Auch einige Wochen, nachdem der Stadtwall für den Verkehr freigegeben wurde, wirken einige Lösungen dort bestenfalls kreativ. Oder auch unvollständig. Der Gehweg zwischen der Einmündung in den Beckers Brink und der Straße Zum Rotering beispielsweise endet im Nichts. Oder viel mehr vor dem Maschendrahtzaun des Eckgrundstücks.
„Natürlich haben wir den Gehweg nicht vergessen“, sagt der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner beim Ortstermin gegenüber unserer Redaktion. Aber die Stadt dürfe eben auch nicht auf fremden Flächen bauen. Das Eckgrundstück Stadtwall/Zum Rotering befindet sich in Privatbesitz.

Pläne für den Abriss des alten Gebäudes und einen Neubau dort hatte Architekt Christian Tenhündfeld schon im August 2020 der Ahauser Politik vorgestellt. Ein Wohn- und Geschäftshaus mit zehn Wohnungen, ebenerdigen Geschäftsflächen und einer Tiefgarage soll dort entstehen. Auch der Gestaltungsbeirat wurde damals mit eingeschaltet. Doch bisher zogen sich Planungen und weitere Schritte noch hin.
„Wir konnten nicht darauf warten“, sagt Thomas Hammwöhner. Denn schließlich sei der Stadtwall ein wichtiges Element für die Umgestaltung der Wallstraße. Deswegen wurden die bisherigen Arbeiten am Stadtwall schon erledigt. Die Stadt stehe Gewehr bei Fuß, um Baurecht zu schaffen.
Noch keine Zeitschiene
Christian Tenhündfeld mag aktuell noch keine Zeitschiene skizzieren. Insgesamt gehe die Planung voran. Der Gestaltungsbeirat habe seine Ergänzungen vorgebracht, das Projekt wurde entsprechend angepasst. Keine tiefschürfenden Änderungen. Die Fassade etwa wurde verändert. Insgesamt entspreche die Planung aber dem, was 2020 in der Politik vorgestellt wurde.
Jetzt gehe es darum, das Bauplanungsrecht entsprechend sicher aufzustellen. Eine Bauanfrage habe er bereits gestellt. Er gehe davon aus, dass die in Kürze wohl positiv beschieden werde. Natürlich sei die Ecke sehr exponiert. Deswegen sei es aber eben auch nicht möglich, jetzt schon den Gehweg durchzuziehen. Dann gebe es für die Bewohner dort gar keine Privatsphäre mehr.

Er geht davon aus, dass das nötige Grundstücksgeschäft noch in diesem Jahr über die Bühne gehen kann. Auch das will er aber nicht fix zusagen. Er sei ja auch nur der Architekt, betont er noch.
Auch abseits der Einmündung in die Straße „Zum Rotering“ hält der Stadtwall einige ungewohnte Konstruktionen für Verkehrsteilnehmer parat. Beispielsweise die Einmündung in den Beckers Brink: Dort erstreckt sich ein verkehrsberuhigter Bereich. Auf gerade einmal etwas mehr als 50 Metern. Kurioserweise reicht der aber nur bis zur Grenze des Kindergarten-Grundstücks und nicht bis zum Ende des Parkplatzes dort. Thomas Hammwöhner liefert eine Erklärung: Der verkehrsberuhigte Bereich am Beginn der Einmündung sei geschaffen worden, um die Geschwindigkeit direkt radikal zu bremsen.
Neue Schleichwege vermeiden
„Hier gilt zwar Tempo 30“, sagt er und deutet den Stadtwall hinunter. Vor dem Kindergarten soll es aber in jedem Fall noch einmal deutlich niedriger sein. Gleichzeitig gehe es auch um die Vorfahrtsregelung: In einer Tempo-30-Zone gilt erst einmal rechts vor links. Das wiederum würde der Funktion des Stadtwalls als Innenstadttangente widersprechen. Gleichzeitig könnte so Schleichverkehr durch das Wohngebiet Beckers Brink entstehen. Auch das habe die Verwaltung vermeiden wollen.
Den verkehrsberuhigten Bereich weiter auszudehnen, sei schon aus Kostengründen erst einmal kein Thema gewesen. Und auch für die kurios anmutenden Beeteinfassungen auf beiden Seiten des kurzen Straßenstücks entlang der massiven Mauer zum alten Friedhof hat der Technische Beigeordnete eine Erklärung: In verkehrsberuhigten Bereichen sehe die Straßenverkehrsordnung keine separaten Gehwege vor.
Um aber schon zu verhindern, dass an den Stellen Autos parken, seien die Kantsteine dort eingebaut worden. Und wenn die Beete erst einmal bepflanzt seien, sehe das ja schon anders aus. Auch die Beschilderung für den Fußweg, der aktuell westlich der Friedhofsmauer den Beckers Brink mit der Straße Zum Rotering verbindet, soll noch deutlicher gemacht werden. Und auch der kleine Kreisverkehr an der Einmündung Stadtwall/Zum Rotering soll noch ansprechender gestaltet werden.
Kreuzung bleibt bis Oktober dicht
Im Stadtwall nutzen an diesem Vormittag einige Autofahrer kreative Möglichkeiten, um abzubiegen oder zu wenden. Da müsse sich sicherlich auch noch einiges einspielen. Thomas Hammwöhner lenkt den Blick in die Zukunft: Das Gesamtsystem müsse man noch einmal genau prüfen, wenn alles fertig ist.
Stichwort „fertig“: An der Kreuzung Zum Rotering/Coesfelder Straße/Hindenburgallee laufen gerade noch Restarbeiten beim Kanalbau. Wie die Verwaltung mitteilt, soll unmittelbar danach die Oberfläche wieder so weit hergestellt werden, dass zumindest in eine Richtung der Verkehr wieder fließen kann: von der Hindenburgallee in die Straße Zum Rotering. Nach den Herbstferien soll der Verkehr dort wieder freigegeben werden. Die dauern bis zum 25. Oktober.
Eine Durchfahrt der Kreuzung in Richtung Wallstraße und aus Richtung Coesfelder Straße wird für Kraftfahrzeuge weiterhin nicht möglich sein. Die Stadt verweist dazu auf die anderen Möglichkeiten: Über die Straße Zum Rotering können Kraftfahrzeuge die neue Innenstadt-Tangente nutzen, um die Wallstraße, die Schloßstraße oder die Königstraße zu erreichen. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, wird über einen Weg neben dem Friedhof sicher auf die Innenstadt-Tangente geleitet.