Die zotteligen Hochlandrinder liegen ganz entspannt auf den Fahrradwegen im Witte Venn.

© Christin Lesker

Drei-Venn-Fahrradtour: Magische Natur direkt hinter der Grenze

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Die Drei-Venn-Radtour hat einiges zu bieten. Auf gut 40 Kilometern geht es durch drei Venn-Gebiete, vorbei an Schottischen Hochlandrindern, glitzernden Teichen und durch ruhige Wälder.

von Christin Lesker

Ahaus

, 07.04.2023, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Endlos grüne Weiden, kleine Seen und Hochlandrinder mitten auf den Wegen. Direkt hinter der Haarmühle in Ahaus-Alstätte beginnt auf holländischer Seite eine Fahrradtour der besonderen Art. Auf gut 40 Kilometern geht es durch drei verschiedene Venn-Gebiete, vorbei an historischen Gebäuden, durch ruhige Wälder und blühende Heiden.

Clemens August Brüggemann war es, der sich diese Tour vor einigen Jahren für die Gäste seiner Haarmühle ausgedacht hat. Der 67-Jährige kennt die Gegend wie seine Westentasche, erzählt spannende Geschichten und gibt Einblicke in seine ganz persönlichen Geheimtipps.

Startpunkt Haarmühle

Die Haarmühle in Alstätte ist ein beliebtes Ausflugsziel. Schon um 10 Uhr morgens ist es voll auf den Rad- und Wanderwegen an der Mühle. Die Sonne scheint durch die Eichen und Kastanien in den Biergarten und es riecht nach frisch gebackenem Brot und Kuchen. Wer von weiter her kommt, stellt sein Auto auf einem der vielen Parkplätze ab, holt sich im Restaurant eine Karte mit den Knotenpunkten der Radtour und radelt los.

Der strahlend blaue Himmel spiegelt sich in den vielen Teichen am Wegrand.

Der strahlend blaue Himmel spiegelt sich in den vielen Teichen am Wegrand. © Christin Lesker

Wer sich aber neben der einfachen Tour auch für spannende Hintergrundinfos interessiert, kann mit Clemens-August Brüggemann eine geführte Tour machen. „Es ist einfach eine fantastische Tour, quer durch Heide, Wald- und Wiesenlandschaften“, findet er.

Auf zwei hölzernen Brücken geht es über die deutsch-niederländische Grenze hin zur Nummer 78, dem ersten von 20 Knotenpunkten auf der Route. Direkt gegenüber der Infotafel, etwas versteckt zwischen grünen Zweigen, fällt ein verwitterter, dunkler Galgen aus Holz ins Auge.

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Verschmitzt erzählt Clemens August Brüggemann von den Verbrannten, die in Urnen aus Ton hier, mitten im Nirgendwo vergraben wurden. „So grausam ging man im Mittelalter mit seinen Mitmenschen um“, sagt er und deutet auf den Galgen. Die vielen Radfahrer auf dem Weg hören dem 67-Jährigen gespannt zu und schon jetzt lässt sich erahnen: Das ist nicht die einzige Geschichte, die der Gastwirt über diese Gegend zu erzählen weiß.

Glänzende Seen und zottelige Hochlandrinder

Vorsichtig öffnet Clemens August Brüggemann ein kleines hölzernes Gatter. Hier beginnt das Witte Venn. Auf den Radwegen aus luxemburgischem Schotter lässt es sich angenehm fahren und es geht mitten hinein ins satte Grün. 55 Schottische Hochlandrinder haben hier auf 200 Hektar Platz zum Grasen.

Mitten im Wald findet sich einer von Clemens-August Brüggemanns Lieblingsplätzen. Den Weg zeigt er seinen Gästen gerne.

Mitten im Wald findet sich einer von Clemens-August Brüggemanns Lieblingsplätzen. Den Weg zeigt er seinen Gästen gerne. © Christin Lesker

Mit entspanntem Blick liegen sie auf den Wegen, kauen genüsslich vor sich hin und nur die imposanten Hörner ragen in die Höhe. In den Teichen am Wegrand spiegelt sich der strahlend blaue Himmel und knorrige, alte Bäume zieren die weite Heide.

Kaum geht der Weg in asphaltierte Straße über, erstrahlt eine große weiße Villa am Wegrand. Das Landgut Zonnebeek war im vergangen Jahrhundert das Wohnhaus des Textilherstellers Jan Bernhard van Heek und seiner Frau Edwina. „Auf der Veranda kann man wunderbar sitzen und Kaffee trinken“, findet Clemens August Brüggemann. Das Grundstück ist zwar privat, aber besondere Gäste darf der Gastwirt hin und wieder dorthin einladen.

