
© Nils Dietrich
Mit Video: Hundetrainerin beobachtet Sozialisierungs-Probleme bei Welpen
Nach Lockdown
Viele Menschen haben sich während des Lockdowns einen Welpen zugelegt - doch die Hundeschulen waren geschlossen. Jetzt zeigt sich: Manche Junghunde haben ein Problem mit ihren Artgenossen.
Anfang Juni war es endlich so weit: Nach sieben Monaten im Lockdown durften die Hundeschulen in Nordrhein-Westfalen wieder öffnen. Auf diesen Moment haben viele Hundebesitzer sehnlich gewartet. Mit der Erziehung des Vierbeiners sollte schon im ganz jungen Alter begonnen werden – denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans bekanntlich nimmermehr.
Das weiß auch Trainerin Miriam Elsässer, die in Ahaus Kurse anbietet. Sie musste während des Lockdowns improvisieren, um ratsuchenden Hundebesitzern überhaupt irgendeine Form von Hilfe bieten zu können: „Die Welpenkurse waren zwischenzeitlich online, damit ich den Leuten wenigstens Fragen beantworten konnte.“ Einen Welpen ohne jegliche Unterstützung zu erziehen, sei gerade für Hunde-Anfänger eine kaum zu bewältigende Herausforderung.
Das größte Problem ist aber ein anderes: „Wir haben auf jeden Fall Nachholbedarf im Bereich der Sozialisierung. Viele Hunde haben Probleme mit ihren Artgenossen“, erklärt Miriam Elsässer. Die etwas älteren Welpen hatten während des Lockdowns kaum eine Gelegenheit, andere Hunde kennenzulernen und das Miteinander zu erlernen. Nicht zuletzt gebe es auch Wissenslücken bei Frauchen und Herrchen.
„Ich habe vermehrt Hunde im Einzeltraining wegen aggressivem Verhalten gegenüber Artgenossen“, so Miriam Elsässer. Hier gebe es großen Nachholbedarf. Selbst im Februar, als wieder Einzelstunden erlaubt waren, habe man nicht an der Problematik arbeiten können. Miriam Elsässer als Trainerin hätte für ein solches Training noch einen weiteren Hund mit einem Hundeführer benötigt.
Den ganz großen Hundeboom, von dem häufig zu hören war, kann sie in der Region allerdings nicht ausmachen: „Ich habe hier einen Zulauf, als wenn ich vier Wochen Urlaub gehabt hätte. Aber ich weiß schon, dass sich viele Menschen in der Zeit einen Hund angeschafft haben.“ Die städtische Statistik in Ahaus zählt aktuell 3.669 Tiere – eine Zunahme von 116 Vierbeinern im Vergleich zu Ende 2019.
Welpen lernen in der Hundeschule durch Spielen
Beim Welpenkurs am Mittwoch sind nur vier Hunde dabei. Urlaubszeit und Schulferien machen sich auch hier bemerkbar. Mit ihren Schülern arbeitet Miriam Elsässer an den Grundlagen: „Unser Thema heute ist Aufmerksamkeit bekommen und behalten. Da ist im Normalfall der Name das Signal.“ Und auf den werden die Hunde – wie sollte es auch anders sein – mit Leckerchen konditioniert.

Frauchen Anja hat Eddy aus der Tierrettung in Kroatien mit nach Deutschland gebracht. © Nils Dietrich
Mit dabei ist Mischling Eddy, der fünf Monate auf dem Buckel hat. Frauchen Anja brachte ihn aus der Tierrettung in Kroatien mit in die Heimat: „Er ist ohne Mutter aufgefunden worden.“ Jetzt soll er bei Miriam Elsässer die Grundlagen beigebracht bekommen. Nach dem Pauken geht es dann zum Spielen mit den Artgenossen. Soziale Kompetenzen sind wichtig – nicht nur für Hunde.