
© Stephan Rape
Familie Haveloh lebt bald in achter Generation im selben Haus
Spuren der Vergangenheit
Acht Generationen im selben Haus: Der Wessumer Jan Haveloh renoviert gerade das Haus seiner Familie. Dabei kommen viele Spuren der Vergangenheit zum Vorschein.
in unserem
Archiv!
Kamin stand exakt 50 Jahre an der Wesheimstraße
Zeitsprung: Exakt 50 Jahre später, am 22. Oktober 2020 (wieder ein Donnerstag), schwingt Johannes Gerlings Enkel Jan Haveloh den Vorschlaghammer gegen genau diesen Kamin. Mit seiner Frau Sara hat er hat das Haus von seinen Eltern gekauft.
Das Paar will dort mit den beiden Töchtern Mia und Elise im kommenden April einziehen. Bis dahin ist aber noch viel zu tun. Unter anderem Teile des Kamins sollen weichen. Und bei diesen Arbeiten zieht Jan Haveloh plötzlich die alte Zeitung aus einer Mauernische.

In dieser Höhlung im gemauerten Kamin steckte 50 Jahre lang die Ausgabe der Ruhr Nachrichten vom 22. Oktober 1970. Auf den Tag genau 50 Jahre später brachte Jan Haveloh sie beim Renovieren wieder ans Tageslicht. © Stephan Rape
„Wir waren schon gespannt, welche Schätze bei den Renovierungen zum Vorschein kommen“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass er aber wirklich auf den Tag 50 Jahre nachdem der Kamin gemauert wurde, dort den Hammer schwingt, sei schon eine riesige Überraschung gewesen.
Amüsante Kleinanzeigen aus einer anderen Zeit
Jede Zeile der alten Tageszeitung hat er genau studiert. Besonders amüsiert er sich über eine alte Immobilienanzeige: „Wohnhaus, Bj. 1967, bei Hamm/Siegkreis, Wohnfl. 230 qm, Doppelgarage, Grundstücksgröße ca. 10000 qm für nur 230.000 DM zu verkaufen“, steht dort. „So etwas findet man doch heute gar nicht mehr“, sagt er. Schon gar nicht zu dem Preis. Und in oder um Ahaus momentan ein freies Grundstück zu finden, ist auch abseits des Preises eine ganz andere Geschichte.

Großes Haus für wenig Geld: Natürlich waren 1970 230.000 DM noch etwas anderes als 115.000 Euro heute. Dennoch haben sich die Immobilienpreise in eine ganz andere Dimension bewegt. © Stephan Rape
Seine Großmutter Maria Gerling jedenfalls kann sich noch gut an den 22. Oktober 1970 erinnern, als der Kamin gebaut wurde. „Das war einen Tag nach dem Geburtstag von meinem Mann“, sagt sie lächelnd. Entsprechend angeschlagen seien die Hand- und Heimwerker bei der Arbeit gewesen. Von der eingemauerten Zeitung habe sie aber nichts gewusst. Sie ist sichtbar stolz, dass nun schon die achte Generation der Familie in das Haus einzieht. Ihr Mann kann das leider nicht mehr miterleben. Er ist schon 1987 gestorben.

Ein Wildschwein im Gehege am Eichenhof: 1970 offenbar noch eine kleine Sensation. © Stephan Rape
Das Haus der Familie hat eine bewegte Geschichte: Die älteste Kaufurkunde stammt aus dem Jahr 1822. Seitdem haben die Havelohs und ihre Vorfahren an der Wesheimstraße gewohnt. Holzschuhmacherei, Lebensmittelladen, Schweinestall – all das ist über die Jahre schon gewichen. Einen großen Dachstuhlbrand hat das Haus kurz nach dem Krieg auch überstanden.
Es wurde ständig an- und umgebaut. Ursprünglich habe das Haus wohl einmal genau um 90 Grad gedreht zur Straße gestanden. Doch neue Giebel wurden angebaut, alte verschwanden dafür. Jetzt ist die siebte Generation an der Reihe. „Die Bausubstanz ist ja noch super in Schuss“, sagt Jan Haveloh. Ein paar Überraschungen gehören in einem so alten Gemäuer natürlich dazu.

Mitglieder der Kolpingsfamilie zahlen 2 Pfennig an die Bezirkskasse – wie lange über diese Entscheidung diskutiert wurde, ist nicht überliefert. © Stephan Rape
Für Jan Haveloh war klar, dass er Wessum nicht verlassen wollte. Freiwillige Feuerwehr, Schützen- und Fußballverein – er sei eben ein echter Paohlbürger. Und auch seine Frau ließ sich schnell überzeugen. Das Leben auf dem Dorf sei eben doch das schönste.
Alte Zeitung bekommt einen Ehrenplatz
Sara Haveloh hat schon eine Idee für die etwas angestaubten, aber sonst gut erhaltenen Zeitungsseiten. „Die kommen in einen Bilderrahmen und werden aufgehängt“, sagt sie. Den nächsten Jahrzehnten im Haus der Havelohs steht also nichts mehr im Wege.
Wie einmal die neunte Generation der Familie umbaut und welche Nachrichten sie in 50 Jahren aus der Vergangenheit finden werden, steht natürlich noch in den Sternen. Klar ist, das Haus soll auf jeden Fall in Familienbesitz bleiben.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
