Geier über Ahaus und Heek: Robert Mensing mochte seinen Augen nicht trauen, als er jetzt zwischen Ahaus und Heek unterwegs war. Am Himmel drehten mehrere Gänsegeier ihre Runden. „Ich habe mindestens zehn Stück gezählt“, sagt der 64-jährige Ahauser.
Regelmäßig ist er in der Natur unterwegs. Meist mit Fernglas und Kamera im Gepäck. „Ich beobachte gern“, sagt er. Wenn dann noch gute Fotos dabei herumkommen, sei das natürlich umso schöner. Die imposanten Vögel habe er am Samstag (8. Juni) beobachtet, erklärt er. „Eher zufällig“, wie er ergänzt.

Denn dieser Vormittag sei eigentlich erstaunlich ereignislos gewesen. Nur einen Dompfaff habe er eine Weile beobachten können. Andere Tiere habe er nicht zu Gesicht bekommen.
Quasi aus dem Augenwinkel habe er am Himmel dann die besonders großen Vögel gesehen. „Die haben eine Spannweite von 2,6 Metern. Die fallen schon auf“, sagt er schmunzelnd. Zum Vergleich: Ein Habicht hat höchstens 1,2 Meter Spannweite, ein Turmfalke gerade mal 75 Zentimeter. Schon beim Blick durch Fernglas und Kamera sei ihm klar gewesen, dass ihm da eine besondere Beobachtung gelungen sei.
Besonders seltene Vögel
Und spätestens beim Blick auf die Bilder am Computer zuhause gab es für ihn dann keinen Zweifel mehr: Gänsegeier. „Das ist schon wie ein Sechser im Lotto“, fügt er hinzu. Schließlich gelten die Tiere seit langem in Deutschland als ausgestorben. Die drittgrößten flugfähigen Vögeln in Europa.
Die Sichtung einer Gruppe von Gänsegeiern im Nationalpark Eifel im Frühsommer 2023 sei eine echte Sensation gewesen. „Und jetzt das“, sagt er und zeigt eine Reihe von Aufnahmen. Eine ganze Reihe von Tierbeobachtungen hat er schon gemacht. Eine Vielzahl heimischer Vögel, Hermelin, Fuchs, Rehe hat er schon fotografiert. Seeadler, weißsterniges Blaukehlchen, Kuckucke – die Liste ist lang.

Dabei sind die Fotografien nur ein netter Nebeneffekt. „Ich habe kein großes Interesse an Fototechnik“, sagt er. Klar, auf die ein oder andere gelungene Aufnahme sei er schon stolz. Auch hat er sich einige an die Wand gehängt.
Viel wichtiger sei ihm aber, den Menschen zu zeigen, welche Tiere hier vor Ort leben. „Man muss nur vor die Tür gehen und die Augen aufmachen“, sagt der Rechtsanwalt. Natürlich zu den passenden Zeiten. „Viel Zeit habe ich nicht“, sagt er. Morgens in aller Frühe beispielsweise. Natürlich gehöre einiges an Glück dazu. „Du kannst super Augen haben, aber bekommst die Tiere nicht zu sehen“, erklärt er.
Natur nicht stören
Dazu gehört eben auch einiges Wissen, das er sich in den vergangenen Jahren angeeignet hat: Wie er sich bewegen müsse, beispielsweise. An welchen Stellen er abwarten kann. Wo sich bei welchem Wetter welche Tiere zeigen.
Wichtig ist ihm, dass er die Tiere, die er beobachtet oder fotografiert, nicht stört. „Im besten Fall bekommen die gar nicht mit, dass ich da bin“, sagt er. Rund um Ahaus ist er meistens unterwegs. Weiter weg geht es für ihn an freien Wochenenden oder im Urlaub. Gerade war er auf Terschelling in den Niederlanden. Über 1500 Aufnahmen hat er da gemacht. „Wenn es gut läuft, kommen da am Ende 20 Bilder heraus, die ich richtig gut finde“, erklärt er noch.
Aus seinen Bildern Kapital zu schlagen, kommt für ihn nicht in Frage: „Es gibt viel zu viele Fotografen, die richtig tolle Bilder machen“, sagt er. Da wolle er nicht mithalten. Das Fotografieren vergleicht er mit der Jagd, auch wenn er selbst keinen Jagdschein hat.
„Man beobachtet genau, man achtet auf jede Bewegung und guckt viel besser hin“, sagt er. Da gebe es eben eine Menge Gemeinsamkeiten mit der Jagd. „Nur dass es eben nicht so laut knallt, wenn ich abdrücke“, sagt er lachend.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 12. Juni 2024.