Magisches Buurser Sand

Die von bunten Blumen gesäumten Wege führen weiter ins Buurser Sand. Vom anfänglichen Trubel an der Haarmühle ist hier nichts mehr zu spüren. Die über 440 Hektar mit den alten Wacholderbüschen, Wäldern und Mooren sind nahezu magisch.

Die Wege durch die drei Venne kennt Clemens-August Brüggemann wie seine Westentasche. Deshalb macht er gerne kleine Abstecher.

Die Wege durch die drei Venne kennt Clemens-August Brüggemann wie seine Westentasche. Deshalb macht er gerne kleine Abstecher. © Christin Lesker

Insgesamt 350 Parks wie diese werden von den Naturmonumenten in den Niederlanden verwaltet, aber Buurser Sand steht von allen auf Platz eins. Auch ein kleines Café wird hier von den Naturmonumenten verwaltet. Der perfekte Ort, um inmitten von Kühen eine Pause einzulegen und frischen Apfelkuchen mit einem Schlag Sahne zu genießen.

Besondere Geheimtipps

Immer wieder macht Clemens August Brüggemann kleine Abstecher, um seine Lieblingsorte auf der Tour zu zeigen. Der Vorteil: Auf seinen Wegen ist es ruhiger als auf der festgelegten Route. Fast zu jedem Ort kennt er eine Geschichte, erzählt vom Kaffee- und Alkoholschmuggel, von alten Handelsrouten und wohlhabenden Großgrundbesitzern.

„Dieser Ort steht nicht auf der Karte, aber ich find‘s so schön hier“, sagt der 67-Jährige und läuft vor zu einem Künstlerrundweg mitten im Wald. Im kleinen Wasserpark geht es über Steine durchs Wasser und vorbei an verschiedenen Holz-Konstrukten.

Die prunkvolle Villa diente der wohlhabenden Familie van Heek von Mai bis Oktober als Sommerresidenz.

Die prunkvolle Villa diente der wohlhabenden Familie van Heek von Mai bis Oktober als Sommerresidenz. © Christin Lesker

Raus aus dem Wald führt der Weg weiter Richtung Haaksberger Venn. Die weiten Weiden am Wegrand duften nach frischem Heu und auf dem Weg lässt sich die historische Oostendorper Mühle besichtigen. Clemens August Brüggemann findet, die ruhige sonnige Terrasse des Hotel Erve Bruggert ist der perfekte Ort für eine zweite Pause.

  • Jede niederländische Region hat ein beschildertes Netzwerk von Fahrradknotenpunkten, gekennzeichnet mit nummerierten weiß-grünen Schildern. Danach lässt sich auch die „Drei Venn Fahrradtour“ gut fahren.
  • Start für die Tour ist am Knotenpunkt 78 an der Haarmühle. Danach folgen Sie der Ausschilderung zu den Knotenpunkten 81-80-41-50-1-47-2-83-82-3-52-51-53-54-76-48-49-81 und dann wieder zu Knotenpunkt 78, dem Ausgangspunkt und Ziel Ihrer Tour.
  • In der Haarmühle gibt es außerdem auch eine Karte von der Tour.
Er studiert die Karten noch einmal und entscheidet spontan auf dem Rückweg etwas abseits der Route zu fahren. Wie gut, dass das Knotenpunkt-System so simpel ist, dass auch jeder Ortsunkundige seine Radtour mit der Karte individuell anpassen kann.

Abschluss im Biergarten

Clemens August Brüggemann freut sich wieder einmal, „dass man Radwege mitten durch diese tolle Landschaft gebaut hat“. Er ist die Tour schon oft gefahren, aber das macht nichts, denn er weiß: „Wer Interesse an der Natur hat, entdeckt immer etwas Neues.“

Nach einem langen Tag auf dem Rad, ist der Biergarten der Haarmühle perfekt, um zum Abschluss ein kühles Bier zu genießen.

Nach einem langen Tag auf dem Rad, ist der Biergarten der Haarmühle perfekt, um zum Abschluss ein kühles Bier zu genießen. © Christin Lesker

Nach gut 40 Kilometern endet die Drei-Venn-Tour wieder an der Haarmühle. Das Fahrradfahren durch die drei Venn-Gebiete ist so abwechslungsreich und ruhig, es fühlt sich beinahe wie Urlaub an. Und um dem Urlaubsgefühl noch ein Stück näher zu kommen, bietet der Biergarten der Haarmühle den perfekten Ort, um den Tag mit einem kühlen Bier ausklingen zu lassen.