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Einzelhändler und Gastronomen suchen als erstes Hilfe bei den Banken
Coronavirus
Für Gastronomen, Einzelhändler, Selbstständige ist der Weg zur Bank oft der erste in der Corona-Krise. Vielen drohen mit der Schließung ihrer Betriebe bereits Liquiditätsengpässe.
Eingeschränkte Öffnungszeiten oder sogar Schließungen bringen Einzelhändler oder Gastronomen schnell in die Existenzkrise. Sie sind die ersten, die bei Volksbank, VR-Bank oder Sparkasse vorsprechen auf der Suche nach Unterstützung. Hier vor Ort geht es um erste Hilfe. Gleichzeitig blicken die Geldinstitute nach Berlin. Von der Bundesregierung und dem Bundesfinanzministerium wird mehr erwartet als nur Kredite.
Alle drei Geldinstitute haben sich gerüstet. Abteilungen, zum Beispiel für die Telefonanfragen oder die Abwicklung von Bankgeschäften per Telefon, wurden verstärkt. Täglich werden Fachberater auf den neuesten Stand gebracht. Denn täglich ändert sich etwas. Wir haben nachgefragt.
Krisenstab tagt täglich
Bei der Volksbank Gronau-Ahaus stimmt sich der Vorstand mehrmals täglich mit einem gebildeten Krisenstab ab. Dabei geht es darum, den Bankalltag trotz Corona fortführen zu können. Und es geht darum, die Mitarbeiter ständig zu informieren für die Beratung in Finanzfragen. „Es ist wahnsinnig, was für eine Informationsflut uns erreicht“, sagt Tobias Kühn, Bereichsleiter Filialbankgeschäft der Volksbank.
„Es werden mehr Anfragen werden“, da ist sich Tobias Kühn sicher. Je länger manche Geschäfte nicht öffnen können, je mehr Unternehmen Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken, desto mehr sind die Banken gefragt. Zurzeit seien es vor allem Gastronomen, Einzelhändler, kleinere Betriebe, die auf die Bank zukommen.

Tobias Kühn (35) ist Bereichsleiter Filialbankgeschäft und Vertriebsmanagement bei der Volksbank Gronau-Ahaus. © Volksbank Gronau-Ahaus
In diesen Tagen schauen Tobias Kühn und seine Kollegen darum, welche Programme der Förderbank KfW für den einzelnen passend sind. „Wir begrüßen es, dass die Bundesregierung so schnell Maßnahmen auf den Weg gebracht hat“, sagt er, auch für den Volksbank-Vorstand, „Kredite sind ein guter Start.“ Er betont aber auch: „Wir erwarten definitiv mehr.“
Es muss mehr geben als nur Kredite
Jeder Kredit, der heute ausgezahlt wird, um die Liquidität zu stützen, muss irgendwann zurückgezahlt werden. Das kann, so Tobias Kühne, den Neuanfang erheblich belasten. Deshalb müsste nach Ansicht der Volksbanken andere Unterstützung zur Entlastung entwickelt werden.
Auch Matthias Entrup, Vorstand der VR-Bank Westmünsterland, verweist auf die verschiedenen KfW-Programme. Seine Bank, die unter anderem in Südlohn und Stadtlohn zu finden ist, hat für die mittelständischen Kunden ein Helpdesk eingerichtet, um Betroffenen schnell helfen zu können. Erste Anträge können bereits vorbereitet werden.

Matthias Entrup gehört zum Vorstand der VR-Bank Westmünsterland. © VR-Bank Westmünsterland
Darüberhinaus wartet seine Bank wie die anderen Geldinstitute auch auf neue Programme für einen Schutzschild, die derzeit entwickelt werden. Die Berater vor Ort, so berichtet Entrup, sind aber auch fit gemacht worden, um die Kunden bei den Themen Steuerstundung oder Kurzarbeitergeld beraten zu können.
Besser aufgestellt als bei der Finanzkrise 2008
Matthias Entrup ist zuversichtlich, dass die Krise überwunden werden kann. „Wir sind in der Region Westmünsterland gut aufgestellt“, sagt er. Und ergänzt: „Die Maßnahmen werden greifen.“ Die Bundesregierung habe gut und schnell reagiert. „Es ist auf die richtigen Knöpfe gedrückt worden“, sagt er und zieht den Vergleich zu der Finanzkrise vor gut zehn Jahren. „Das ist heute viel genauer, umfassender.“
Auch die Sparkasse Westmünsterland unterstützt ihre Kunden bei der Bewältigung von Liquiditätsengpässen zum Beispiel als Ansprechpartner für den Zugang zu den staatlichen Hilfsprogrammen. Anträge auf die Leistungen sind ab sofort möglich, so die Sparkasse in einer Presseerklärung. Jürgen Büngeler, Vorstandsmitglied der Sparkasse Westmünsterland, sagt: „Die Anfragen prüfen wir individuell, flexibel und zügig.“ Und weiter: „Im Bedarfsfall können zeitlich befristete Tilgungsaussetzungen individuell mit uns abgestimmt und vereinbart werden.“

Jürgen Büngeler ist Vorstandsmitglied der Sparkasse Westmünsterland. © die-marquardts.com
Rückhalt des Mittelstands
Eines noch ist Volksbank-Bereichsleiter Tobias Kühn wichtig: „Die Volksbanken und die Sparkassen sind der Rückhalt des Mittelstands. Wir können geltend machen, dass wir Lösungen für die Zukunft finden. Dabei ist es von Vorteil, wenn man vor Ort ist.“