Feuerwehr Ahaus stellt drei neue Autos in Dienst Löschfahrzeuge für Ahaus, Wüllen und Jugend

Drei neue Fahrzeuge für Feuerwehr in Ahaus, Wüllen und die Jugend
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Gleich drei neue Fahrzeuge sind in dieser Woche an der Feuer- und Rettungswache in Ahaus eingetroffen. Drei fast identische Löschgruppenfahrzeuge.

Zwei Fahrzeuge – für den Löschzug Wüllen und den Standort Nord des Löschzugs Ahaus – lösen in die Jahre gekommene Vorgänger ab. Das dritte Auto wird in Reserve gehalten, falls ein anderes Löschfahrzeug ausfallen sollte. Solange es nicht gebraucht wird, nutzt es die Jugendfeuerwehr für ihre Ausbildung.

Im Ernstfall rücken sie mit Wasservorrat, Schläuchen, Pumpen und einiger technischer Ausrüstung als erstes oder zweites Fahrzeug mit zum Einsatz aus. „Die neuen Autos sind beispielsweise auch für Einsätze bei Unwettern, Sturm oder Hochwasser ausgerüstet“, erklärt Dirk Honekamp, Leiter der Feuer- und Rettungswache Ahaus. Eine erste Neuerung – und Anpassung an die aktuellen Einsatzkonzepte.

Drei dieser Löschgruppenfahrzeuge sind jetzt bei der Feuerwehr in Ahaus eingetroffen. Nach fast zwei Jahren Lieferzeit und für einen fast siebenstelligen Betrag. Dennoch sei es günstiger, gleich drei Fahrzeuge anzuschaffen, als eins nach dem anderen über mehrere Haushalts-Jahre zu verteilen.
Drei dieser Löschgruppenfahrzeuge sind jetzt bei der Feuerwehr in Ahaus eingetroffen. Nach fast zwei Jahren Lieferzeit und für einen fast siebenstelligen Betrag. Dennoch sei es günstiger, gleich drei Fahrzeuge anzuschaffen, als eins nach dem anderen über mehrere Haushalts-Jahre zu verteilen. © Stephan Rape

Vorhandene Ausrüstung wird auch von den alten Fahrzeugen übernommen. „Die ist ja noch in Ordnung“, sagt Dirk Honekamp. Die Tragkraftspritze beispielsweise: Sie stammt zwar aus dem Jahr 1998, ist aber technisch noch einwandfrei und versieht ohne Probleme ihren Dienst.

Im Vergleich mit dem Vorgänger-Fahrzeug aus Wüllen wird die Veränderung deutlich. Das alte Iveco-Löschfahrzeug ist zwar erst 20.000 Kilometer gelaufen, stammt aber aus dem Baujahr 1994. Feuerwehrtechnisch sind das gleich mehrere Quantensprünge.

Mehrere Displays rund um den Fahrer sollen den Einsatz einfacher und sicherer machen. Ob die neue Technik auch so lange hält wie ihre Vorgänger, ist eine ganz andere Frage.
Mehrere Displays rund um den Fahrer sollen den Einsatz einfacher und sicherer machen. Ob die neue Technik auch so lange hält wie ihre Vorgänger, ist eine ganz andere Frage. © Stephan Rape

Ein Beispiel: Im alten Fahrzeug waren Schläuche auf einer Spindel aufgerollt. Über 60 Meter. Die Spindel ist so schwer, dass sie nur von zwei Feuerwehrleuten getragen und abgerollt werden kann. „Das ist einfach unhandlich“, erklärt Henning Hofmann, stellvertretender Fachbereichsleiter Feuerwehr. Heute würden Schläuche in Tragekörbe oder Schlauchpakete verpackt. Damit könne ein Feuerwehrmann (oder -frau) deutlich mehr tragen – und habe gleichzeitig noch eine Hand für Werkzeug frei.

Oder die Sitze: Abgesehen davon, dass es im alten Fahrzeug keine Sicherheitsgurte gab, kann der Angriffstrupp im neuen Fahrzeug schon während der Fahrt die Atemschutzgeräte anlegen. „Damit gewinnen wir im Einsatz natürlich wertvolle Sekunden“, betont der Chef der Feuerwehr.

Sicherheit wird groß geschrieben

Oder das Dach: Dort sind eine Steckleiter und Teile für die Wasserpumpe untergebracht. Bisher mussten die Feuerwehrleute über eine schmale Leiter auf das Dach klettern, um die Geräte abzuladen. Das ist jetzt vom Boden aus möglich: Ein langer Auszug lässt sich vom Boden aus vom Dach herunterziehen. Das geht nicht nur schneller, sondern ist auch sicherer.

