Michael Führs (49) und Thomas Rudde (48) blicken aus dem Fenster des kleinen Sitzungssaals im Rathaus auf die Fußgängerzone. An diesem Mittwochvormittag herrscht dort reges Treiben. Zahlreiche Passanten sind unterwegs, die Außenbereiche der Cafés sind besetzt, auf dem Marktplatz drängen sich Beschicker und Besucher. Die beiden Projektmanager vom Ahauser Büro „Projaegt“ nicken: In der Ahauser Innenstadt ist eigentlich alles in bester Ordnung.
„Es gibt ein klar definiertes Zentrum, gute Ausbau-Qualität und eine tolle Kombination aus Handel und Gastronomie“, zählt Michael Führs auf. Thomas Rudde ergänzt: „Und die Leerstände muss man wirklich suchen.“
Damit steht die Innenstadt gegenüber vielen Kommunen im Umland deutlich besser da. Das sind sich beide einig. Und das sagen sie nicht nur aus beruflicher Perspektive, sondern weil sie sich auch persönlich in der Region auskennen: Beide kommen aus Gescher.
„Eindeutig wurden da in der Vergangenheit die richtigen Weichen gestellt“, lobt Thomas Rudde. Und doch werden die beiden Planer in den kommenden Monaten die Innenstadt ganz genau unter die Lupe nehmen.
Einer von drei Bausteinen
Das „Zentrenmanagement“, einer von drei Bausteinen aus dem NRW-Sofortprogramm Innenstadt, läuft gerade an. Den Zuschlag für die Projektbegleitung bekam das Büro Projaegt mit Sitz an der Schorlemer Straße. „Das ist natürlich schon rein räumlich ein riesiger Vorteil“, freut sich Katrin Damme, die Ahauser Wirtschaftsförderin. Eben weil die Planer direkt vor Ort sind.
Doch was bekommt so ein Zentrenmanagment zu tun, wenn doch eigentlich alles in Ordnung ist? „Damit unsere Innenstadt langfristig attraktiv bleibt, müssen wir aktiv werden“, sagt Katrin Damme. Mit dem Zentrenmanagement sollen alle Themen mit Bezug zur Innenstadt an einer Stelle gebündelt werden. In Ahaus geschieht das unter dem Motto #AhausMittendrin.
Welche Nutzungen sind denkbar?
Im Kern geht es beispielsweise um neue Nutzungen, falls ein Geschäft in Zukunft schließen sollte. Welche Nutzungen sind möglich? Welche Konzepte könnten in Ahaus umgesetzt werden? Welche Ideen gibt es überhaupt? Wie kann Leerstand verhindert werden? An dieser Stelle wollen Thomas Rudde und Michael Führs mit ihrem Team ansetzen. Erster Schritt: Klinkenputzen. „Wir wollen mit allen Eigentümern und Geschäftsinhabern sprechen“, sagt Thomas Rudde.
Workshops, Bürgerbeteiligung, Stände auf dem Wochenmarkt, Umfragen sind dann in den kommenden Monaten die weiteren Methoden. Zu eng hat das Duo den Plan noch nicht gefasst. Schließlich geht es um ein passendes Paket für Ahaus und nicht um eine Standard-Blaupause aus einem anderen Projekt. „Wir sind Moderatoren und Kommunikatoren“, erklärt er. Es gehe darum, tatsächlich etwas zu entwickeln und nicht nur ein mehrere hundert Seiten starkes Konzeptpapier vorzulegen.

Ob das beispielsweise Kulturformate in der Innenstadt oder Co-Working-Spaces, kreative Ergänzungen sind, bleibt im Moment offen. Es gehe darum, den Blick zu weiten und kreative Ergänzungen zu suchen. Denn eins scheint klar: „Es wird immer eine Innenstadt geben, aber die muss in Zukunft nicht zu 100 Prozent aus Einzelhandel bestehen“, erklärt Michael Führs.
Zunächst wollen sie in Befragungen erste Ideen sammeln und dafür besonders häufig in der Innenstadt unterwegs sein. Dabei betonen sie die enge Verzahnung mit der Stadtverwaltung. Die sieht das Zentrenmanegment als eigenen Bereich an, der lediglich momentan durch ein externes Büro geleistet werde, wie Pressesprecherin Anna Reehuis betont. Der ganze Bereich sei beispielsweise auch dewegen eng in den Internetauftritt der Stadt (www.stadt-ahaus.de/wirtschaft/zentrenmanagement) eingebunden.
150.000 Euro Fördermittel fließen
„Wir freuen uns darüber, dass es jetzt jemanden gibt, der sich ein Jahr lang auf die Innenstadt konzentrieren kann“, sagt Katrin Damme. Mit Benedikt Homölle, AMT-Geschäftsführer, habe sie natürlich schon längst die Fußgängerzone als eine Hauptaufgabe im Blick. „Aber wir haben im Alltag eben noch viele andere Aufgaben“, sagt Benedikt Homölle.
Angedacht ist, in einem Ladenlokal in der Fußgängerzone ein „Pop-up-Innenstadtbüro“ zu eröffnen, das als Anlaufstelle für alle Innenstadt-Themen dient, aber auch Raum für kleine Veranstaltungen bietet. Erste Flächen sind im Gespräch, aber noch nicht unterschriftsreif.
Konkret wollen die Planer dort mindestens eineinhalb bis zwei Tage pro Woche vor Ort ansprechbar sein. Dazu kommen Gespräche, Umfragen, Veranstaltungen. „Am Ende wollen wir mindestens mit jedem Eigentümer und jedem Geschäftsinhaber gesprochen haben“, sagt Michael Führs.
150.000 Euro Fördermittel vom Land NRW fließen für das Projekt. Zehn Prozent steuert die Stadt Ahaus aus ihrem Haushalt dazu. Erst einmal läuft das Projekt bis zum 31. Dezember 2023. Wie es dann weitergeht? Genau ist das noch nicht geklärt. Nur so viel: Der Anstoß, den das Zentrenmanagement jetzt leistet, soll nicht verloren gehen. Offen ist aber noch, wer dann die Fäden in der Hand hält.
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