Das Bundesministerium für Gesundheit gibt an, dass es in allen Pflegeberufen an Fachkräften mangelt. Besonders stark betroffen sei die Altenpflege, in der Stellen im Jahr 2020 durchschnittlich 212 Tage unbesetzt geblieben sind.
Das Statistische Bundesamt prognostiziert für 2035 einen Bedarf an stationären und ambulanten Pflegekräften von 493.603. „Bis zum Jahr 2060 erwarten die Experten einen Anstieg auf deutschlandweit rund 4,53 Millionen pflegebedürftige Menschen. Ursache hierfür ist vor allem die stetig wachsende Zahl älterer Menschen in Folge einer besser werdenden medizinischen Versorgung“, schreibt das Statistische Bundesamt.
Die Notwendigkeit geschulter Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten können, steigt demnach immer weiter. „Auch wir spüren, dass es nicht immer einfach ist, junge Menschen für die Arbeit in der Pflege zu gewinnen“, sagt Peter Ewering, Schulleiter der Pflegeschule des Klinikums Westmünsterland in Ahaus.
„Nach der Zusammenlegung der Pflegeberufe zu einem gemeinsamen, generalistischen Ausbildungsberuf, der sogenannten Pflegefachfrau, -mann (oder neuerdings Pflegefachperson), hat die Pflegeschule Ahaus die Anzahl der Auszubildenden in den vergangenen Jahren verdoppelt. Aktuell stehen insgesamt 150 Ausbildungsplätze zur Verfügung“, führt er weiter raus. Alle Plätze können sie auch weiterhin in jedem der Durchgänge besetzen.
Aber das Klinikum bestätigt auch, dass es nicht mehr so einfach ist. Die Anzahl der Bewerbungen nehme ab. Deshalb gebe es die Möglichkeit, Praktika bei ihnen zu machen. Zudem stehe die Einrichtung im engen Kontakt mit den weiterführenden Schulen.
Kampf gegen Fachkräftemangel
„In unseren Krankenhäusern und den Einrichtungen der Altenhilfe sind wir auf gut ausgebildete Fachkräfte dringend angewiesen sind, darum ist die eigene Ausbildung ein total wichtiger Aspekt im Kampf gegen den uns auch betreffenden Fachkräftemangel“, erklärt Ewering weiter.

Gleichzeitig verdeutlicht er die positiven Aspekte für die Auszubildenden selbst. So sei die Ausbildung nicht nur finanziell attraktiv, sondern auch die Zufriedenheit während der Ausbildung entsprechend hoch. „Was viele nicht wissen: Die Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr liegt bei 1190 Euro und damit deutlich über der Ausbildungsvergütung anderer Berufe“, vergleicht er.
Caritas ist normal gestartet
Das Caritas-Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit in Wessum startet jeweils zum April und Oktober die Ausbildung zur Pflegefachperson und im August zum Pflegefachassistenten mit je 25 Plätzen. Zunächst hieß es, dass die Pflegeschule den Durchgang zum April nicht besetzen konnte. Das Gerücht dementiert Christian Bödding, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, jedoch schnell: „Wir sind ganz normal gestartet im April.“ Es seien nicht ganz so viele Teilnehmer wie im vergangenen Jahr, aber die Kurse seien normal gefüllt, sagt er.
Grund dafür seien die Nachwirkungen der Corona-Einschränkungen, die zur begrenzten Möglichkeit Vorerfahrungen und Praktika zu absolvieren geführt haben. „Der laufende Aprilkurs ist mit 17 Teilnehmenden gestartet. Der Oktoberkurs ist mit 25 Teilnehmenden geplant. Der Augustkurs in der Pflegefachassistenz wird ebenfalls mit 25 Teilnehmenden starten. Hier zeichnet sich zurzeit eine gestiegene Nachfrage aus den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ab“, erklärt Bödding die aktuelle Situation.
Ein geringeres Interesse an der Ausbildung kann das Bildungszentrum daher nur in Teilen bestätigen. „Die Nachfrage ist insgesamt leicht rückläufig und spiegelt die demografische Entwicklung in der Gesamtbevölkerung wider“, führt Bödding weiter aus.