Die Anforderungen an Hunde im Alltag steigen – davon ist Hundetrainerin Miriam Elsässer überzeugt. „Fast jeder zweite hat mittlerweile einen Hund“, sagt die 39-Jährige. Immer mehr Hunde würden immer mehr Begegnungen mit Artgenossen bedeuten. „Das muss natürlich funktionieren.“
In ihrer Hundeschule „Miriams Hunde Uni“ in Ahaus bietet sie jetzt den freiwilligen Hundeführerschein zum ersten Mal an. Freiwillig, denn der Hundeführerschein ist in Nordrhein-Westfalen keine Pflicht. Lediglich für bestimmte Rassen muss ein sogenannter Sachkundenachweis erbracht werden.
„Eigentlich sollte der Hundeführerschein Pflicht sein“, sagt Miriam Elsässer. Immer häufiger beobachte sie Missverständnisse zwischen Halter und Hund. Manchmal mit Folgen: „Einige Hunde bei mir im Training wurden gebissen“, sagt die 39-Jährige und fügt hinzu: „Diese Hunde zeigen sich dann häufig an der Leine aggressiv.“

Solche Situationen entstehen laut Elsässer häufig, weil ein Hund nicht rechtzeitig angeleint wird. „Mit dem nötigen Wissen hätte die Situation womöglich verhindert werden können“, betont sie. „Oft wird es gar nicht gesehen, dass der eigene Hund andere belästigt.“ Der freiwillige Hundeführerschein soll Haltern dieses nötige Wissen vermitteln, „sodass der Hund zum perfekten Alltagsbegleiter wird“, sagt die Hundetrainerin.
Miriam Elsässer spricht sich zwar für eine Pflicht aus, sieht aber Probleme bei der Umsetzung. „Selbst Hundetrainer haben im Kreis schon Probleme, zur Prüfung zugelassen zu werden, wer prüft dann noch die Hundehalter?“, begründet sie ihre Zweifel. Wichtig sei ihr eine klare Linie.
Bevor es eine Pflicht gebe, könne eine reduzierte Hundesteuer ihrer Meinung nach Anreize schaffe. In Ahaus gibt es das nicht, teilt Anna Reehuis von der Pressestelle der Stadt mit. Trotzdem: „Mit Hundeführerschein gibt es bei manchen Versicherungen Vergünstigungen“, sagt Miriam Elsässer.
Warum freiwillig mitmachen?
Aber warum sollten Halter freiwillig den Hundeführerschein machen? Kerstin Kipschull aus Velen sieht darin eine neue Herausforderung. Ihr Ziel: mehr Ruhe und Gelassenheit im Alltag. „Ich habe einen anstrengenden Hund“, sagt die 44-Jährige ehrlich. „Der Hund soll ja überall mit dabei sein.“ Ihr Parson Russell Terrier „Hinnerk“ begleitet sie zwar schon auf Reisen oder ins Café. „Aber es kann ja immer noch besser werden“, erzählt sie.
Für das Duo ist der Kurs ein Hobby, das verbindet. „Für uns ist das letztendlich Spaß“, sagt die 44-Jährige. „Wenn man was geschafft hat, fahren wir zufrieden nach Hause.“ Es sei Quality-Time, die ihre Bindung zum Hund noch weiter stärke. Sie hofft, dass der Kurs ihr hilft, am Ball zu bleiben.

Am Ende des Kurses steht eine Prüfung an – die ist ebenfalls freiwillig. Die Prüfung soll von einem offiziellen Verband abgenommen werden, so die Hundetrainerin. Welcher das sein wird, stehe noch nicht fest. Sie besteht aus einem Theorieteil – dabei geht es unter anderem um Fragen zum Verhalten in der Gesellschaft.
Im Praxisteil steht dann echte Alltagstauglichkeit auf dem Prüfstand – sowohl in ruhiger Umgebung als auch in der Stadt oder im Park. Geprüft wird beispielsweise das Tragen eines Maulkorbs, Fahrstuhl fahren oder Begegnungen mit Radfahrern und anderen Hunden. Ebenso gehört ein Besuch im Geschäft oder Café dazu.
Der Kurs für den Hundeführerschein startet voraussichtlich Mitte oder Ende Mai. Er besteht aus zwölf Einheiten und kostet 300 Euro. Für die Prüfung entstehen weitere Kosten. Teilnahmevoraussetzungen sind Sozialverträglichkeit und das Beherrschen von Grundsignalen. Außerdem sollte der Hund in der Lage sein, an der Leine zu laufen, sagt Miriam Elsässer.
Infoabend für Interessierte
- Kostenloser Online-Infoabend Hundeführerschein am 17. April ab 18 Uhr, Anmeldung unter: https://miriamshundeuni.de/