Der erste Bagger kratzt am Montagmorgen (9. Dezember) bereits an der Oberfläche einer Verkehrsinsel auf dem Ahauser Schumacherring. Die erste Verkehrsinsel, die den möglichen 152 Castor-Transporten weichen muss. Hinter den Maschinen leuchten gelbe Warnwesten, Banner und Flaggen. Eine Protest-Mahnwache wegen der Straßenbauarbeiten für Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus.
„Wir müssen jetzt ein Signal senden“, sagt Felix Ruwe, Sprecher der BI „Kein Atommüll in Ahaus“. Es ist kalt und regnet. Mitglieder der BI und der Sofa (Sofortiger Atomausstieg) Münster sowie Passanten sammeln sich gegen 9 Uhr am Kreisverkehr Heeker Straße. Immer wieder hupen Autofahrer und winken beim Vorbeifahren. Zuspruch, ein Zeichen der Unterstützung.
Arbeiten wegen Castor-Transporten
Zum Hintergrund: Ziemlich notgedrungen hat die Stadt Ahaus am Freitag (6. Dezember) über den Beginn der Straßenbauarbeiten für mögliche Castor-Transporte nach Ahaus informiert. Und dadurch entstehende Verkehrsbehinderungen.
Grund für die eigene Erklärung der Stadt war, dass andere beteiligte Stellen bis Freitagmittag keine Informationen über Arbeiten und Straßensperrungen veröffentlicht haben (wir berichteten).

Ab Montag (9. Dezember) werden in zwei Abschnitten die Verkehrsinseln am Kreisverkehr Schumacherring/Heeker Straße/Nordring umgebaut und abgesenkt. Die ersten Arbeiten sind am Montagmorgen schon im Gange. Deswegen ist die Einfahrt vom Kreisverkehr in den Schumacherring gesperrt. Voraussichtlich sollen die Arbeiten bis zum 13. Dezember andauern. Dann folgt der zweite Abschnitt.
Demonstrationen: Letzte Chance
Gleichermaßen kurzfristig hat sich die BI am Sonntagnachmittag (8. Dezember) für eine Protest-Mahnwache entschieden. „Es ist wichtig, dass wir am ersten Tag der Arbeiten hier sind“, sagt Felix Ruwe. Jetzt geht es erst einmal darum, Flagge zu zeigen, da zu sein.
Was Demonstrationen angeht, scheinen die Anwesenden geübt zu sein. „Man muss warme Sachen anhaben und eine abgeschnittene Isomatte, auf die man sich stellen kann, damit man keine kalten Füße bekommt“, sagt Felix Ruwe. Die Münsterländer Anti-Atomkraft-Initiativen bereiten sich vor. Sie halten sich 304 Optionen für Spontan-Demonstrationen frei. „Falls die Castor-Transporte 152 Mal kommen und 152 Mal leer zurückfahren“, sagt Felix Ruwe und lacht.
„Mindestens 100 Jahre hier liegen“
Doch auch kleine Späße zwischendurch können nicht von dem ablenken, was nur ein paar Meter weiter rechts passiert. „Es gibt viele in Ahaus, denen ist das völlig egal.“ Für Felix Ruwe nicht nachzuvollziehen. „Wenn wir den Atommüll aus Jülich erst mal haben, dann haben wir den mindestens 100 Jahre hier liegen“, fürchtet er. „Den Atommüll werden wir nie wieder los.“
Und das alles, obwohl noch keine Transportgenehmigungen für die Castorbehälter aus Jülich vorliegen, wie das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) am Montag auf Nachfrage bestätigt. Die könne erst erteilt werden, wenn die Behördenbeteiligung abgeschlossen ist. Und wie lange das dauert, bleibt auch am Montag offen.
In einer Pressemitteilung sprechen die Initiativen von einem „Hau-Ruck-Verfahren“. Zuständige Politiker auf Landes- und Bundesebene sähen nur schweigend und tatenlos zu, wie sich Jülicher Verursacher ihres Atommülls und der Verantwortung entzögen. „Wir sind enttäuscht“, sagt Felix Ruwe. Demonstrationen scheinen der einzige Weg zu sein.
Umso wichtiger, am Montagmorgen vor Ort zu sein.
Aufruf zur Demonstration
Für Sonntag (15. Dezember) um 14 Uhr rufen die Münsterländer Anti-Atomkraft-Initiativen zu einer Demonstration vor dem Atommüll-Lager in Ahaus-Ammeln auf. Seit genau 30 Jahren gibt es dann die Sonntagsspaziergänge als Protestform.

