Exklusive Konzerte in Ahauser Innenstadt In der „Sofazone“ kommen Passanten zur Ruhe

Exklusive Konzerte in Ahauser Innenstadt in der „Sofazone“
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Das ist ungewöhnlich: Ein Wohnzimmer, mitten in der Ahauser Innenstadt. Davor die zwei Kölner Jungs Julian Adler und Jan Lammert mit Gitarre und Piano. „Nimm Platz, wenn Du eine Auszeit brauchst“, heißt es auf einem Schild.

Und Ahauserin Heike braucht eine Auszeit. Etwas Ruhiges zum Herunterkommen. Eigentlich war sie schon auf dem Nachhauseweg, trotzdem nimmt sie auf dem Sessel Platz. „Was können wir dir Gutes tun?“, fragen die Musiker sie. Denn: Statt Songwünschen können sich Passanten am Donnerstag (19.9.) Atmosphären wünschen. „Einen Raum für mich.“ Gesagt – gespielt.

Ahauserin sitzt in Sofazone und genießt Privatkonzert
„Ich finde cool, die Menschen aus ihrer Komfortzone herauszulocken“, sagt Ahauserin Heike nach ihrem Exklusiv-Konzert. Auch wenn man sich erstmal auf den Präsentierteller trauen muss. © Jule Lamers

Die einzige Regel: Es wird erst gespielt, wenn jemand auf dem Sessel sitzt. Und das kostet erstmal Überwindung. Findet auch die Ahauserin Heike. „Aber es hat sich total gelohnt.“ Sie freut sich darüber, dass sie sich getraut hat. „Und mir auch egal war, was andere jetzt von mir denken würden.“

Für einen Austausch in Ahaus

Ein breites Lächeln trägt auch Karen Jungkamp vom Fachbereich Kultur der Stadt Ahaus. „Ich bin so gespannt, wie das Projekt angenommen wird“, sagt sie. Das alles läuft unter dem Projekt „Sofazone“. Die Stadt Ahaus lege viel Wert darauf, mit solchen Angeboten in den öffentlichen Raum zu gehen. Ähnlich wie auch das Projekt rund ums Kulturquadrat mit Vera Vorneweg.

Herausfordernd dabei: Hier in Ahaus fehle manchmal die Routine, was solche Projekte angeht. „Sowas ist den Menschen manchmal einfach fremder als in Großstädten“, so Karen Jungkamp. Umso größer können dafür die Effekte sein. „Gleichzeitig ist es aber auch viel persönlicher und ich glaube, dass die Begegnungen auch viel intensiver sind“, sagt Jungkamp. Das bestätigt auch das Musiker-Duo. „In Großstädten geht sowas mehr unter.“

Denn das sei das Ziel. Zusammenkommen. „Die Gespräche verändern sich durch solche Aktionen.“ Es sei ein tolles Gefühl, wenn sich Menschen Tage später über diese Momente austauschen würden. „Wenn sie sich dann auf dem Markt am Käsestand über das Projekt unterhalten. Das ist toll“, Karen Jungkamp strahlt.

Kultur zugänglich machen

In Ahaus soll dieser Baustein, Kultur in den öffentlichen Raum zu bringen, Nischen bedienen und Menschen erreichen. Menschen, die mehr oder weniger zufällig in die Aktion hineinlaufen. Und sich vorher kein Ticket kaufen und Erwartungen mitbringen. Künftig soll es pro Jahr drei statt vier Ausstellungen in der Villa van Delden, dafür aber ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum geben. So Uta Rosenbaum, die bei der Stadt Ahaus für visuelle Kunst verantwortlich ist, zu früherem Zeitpunkt gegenüber unserer Redaktion.

Fazit der „Sofazone“ am Nachmittag: Super Resonanz. „Die Jungs haben sogar 50 Minuten am Stück gespielt, weil sich immer wieder Leute hingesetzt haben“, sagt Karen Jungkamp zufrieden.

Musiker aus Köln machen Musik in Ahauser Innenstadt, davor ein Plakat das zum Platznehmen auffordert
Auch wenn es mal zum Leerlauf kommt – das ist für die Musiker kein Problem. „Das Projekt soll sich auch nicht aufdrängen“, so Sänger Julian Adler. Vielmehr soll der einzelne Mensch erreicht werden. © Jule Lamers