Trotz einstelliger Temperaturen hat Filippo Belbruno seine Klassiker in der Theke platziert: Vanille, Schoko, Stracciatella - 19 Eissorten hat der Inhaber des Eiscafés Venezia an der Bahnhofstraße aktuell im Angebot. Und im Sommer sollen es noch mehr werden, verspricht er. Bis dahin heißt es für ihn und die anderen Eiscafé-Inhaber in Ahaus jedoch: Zähne zusammenbeißen.
Durchhaltevermögen werde er in diesem Jahr brauchen. Davon ist Filippo Belbruno überzeugt. Denn der 49-Jährige erwartet ein „sehr schweres Jahr“. Vielleicht das schwerste in den mehr als zwei Jahrzehnten, in denen er das Eiscafé Venezia betreibt. Der Grund für diese Annahme lässt sich mit einem Blick auf die Preistafel auf der Theke leicht erahnen.
Preiserhöhung wegen Ukraine-Krieg und Corona
Denn kosten wird die Kugel Eis zum Mitnehmen in diesem Jahr 1,40 Euro. Mehr als im vergangenen Jahr. Hohe Einkaufspreise für Zucker, Milch und Sahne sowie Strom und Gas machen diese Preiserhöhung notwendig. Nicht nur im Eiscafé Venezia, sondern auch im Schlosscafé San Remo sowie im Eiscafé Carpri kämpft man mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und den Folgen der Corona-Pandemie.
„Die Preise von Milch und Sahne haben sich fast verdoppelt“, begründet Joao Borges vom Schlosscafé San Remo die Preiserhöhung von 1,30 auf 1,40 Euro. Und selbst dieser Preis reiche eigentlich nicht aus, um rentabel zu arbeiten, fügt Filippo Belbruno hinzu. „Eigentlich müsste ich 1,60 bis 1,80 Euro für eine Kugel Eis nehmen“, sagt er. In anderen Städten, zum Beispiel im Ruhrgebiet, seien diese Preise bereits etabliert.

Traurig und resigniert ergänzt Filippo Belbruno: „Eis ist zum Luxus geworden. Mir tut es in der Seele weh, wenn Kinder ihre Eltern nach einer Eiskugel fragen und diese dann sagen müssen: ‚Nein, heute nicht.‘“ Joao Borges meint: „Die Leute spüren die Preiserhöhung sofort - auch bei zehn Cent.“
Preisaufschlag von 20 Cent
Gleich 20 Cent mehr kostet eine Kugel Eis nun im Eiscafé Capri an der Marktstraße. Dort sei man von 1,10 auf 1,30 Euro gesprungen, erklärt Laura Vanella. Sie betreibt das Geschäft mit ihrem Ehemann Klaus De Cesero. Die beiden hatten im vergangenen Jahr auf Selbstbedienung umgestellt und so gehofft, die Preiserhöhung nicht an die Kundschaft weitergeben zu müssen. Dies sei nun unvermeidlich gewesen, habe den Geschäftsleuten unter anderem ihr Steuerberater geraten. Laura Vanella hofft, dass die Kundschaft dem Eiscafé trotzdem treu bleibt.

Vor Saisonstart abschätzen könne man die Zahl der Kundinnen und Kunden allerdings nicht, meint Filippo Belbruno. Man könne sich glücklich schätzen, wenn man die Kosten reingeholt hat, meint er. Ans Aufgeben denke er aber nicht. Stattdessen wolle er positiv und geduldig bleiben. Das sei die beste Medizin, sagt Filippo Belbruno mit einem Lächeln.
Um die Kundschaft bei Laune zu halten, kündigen alle drei Eiscafés neue Sorten an - wie üblich zu Beginn der Saison. So könne sich beispielsweise Joao Borges vorstellen, seinen Kundinnen und Kunden im Schlosscafé San Remo Feige oder Drachenfrucht anzubieten.
Verschiedene Ideen gebe es ebenfalls im Eiscafé Capri und im Eiscafé Venezia. Welche davon umgesetzt werden, sei jedoch noch nicht sicher. Fest steht aber: Landen werden die neuen Kreationen dann ebenfalls neben Vanille, Schoko und Stracciatella - den Klassikern in den Eis-Theken.
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