Rollstuhl, E-Scooter, Kutsche und Co. Mobilität ist mehr als Fahrrad und Auto

Erlebnistag zeigt: Mobilität ist mehr als Fahrrad und Auto
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Auf wackeligen Beinen bewegt sich Richard Sprey durch den Parcours. Vorsichtig hebt er einen Fuß, um über eine dünne Stange auf dem Boden zu steigen. Doch er setzt den Fuß zu früh ab und trifft genau die runde Stange. Verkehrssicherheitsberaterin (und Schwiegertochter) Nadine Sprey hält ihn fest, damit er nicht fällt.

„Ich dachte, ich wäre schon weiter mit den Füßen. Ich habe die ganze Zeit meine Füße beobachtet, aber da ist die Wahrnehmung komplett verschoben“, sagt der Senior nach seinem Gang durch den Parcours. Das liegt aber nicht an seinen Augen oder sonstigen Alterserscheinungen. Vielmehr macht ihm der Effekt einer Alkoholbrille zu schaffen.

„Sie simuliert einen Alkoholgehalt von 1,3 Promille“, erklärt Nadine Sprey. Zusammen mit Stefan Benölken informiert sie an diesem Samstag beim „Erlebnistag Mobilität“ in der Ahauser Innenstadt an einem Stand der Polizei über die Gefahren im Straßenverkehr.

Richard Sprey und Nadine Sprey in einem Parcours
Mit simulierten 1,3 Promille bewegt sich Richard Sprey durch den Parcours. Verkehrssicherheitsberaterin Nadine Sprey hilft dabei. © Victoria Garwer

Die Besucher können mit einer Alkohol- oder eine Drogenbrille einen Parcours durchlaufen, in dem sie über Gegenstände steigen, um Hindernisse herum laufen oder zum Beispiel einen Tennisball aufheben müssen. „Das ist ganz schön schwer. Also ich würde es in dem Zustand nicht riskieren, Auto zu fahren. Nicht einmal Fahrrad“, zieht Richard Sprey sein Fazit.

Seine Frau geht noch weiter. Sobald sie die Brille aufsetzt, sagt sie: „Mir wird direkt schwindelig, das kann ich gar nicht haben.“ Sogar gerade stehen und laufen ist für sie mit dieser Simulation ein Problem.

Rollstuhl ist nicht gleich Rollstuhl

Ausprobieren können die Besucher auf der Mobilitätsmeile am Samstag auch die Produkte des Sanitätshauses Grenzland. Rollstühle, Scooter und Hand-Fahrräder seien für viele Menschen die einzige Möglichkeit für Mobilität, sagt Gerwin Schroer. Und dabei ist Rollstuhl nicht unbedingt gleich Rollstuhl.

„Sogenannte Aktivrollstühle sind für Menschen, die dauerhaft im Rollstuhl sitzen, die also selber fahren. Oft haben sie gar keine Schiebegriffe, weil diese Menschen gar nicht geschoben werden wollen“, erklärt Gerwin Schroer. Für diese Rollstühle gibt es dann auch eine Art Anbau, mit dem sich der Sitzende über Handpedale fortbewegen kann.

„So sind dann sogar Fahrradtouren mit Freunden plötzlich wieder möglich“, sagt Gerwin Schroer. Der Umgang mit den beweglichen Handgriffen, dem doch recht schnellen Elektroantrieb und der Lenkung über ein Rad vorne ist sicher zu Beginn gewöhnungsbedürftig und bedarf einiger Übung. „Doch auch, wenn diese Produkte oft ein wenig belächelt werden: Genau diese Mobilität ermöglicht Teilhabe am Alltag und soziale Kontakte“, sagt Gerwin Schroer.

Elektroautos im Trend

Direkt gegenüber geht es um eine andere Form der Mobilität. Das Autohaus Boomers stellt vier Autos vor – alles Elektroautos. „Das ist einfach ein großes Thema gerade, das ist die Zukunft“, sagt Franziska Schonebeck. Sie zeigt und erklärt die verschiedenen Modelle den interessierten Besuchern. „Die meisten wollen wissen, wie das mit dem Laden funktioniert, wie lange es dauert und wie groß die Reichweite ist.“

Franziska Schonebeck vor einem Elektroauto
Fanziska Schonebeck stellte die Autos und Fahrräder des Autohauses Boomers vor. © Victoria Garwer

Neben den Autos stehen aber auch einige E-Bikes, die das Autohaus mitgebracht hat. „Ja, auch die haben wir im Angebot. Zum Beispiel auch als Ersatzfahrzeug während der Reparatur des Autos“, sagt Franziska Schonebeck.

Die Innenstadt ist an diesem Samstag gut gefüllt. Viele Menschen nutzen das gute Wetter für einen Bummel durch die Innenstadt, informieren sich an den Ständen, gehen einkaufen in den Geschäften oder auf dem Markt oder genießen Eis und Kaffee im Café.

Die Mobilitätsmeile zeigt dabei die Vielfalt der modernen Mobilität: Neben Elektroautos und -fahrrädern gibt es auch die neuesten Lastenfahrräder, Wohnmobile, E-Scooter und Trampeltrecker zu bestaunen. Und neben all diesen Innovationen kommen auch Klassiker zum Zug: Oldtimer und Pferdekutschen machen eben auch heute noch mobil.

Ein roter Oldtimer in der Ahauser Innenstadt
Der US-Classic-Chauffeur-Service stellte einige Oldtimer in der Innenstadt aus. © Victoria Garwer