Drogenplantage in Ottenstein Diskussion um das Vorgehen der Polizei

Drogenplantage in Ottenstein: Diskussion um das Vorgehen der Polizei
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Ein anonymer Hinweis brachte die Ermittler im Frühjahr auf die Spur einer Drogenplantage in Ottenstein. 1245 Cannabispflanzen wurden hier in einer Lagerhalle im März sichergestellt. Am Donnerstag wurde der Prozess gegen zwei Gronauer (45 und 47) und einen Niederländer (48) vor dem Landgericht in Münster fortgesetzt.

Diesmal ging es vor allem um das Verfahren der Polizei in diesem Fall: Wer wusste bei der Polizei wann, warum und was? Und vor allem: Warum ist der Hinweisgeber bis heute anonym geblieben? Diese Fragen interessierten vor allem die Verteidiger des 45-jährigen Gronauers und des 48-jährigen Niederländers.

Hinweisgeber blieb anonym

Vier Polizeibeamte waren am Donnerstag geladen. Den Anfang machte der Beamte, der zusammen mit einem Kollegen die bei einer Wohnungsdurchsuchung bei dem Niederländer sichergestellten Schlüssel an der Lagerhalle ausprobierte. Und Volltreffer: Einer der Schlüssel am Schlüsselbund passte in das Schloss an der Haupttür der Halle.

Doch wie hat der Beamte die Schlüssel dem Angeklagten zugeordnet, wollte der Richter wissen. „Die wurden natürlich vorher asserviert“, so der Beamte. Heißt: Nach der Durchsuchung wurde der Schlüssel in einem Umschlag verwahrt, mit dem Namen des Angeklagten darauf, bei dem er gefunden wurde.

Fahrzeug wurde durchsucht

Auch an der Durchsuchung des Fahrzeuges war der Beamte beteiligt. Dieses wurde am 6. Mai 2021 auf den 47-jährigen angeklagten Gronauer zugelassen. Drei Handys habe man in dem Auto gefunden, dazu eine Türklinke und einen GPS-Tracker, allerdings keine individuell zuzuordnenden Gegenstände der Angeklagten, so der Polizist.

Doch habe man das Auto überhaupt durchsuchen dürfen, wollte einer der Verteidiger wissen. Das Fahrzeug sei sichergestellt worden, so der Polizist, und im Zusammenhang mit dem Durchsuchungsbeschluss für die Wohnungen durchsucht worden.

Über 1200 Cannabispflanzen fand die Polizei in einer Lagerhalle in Ottenstein.
Über 1200 Cannabispflanzen fand die Polizei in einer Lagerhalle in Ottenstein. © Polizei Borken

Schon hier wurde deutlich: So richtig trauten die Verteidiger dem Vorgehen der Polizei nicht. Noch deutlicher wurde das bei der Vernehmung des Beamten, der sich um die Organisation des Einsatzes kümmerte. Er gab an, dass der anonyme Hinweis beim LKA am Abend des 22. März eingegangen sei. Am nächsten Morgen lag er bei ihm auf dem Tisch. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir anonyme Hinweise bekommen“, so der 57-Jährige. Doch diese müssten durch zusätzliche Hinweise und eigene Wahrnehmungen verifiziert werden.

„Aber eine anonyme Anzeige bleibt doch nicht lange anonym“, meinte einer der Verteidiger. Über IP-Adressen und Co. sei ein Hinweisgeber doch schnell zu identifizieren. „Am schnellsten geht es mit der eigenen Wahrnehmung“, konterte der Beamte. „Aber so liegt der Ursprung des Verfahrens im Dunkeln“, betonte der Verteidiger ungläubig.

Diskussion um Word-Dokument

Viel Diskussion gab es auch um ein Word-Dokument ohne Zeitstempel, Unterschrift oder Ähnlichem. Hier konnte der dritte geladene Beamte ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Er war, nachdem er den Hinweis auf die Drogen bekommen hatte, auf dem Weg nach Bocholt an der Lagerhalle vorbeigefahren. Vor Ort sei er an der Halle vorbeigelaufen und habe den Geruch von Marihuana wahrgenommen.

Daraufhin kontaktierte er einen Kollegen in Ottenstein, der wusste, wem die Halle gehörte. All das hielt er in besagtem Dokument fest und leitete es an die zuständigen Kollegen weiter. Dem Verteidiger versprach er, den Zeitstempel dieses Dokumentes zur Verfügung zu stellen.

Zuletzt ging es dann noch um die Wohnungsdurchsuchungen bei den beiden Gronauern. An der Anschrift des 45-Jährigen konnte laut dem zuständigen Beamten keine Wohnung unter seinem Namen vorgefunden werden. Bei dem 47-Jährigen dagegen schon. Die Bilder zeigten ziemlich verwahrloste Räumlichkeiten. Bei dem Mann wurden zudem zahlreiche Dokumente gefunden, unter anderem auch der Mietvertrag für die Halle.

Angeklagte schweigen

Währen die Verteidiger an diesem Verhandlungstag viele Fragen hatten, hüllten sich die Angeklagten wiederum in Schweigen. Der Prozess gegen sie wird am 21. November um 14 Uhr fortgesetzt. Unter anderem stehen noch verschiedene Gutachten auf dem Programm.

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