Seit etwas mehr als einem Jahr fliegen die Wurfscheiben am Kombibad Aquahaus. Die Disc-Golf-Anlage mit ihren zwölf Bahnen wurde dort Anfang 2022 eröffnet. Gespielt wird natürlich nur außerhalb der Freibadsaison. „In der Zeit hatten wir über 500 Besucher auf der Anlage“, sagt Bäderleiter Franz-Josef Bülter. „537“, fügt Torsten Schneider hinzu.
Der gebürtige Ahauser spielt seit acht Jahren Disc-Golf, hatte die Idee für die Anlage am Aquahaus und setzte mit Freunden den Plan in die Tat um. Inzwischen hat er auch den Disc Golf Club Westmünsterland Hawks gegründet, der in und um Ahaus immerhin schon 23 Mitglieder hat. Und es sollen mehr werden. Auch die Anlage im Aquahaus soll – zwischen September und April – noch stärker genutzt werden. „Aber das muss sich ja erst nach und nach herumsprechen“, erklärt er.
Disc-Golf ist eine Mischung aus Frisbee und Golf: Mit harten, unterschiedlichen Wurfscheiben, versuchen die Spieler mit möglichst wenigen Würfen das Ziel, einen Korb aus Metallketten, zu treffen. Dafür gibt es in Ahaus zwölf unterschiedliche Bahnen, die nacheinander absolviert werden.
Ab Freitag, 27. Januar, wird sogar acht Wochen lang bei Dunkelheit gespielt. Oder zumindest in der Dämmerung: Für die Aquahaus Dark Series hat Torsten Schneider die zwölf Körbe mit eigenen LED-Beleuchtungen ausgestattet. Zusätzlich werden für die Runden einige Flutlichter an den Beckenrändern eingeschaltet.
Die Spieler bekleben ihre Scheiben außerdem mit spezieller Folie, die bei Dunkelheit leuchtet. „Damit man sie wiederfindet, falls eine Scheibe im Busch landet“, sagt Torsten Schneider lachend. Das komme natürlich so gut wie nie vor.

Die acht Veranstaltungen sind für alle Interessierten offen. Treffpunkt ist spätestens um 17.30 Uhr am Freitagabend. Um 18 Uhr gehen die Spieler dann auf die Kurse. Zweimal werden die zwölf Bahnen gespielt. Das dauert ungefähr zwei Stunden. Die Startgebühr kostet 7,50 Euro pro Person. Anmeldungen sind vorab im Internet möglich: www.discgolf-hawks.de.
Pro Termin können 48 Teilnehmer mitspielen. „Noch ist Platz“, sagt Torsten Schneider. Das ist nicht selbstverständlich: Die Turniere, die sich an professionellere Spieler richten, sind teilweise binnen Minuten ausgebucht. Und die nehmen teilweise weite Anreisen auf sich: Selbst aus dem Sauerland seien sie schon nach Ahaus gekommen, um hier ihre Scheiben zu werfen.
Freie Bahn für Disc-Golf-Spieler
Das Besondere hier: Auf den Wiesen im Aquahaus sind die Disc-Golf-Spieler unter sich. Sie müssen auf keine Spaziergänger, Radfahrer oder andere Sportler achten. „Auf anderen Anlagen ist man oft mehr mit Warten als mit Spielen beschäftigt“, sagt Torsten Schneider. Eine Runde im Aquahaus dauere etwa eine Stunde. Für einen vergleichbaren Kurs in anderen Städten könne man locker die doppelte Zeit einplanen.
Deswegen seien auch schon andere Disc-Golf-Vereine auf die Idee gekommen, mit örtlichen Kombibädern zusammenzuarbeiten. Auch die Bäder in anderen Städten seien auf das Aquahaus zugekommen, um eine Nutzung für ihre Freibadwiesen während der ungemütlicheren Jahreszeit zu bekommen. „Das ist aber alles noch nicht spruchreif“, sagt Torsten Schneider.
Anlage ohne Ehrenamt nicht denkbar
Auch Torsten Schneider investiert eine Menge Zeit in seinen Sport. Neben dem Aufbau des Vereins, der Anlage am Aquahaus und der zweiten Anlage des Vereins in Reken macht er eine Trainerausbildung. „Die ist mit einer ganz normalen C-Lizenz wie in jeder anderen Sportart zu vergleichen“, sagt er. 120 Unterrichtseinheiten absolviert er dafür. Damit soll einerseits der Nachwuchs im Verein gefördert werden. Andererseits könne er so auch Veranstaltungen für Schulklassen, andere Vereine oder beispielsweise auch Kollegenkreise anbieten. Ein weiterer Trainer will sich im kommenden Jahr ausbilden lassen.
Franz-Josef Bülter nickt begeistert. „Ohne den riesigen Enthusiasmus, den Torsten und der Verein hier reinstecken, wäre das so ja gar nicht denkbar“, sagt er. Das gehe bei der Investition los: Gut 9000 Euro hat das Material insgesamt gekostet. Entwurf und Aufbau erfolgten praktisch ehrenamtlich. „Würde man so eine Anlage professionell planen und bauen lassen, wäre man schnell beim doppelten Preis“, sagt Torsten Schneider. Und da hätten sich wohl auch Aquahaus und Stadtwerke die Anschaffung noch einmal genau überlegt.
„So ist es aber eine super Ergänzung“, erklärt Franz-Josef Bülter. Schon die jetzigen Besucherzahlen sind für ihn ein Top-Wert. „Wir hatten uns das natürlich so vorgestellt, dass die Anlage die Investitionskosten wieder einspielt“, sagt er. Gehe es so weiter, wäre das in fünf Jahren so weit. „Aber jetzt, wo der Verein gegründet ist und weitere Veranstaltungen angeschoben werden, könnte es natürlich auch schneller gehen“, sagt er.
Im Kern sei es ihm natürlich darum gegangen, einer neuen Sportart auf die Beine zu helfen. „So wie damals beim Aquaball“, sagt er. Auch diese Trendsportart war vor etlichen Jahren im Aquahaus im relativ kleinen Rahmen gestartet. „Mittlerweile gehört die Sportart fest zum Programm und die Plätze in den öffentlichen Turnieren sind blitzschnell ausgebucht“, erklärt der Bäderleiter weiter.
Disc-Golf wurde in den 1970er-Jahren in den USA entwickelt. Seit Anfang der 1980er-Jahre gibt es Gruppen in Deutschland. Nach Angaben des Deutschen Frisbeesportverbands gibt es bundesweit rund 1500 regelmäßige Spieler. Tendenz steigend.
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