet. Das ist für uns eine Erleichterung“, sagt der Marktleiter, der hinzufügt: „wobei wir natürlich aus versicherungstechnischen Gründen regelmäßig die Kassen leeren.“ Kurzum: eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Ein Grund für die Einführung der Möglichkeit des Geldabhebens an Supermarktkassen ist auch, dass einige Banken ihr Filialnetz ausgedünnt beziehungsweise die Zahl der Geldautomaten gekürzt haben.
Robert Klein, Pressesprecher der Sparkasse Westmünsterland, meint dazu: „Wir investieren in unsere Beratungszentren. Der Bedarf an persönlicher Beratung steigt, gerade bei den Themen Geldanlage, Altersvorsorge und Baufinanzierungen. Diese Themen sind recht komplex, daher bieten wir persönliche Gespräche in unseren Beratungscentern an. Für einfache Geldangelegenheiten, wie beispielsweise Überweisungen, fragen unsere Kunden hingegen digitale Lösungen nach. Mit der Sparkassen-App lässt sich eine Rechnung einfach fotografieren und überweisen.“
Bei den Geldautomaten hätte sich die Sparkasse dagegen dafür eingesetzt, dass deren Anzahl auf dem Flächengebiet in Westmünsterland konstant bleibe, sagt der Unternehmenssprecher. Sparkassenkunden können an 100 Standorten in allen Städten und Gemeinden im Westmünsterland kostenlos Bargeld verfügen. Dafür stehen über 170 Geräte bereit. „In der Region sind wir damit dauerhaft präsent“, findet Robert Klein.
Tobias Kühn, Bereichsleiter der Volksbank Gronau-Ahaus, erklärt: „Das ‚Cash Back‘ an der Supermarktkasse ist eine Entwicklung, die wir nur begrüßen können. Denn von diesem Modell profitieren sowohl Kunde und Einzelhändler als auch die Bank.“
Zur möglichen Schließung von Filialen sagt Kühn: „: Die Volksbank Gronau-Ahaus verfügt über ein dichtes Filialnetz mit 23 Filialen und sieben SB-Automaten. Während andere Banken Filialen schließen, investieren wir.“
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