Manchmal sind die Neuerungen auch schon profan: Einen Stromerzeuger hatte auch das alte Fahrzeug dabei. Jetzt werden die Abgase allerdings durch einen Schlauch unter das Fahrzeug und von den Einsatzkräften weg geleitet. „Darüber hat früher niemand nachgedacht. Da standen die Einsatzkräfte direkt im Abgas“, sagt Dirk Honekamp. Überhaupt spiele die Einsatzhygiene heute eine viel größere Rolle.

Dirk Honekamp, Leiter der Feuer- und Rettungswache Ahaus, beim Blick auf alte Technik: Auch wenn dieser alte Stromerzeuger auf einem der Vorgängerfahrzeuge noch funktioniere, habe der nur noch Museums- oder Sammlerwert. Das ehemalige Fahrzeug der Jugendfeuerwehr ist längst ausgemustert: Unter anderem, weil es keine Sicherheitsgurte hat.
Dirk Honekamp, Leiter der Feuer- und Rettungswache Ahaus, beim Blick auf alte Technik: Auch wenn dieser alte Stromerzeuger auf einem der Vorgängerfahrzeuge noch funktioniere, habe der nur noch Museums- oder Sammlerwert. Das ehemalige Fahrzeug der Jugendfeuerwehr ist längst ausgemustert: Unter anderem, weil es keine Sicherheitsgurte hat. © Stephan Rape

Früher seien Feuerwehrleute von oben bis unten schwarz aus dem Einsatz gekommen. Das sei schon fast eine Art Wettbewerb untereinander gewesen. „Auf die Idee käme heute niemand mehr“, sagt er lächelnd. Schließlich seien Rußpartikel krebserzeugend. Mehr noch: In den Fahrzeugen sind eigene Waschstellen verbaut, um sich nach dem Einsatz noch vor Ort wenigstens die Hände waschen zu können.

Und spätestens auf dem Fahrersitz zeigt der neue Wagen dann endgültig, wo der Hammer hängt: Rückfahrkamera, Navigationsgerät, Fernbedienung für diverse Fahrzeugfunktionen, Abbiegeassistent – gleich vier Displays werden den Fahrer im Ernstfall mit Informationen versorgen. Das alte Fahrzeug bietet an dieser Stelle lediglich Tacho und Drehzahlmesser und ein paar einsame Lämpchen.

Viermal so viel Wasser wie 1994

Insgesamt gehe es darum, die Fahrzeuge sicherer, ergonomischer und effektiver zu machen. Darauf deuten auch die blanken Zahlen hin: Die im neuen Fahrzeug verbaute Pumpe schafft mit 2000 Litern pro Minute gut zweieinhalb Mal so viel wie die Pumpe in den Vorgängern. Der Tank für mitgeführtes Wasser ist mit 2400 Litern vier Mal so groß wie der alte.

Doch neue Technik sei nicht pauschal gut: Es komme auf den Einsatzzweck an. „Etwa bei den Strahlrohren“, sagt Henning Hofmann und deutet auf ein Fach im Heck. Ja, mit einem modernen Strahlrohr lasse sich ein Feuer schneller löschen, weil die Wassertropfen kleiner vernebelt werden und so mehr Oberfläche bekommen. „Dafür verstopft so ein Rohr aber nach wenigen Minuten, wenn wir zum Beispiel bei einem Bauernhofbrand Wasser aus einem Güllefass zur Einsatzstelle holen“, fügt er hinzu. Deswegen sind in Ahaus und den Ortsteilen auch herkömmliche Strahlrohre im Einsatz. Insgesamt sei jedes Fahrzeug genau auf seinen Einsatzzweck und -ort abgestimmt.

Völlig neuer Innenraum: Schon während der Fahrt können Feuerwehrleute in den neuen Fahrzeugen die Atemschutzgeräte anlegen. Das ging in den Vorgängermodellen nicht. Auch Sicherheitsgurte sind jetzt auf allen Plätzen Standard.
Völlig neuer Innenraum: Schon während der Fahrt können Feuerwehrleute in den neuen Fahrzeugen die Atemschutzgeräte anlegen. Das ging in den Vorgängermodellen nicht. Auch Sicherheitsgurte sind jetzt auf allen Plätzen Standard. © Stephan Rape

Ob die drei neuen Fahrzeuge nun ihrerseits so lange im Dienst der Feuerwehr stehen werden, mag Dirk Honekamp noch nicht abschätzen. Für die Ausrüstung im Aufbau sei das absolut kein Problem. Rund um das Fahrgestell sei das schon eine ganz andere Frage. „Wir wissen nicht, wie sich die Elektronik über die Jahre verhält“, sagt er. Möglich, dass die insgesamt anfälliger sei und vielleicht früher Probleme mache als die alte Technik der letzten oder vorletzten Fahrzeuggeneration.