Wenn man fragt, wo man in Ahaus gut essen gehen kann, wird häufig das Schlosshotel genannt. Unter der Ägide von Peter Rathmer hat es sich einen Namen gemacht. Stammgäste stört nur eins.

Ahaus

, 19.01.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 6 min

Zentral in der Ahauser Innenstadt ist das Schlosshotel eine gute Anlaufstelle für Genießer. Seit fast genau sechs Jahren leiten hier Angelika und Peter Rathmer den Hotel- und Restaurantbetrieb. Damals kehrte Peter Rathmer in die Küche zurück, in der er viele Jahre zuvor seine Ausbildung zum Koch absolviert hat.

Für mich, die in Ahaus nicht Zuhause ist, ist das Schlosshotel schon häufig Ziel gewesen. Hier weiß ich, dass ich notfalls auch ohne Reservierung einen Tisch bekomme, dass es keinen Ruhetag gibt, hier immer etwas Betrieb ist, und ich auf jeden Fall etwas in der Speisekarte finde, das mir gefällt. Ob wir vorne in dem kleineren Bereich sitzen oder aber im Saal, ist mir egal. Ich fühle mich an beiden Orten wohl, auch wenn der Saal mit den sparsam dekorierten Tischen auf den ersten Blick etwas nüchtern erscheint.

Nicht viel lenkt auf den Tischen von dem Essen ab.

Nicht viel lenkt auf den Tischen von dem Essen ab. © Markus Gehring

Der Saal eignet sich gut für Gesellschaften, bietet aber auch sonst an großzügig gestellten Tischen Platz für Gäste. Manche kommen auch einfach für ein Glas Bier an die Bar. Das alles macht eine gute Atmosphäre aus. Im Sommer sind die Tische auf dem Oldenkottplatz begehrt.

Eingedeckt für eine Gesellschaft

Eingedeckt für eine Gesellschaft © Markus Gehring

Erwähnt sei auch der Mittagstisch, der für 8,80 Euro Suppe, Hauptspeise und Dessert bietet. Doch man braucht dafür Zeit. Bei dem einen Versuch, den wir im Kollegenkreis gemacht haben, mussten wir die Mittagspause glatt überziehen. Nur gut, dass der Chef mit am Tisch saß...

Die Speisekarte bietet eine reichhaltige Auswahl. Und birgt ein Problem. Doch dazu später mehr. Jetzt wird erst mal gegessen.

Kartoffelsuppe mit Räucherlachsstreifen

Kartoffelsuppe mit Räucherlachsstreifen © Ronny von Wangenheim


Die Vorspeise

Bei meiner Begleitung ist die Wahl schnell getroffen. Die Kartoffelsuppe mit Räucherlachsstreifen schmeckt sehr gut. Die Kartoffeln sind deutlich zu erkennen, die Suppe braucht wegen der Stärke der Kartoffeln keine störenden Bindungsmittel und hat eine gute Konsistenz. Und Räucherlachs passt sehr gut zur Kartoffel.

Das finde ich auch. Aber weil ich kein Freund von Suppen bin, wähle ich lieber eine andere Variante: gebeizten Lachs auf Reibeplätzchen mit Dill-Senfsoße.

Hier muss ich erst einmal einfügen, dass mir die Wahl einer Vorspeise sehr schwer fiel. Wäre sie nicht für den Restaurant-Check erforderlich, hätte ich wahrscheinlich sogar darauf verzichtet. Alles scheint sehr opulent. Darüber schreibe ich unter dem Punkt Speisekarte mehr.

Die Vorspeise: Gebeizter Lachs auf Reibeplätzchen mit Dill-Senfsoße

Die Vorspeise: Gebeizter Lachs auf Reibeplätzchen mit Dill-Senfsoße © Ronny von Wangenheim

Doch erst einmal muss ich sagen, dass ich den Verzicht bereut hätte. Vor mir steht ein sehr schöner Teller. Drei, zum Glück nicht allzugroße, Reibeplätzchen, daneben der Räucherlachs mit einem Kräuterrand, hart gekochtes Ei und eine Salatgarnitur mit Parmesan und Pinienkernen liegen sehr dekorativ nebeneinander. Die Reibeplätzchen sind kross und saftig zugleich, der Lachs - um wenigstens einen winzigen Einwand zu haben - ist vielleicht eine Spur zu dick. Und weil alles so gut schmeckt, gebe ich meiner Begleitung gar nicht so viel ab, wie ich es vorhatte, und lasse nur etwas von der reichlichen Dill-Senfsoße zurück.

