
© Christiane Hildebrand-Stubbe
Designerin aus Ahaus macht Mode mit Kissen
Handwerkskunst
Judith Brökers kennt die Koordinaten von Ahaus genau. Ein Wissen, das sie bei ihrer Arbeit einsetzt. Wenn sie ihre besonderen Kissen entwirft und fertigt. Nicht nur mit geografischen Infos.
52‘ 4‘ 57“ N, 7‘ O‘ 54“ E - Eingeweihte wissen, dass sich hinter diesen Zahlen und Buchstaben die Geo-Koordinaten der Stadt Ahaus verbergen. Bei Judith Brökers zieren sie Kissen. Eingestickt in hellgraues Leinen. Neben Ahaus hat die Designerin auch Kissen von anderen Orten der Region entworfen und genäht. Stadtlohn ist dabei, Vreden auch. Selbst ein Norderney-Kissen gibt es. Die Insel, zu der die 53-Jährige eine besondere Beziehung hat. Längst aber nicht nur solche Ortskissen sind es, die im Brökers-Atelier an der Kruppstraße 25 entstehen.
Ausbildung und Erfahrungen in der Mode-Branche
Doch der Reihe nach. Judith Brökers ist vom Fach. Mode ist seit ihrer Schneiderlehre ihr großes Thema. Nach anschließender Ausbildung zur Designerin und mehrjährigem professionellen Einsatz in einem großen Modeunternehmen in Gelsenkirchen kehrt sie zusammen mit ihrer Tochter an ihren Geburtsort Ahaus zurück. Der Liebe wegen! Von hier aus erkundet sie die verschiedensten Berufsfelder: von 1,2,3 TV bis hin zur Verkaufstätigkeit in einem Modegeschäft im Outletcenter.

Das Ahaus-Kissen im Vordergrund, umrahmt von anderen Orts-Kissen. Darunter auch bekannte Inseln wie Norderney und Mallorca. © Christiane Hildebrand-Stubbe
„Immer schon hatte ich aber den Wunsch nach Selbstständigkeit“, sagt sie. Nur zurück zur Bekleidung will sie nicht: „Das ist eine höchst anstrengende Branche.“ Bei einer Ausstellung des Stadtlohner Künstlers Ferdi Schreiber reift in ihr die Idee: „Ich könnte doch Kissen machen.“ Bestärkt durch aktuelle Trends, dass Kissen als Wohn-Accessoires immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Der Herbst ist da! Jedenfalls im Brökers-Atelier. © Christiane Hildebrand-Stubbe
Und der Idee folgen Taten. Näh- und Stickmaschine, Computer werden gekauft. Die benötigten Zutaten wie Stoffe, Garne und Inlays natürlich auch.
Der Schritt in die Selbstständigkeit
Die ersten Stücke entstehen in den häuslichen vier Wänden. Und als Expertin weiß sie natürlich, dass auch Kissen modischen Trends unterliegen. Von den Farbtönen angefangen bis hin zu den Materialien. Judith Brökers will aber mehr. Sie will nicht dem jeweils angesagten Mainstream folgen, sondern auf ihren „Werken“ ihren eigenen Fingerabdruck hinterlassen. Nicht nur, dass alle ihr Markenzeichen „Kiss JU“ tragen, sie zeigen alle auch die ganz individuelle Handschrift der Designerin.

Dieses Kissen spricht für sich selbst. © Christiane Hildebrand-Stubbe
Mal sind es schmunzelnde „Botschaften“ wie „Nur zehn Minuten“ oder „Is mir egal, ich mach das jetzt so“, mal sind es Namen, Tiere, florale Muster, selbst „Upcycling“, Nachhaltigkeit ist eine Brökers-Thema. Wenn ausgediente Jeans eine neue Bedeutung als Kissen bekommen. Auch bei den Inlays der Kissen legt sie Wert darauf, dass die Federn aus der Region stammen.
Oft sind es Auftragsarbeiten zu den unterschiedlichsten Anlässen: Geburt, Geburtstagen, Jubiläen. Abgestimmt mit den Wünschen der Auftraggeber. Denn auch das ist ihr ganz wichtig: „Ich möchte niemandem etwas überstülpen.“
Atelier und Showroom im Firmengebäude
Deshalb ist auch die Beratung der Kunden ihr ein großes Anliegen. Vor der Kaufentscheidung nimmt sie sich viel Zeit, um das wirklich Passende herauszufiltern. Ihre Ideen sammelt Judith Brökers überall, hält ihre Augen ständig und überall offen, um neue Anregungen zu bekommen. Mitunter „erfindet“ sie auch Gesehenes einfach neu, indem sie eigenen Vorstellungen verbindet.
Seit zwei Jahren hat sie ihren Arbeitsplatz an der Kruppstraße 25. Zuerst zusammen mit Stefanie Vöcking und jetzt als Solistin.

Ein Blick in den Showroom © Christiane Hildebrand-Stubbe
Im ersten Stock des Firmengebäudes ist daher neben dem Atelier auch Platz für einen Showroom, der jetzt immer mittwochs auch von 14 bis 18 Uhr geöffnet hat. Die Kiss-JU-Kissen sind dort eingerahmt von allerlei Wohnaccessoires. Zudem sind die Brökers-Produkte auch in ausgewählten Geschäften wie „Grün und Gold“ in Stadtlohn zu finden. Und auf entsprechenden Märkten, wenn sie angesichts von Corona möglich sind, will sie auch Präsenz zeigen.
Zurzeit hat bei ihr der Herbst schon Einzug gehalten, ist die neue Kollektion in Arbeit. Mit Erdtönen, Rost-, Senf- und Beeren-Tönen.Aber auch Gold, Beige und Blau sind dabei.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
