Rund 70 Menschen aus der Ukraine haben am Donnerstagnachmittag (24. August) den ukrainischen Unabhängigkeitstag im Schlossgarten gefeiert. Natalia Gensler, die seit Ende der 1990er-Jahre in Ahaus lebt und Olena Yaresko, die vier Wochen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine nach Ahaus kam, hatten das kleine Fest gemeinsam organisiert.
„Einfach um Danke zu sagen, dass wir hier in Frieden leben können“, erklärt Natalia Gensler. Mit Gedichten und Liedern über die Schönheit der Ukraine hatten die Flüchtlinge an ihre Heimat erinnert. Auf ukrainisch. „Das ist unsere Sprache und unsere Identität“, betont Natalia Gensler.
Die Ukrainer, die hier leben, würden zum großen Teil in ihre Heimat zurück wollen. „Sie warten sehnlichst auf das Ende des Krieges“, sagt sie. Es gebe aber auch einen Teil, der hier bleiben möchte. „Diejenigen, die in der Ukraine ihr Haus verloren haben und sich hier eine Zukunft aufbauen wollen“, sagt sie.
Unabhängig vom ukrainischen Unabhängigkeitstag hatte die Ahauser Politik schon einen Abend zuvor im Rat einen Blick auf die Situation der Ukraine-Flüchtlinge im speziellen und die der Flüchtlinge insgesamt geworfen.
Nach einem Höchststand von 560 Flüchtlingen aus der Ukraine im April ist die Zahl aktuell wieder auf 478 gesunken. Immer noch sind 130 von ihnen in privaten Unterkünften oder bei Familien untergebracht. 290 leben über die Stadt und die Ortsteile verteilt in Gemeinschaftsunterkünften. Immer noch leben auch 55 Ukraine-Flüchtlinge in der Notunterkunft in der Turnhalle der Irena-Sendler-Gesamtschule.
Wie sich die Zahl weiter entwickelt, mochte der Beigeordnete natürlich nicht abschätzen. „Das ist völlig offen und hängt natürlich vom Kriegsgeschehen ab“, betonte er.

Losgelöst von den Menschen aus der Ukraine rechnet er aber auch aus anderen Regionen wieder mit mehr Flüchtlingen. Wie auch in anderen Kommunen stehe Ahaus vor der Zuweisung weiterer Flüchtlinge. Und das mache ihm größere Sorgen

„Wir sind dicht davor, dass wir es nicht mehr stemmen können“, machte er deutlich. Das sei kein Ahauser Phänomen. In anderen Kommunen sehe es genauso aus. Sowohl was die Situation des Wohnraums als auch die der ehrenamtlichen Integrationshelfer angehe, werde es eben immer schwerer. „In letzter Konsequenz müssten wir sagen, dass wir nicht mehr aufnehmen können. Das haben die Kommunen im Kreis Borken gemeinsam in der Vergangenheit auch schon getan“, sagte er.
Weiter dezentrale Unterbringung
Alexander Kaiser (CDU) wollte wissen, wo und wieviele Plätze in Unterkünften denn aktuell geschaffen werden könnten? Werner Leuker blieb an diesem Abend unkonkret. Es gebe eine Reihe von Maßnahmen in der Umsetzung. Klar sei einerseits, dass die aber nicht schnell genug kämen. Klar solle aber auch sein, dass die Notunterkunft in der Turnhalle schnellstmöglich geschlossen werden soll.
Insgesamt will die Verwaltung von der dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge nicht abweichen. Allerdings würden aktuell größere Einheiten als bisher gesucht. Mit einer höheren zweistelligen Belegung: Damit werde auch der Einsatz der Hausmeister einfacher.
Keine Lösung wie in den Niederlanden
Für Reinhard Horst blieb das alles Flickwerk. Er versuchte es mit einem Blick über die Grenze zu den Niederlanden: Dort würden auf freien Flächen Containerdörfer für Flüchtlinge geschaffen. Eine Strategie, die die Ahauser Verwaltung jedoch ablehnt. Sie bleibt bei der dezentralen Unterbringung. Zwar komme man auf lange Sicht wohl nicht um die Ansiedlung in Gewerbegebieten herum, doch sollen Flüchtlingsunterkünfte fußläufig erreichbar bleiben. Das sei auch eine Frage von Integration.