Petersfisch mit Ragout aus Muscheln, Garnelen, Champignons an Weißweinsoße

Petersfisch mit Ragout aus Muscheln, Garnelen, Champignons an Weißweinsoße © Ronny von Wangenheim


Die Hauptspeise

Es ist keine leichte Wahl. Meine Begleitung hat es leichter. Nach einem schmerzhaften Zahnarzttermin sind weiche Speisen angesagt. Da ist der Petersfisch die richtige Entscheidung. Der St. Petersfisch ist eine Delikatesse wegen seines festen und weißen Fleisches. Die Franzosen nennen ihn auch „Poule de mer“ (Meerhühnchen), bei uns heißt er manchmal auch Heringskönig.

Im Schlosshotel wird er in Kräuterbutter gebraten und ist sehr geschmackvoll und saftig. Das ist nicht selbstverständlich, weil er wie viele Fische bei zu langem Braten trocken wird. Kombiniert wird er mit einem „feinen Ragout aus Muscheln, Garnelen, Champignons und Tomatenwürfeln an Weißweinsoße“. Das Ganze schmeckt wirklich sehr fein, auch die Garnelen sind saftig. Statt des angebotenen Reis’ bestellt meine Begleitung Kartoffelpüree. Der ist gestampft und so lecker, dass ich mich auch bediene und meine Kroketten stehen lasse.

Pariser Pfeffersteak

Pariser Pfeffersteak © Ronny von Wangenheim

Die Kroketten gehören zum Pariser Pfeffersteak, das ich mir bestellt habe. Zu der Wahl kann ich mich nur selbst beglückwünschen. Das Rinderfilet ist perfekt gebraten, durch und durch rosa, mit einer schönen Kruste und weichem Fleisch. Ich bin ehrlich begeistert. Das Fleisch wird von Klassikern begleitet. Champignons, mit Speck umwickelte Bohnenbündchen, eine mit Käse gefüllte Grilltomate - das ist nicht wirklich innovativ, aber warum auch. Es passt zum Fleisch und der Cognac-Pfeffer-Rahmsoße, die zum Glück nicht wie schon so oft erlebt von unzähligen Pfefferkörnern überschwemmt wird.

Bis zum Dessert lassen wir uns etwas Zeit. Gelegenheit, noch eine kleine Geschichte zum St. Petersfisch zu erzählen. Er ist so benannt nach einem deutlich erkennbaren Fleck hinter den Kiemen. Der Legende nach fuhr der heilige Petrus vor über 2000 Jahren an den See Genezareth. Als ihm ein Geldstück hineinfiel, wollte es sich ein Fisch schnappen. Petrus jedoch griff sofort zu, holte sich die Münze zurück und ließ dabei einen Fingerabdruck auf der Haut des Fisches.

Der Klassiker: die Herrencreme

Der Klassiker: die Herrencreme © Ronny von Wangenheim

Das Dessert

Zurück ins Schlosshotel und zum perfekten Abschluss eines Menüs: dem Dessert. Die kompetente Bedienung erkennt in uns klar die Nicht-Münsterländer und erzählt, dass die Herrencreme eine Spezialität der Region sei, gerne serviert auch bei Feierlichkeiten. Meine Begleitung wählt dann auch diese Empfehlung. Auch wenn ich schwärmerische Beschreibungen einiger Kollegen im Ohr habe, lockt mich mehr die Mascarpone-Creme mit Himbeeren.

Mascarponecreme mit Himbeeren

Mascarponecreme mit Himbeeren © Ronny von Wangenheim

Das war gut so. Denn diese Vanillepuddingcreme mit Rumgeschmack, um es einmal so profan auszudrücken, ist unser beider Geschmack nicht. Auch wenn zu schmecken ist, dass der Vanillepudding gekocht wurde und nicht nur aus Fertigpulver gerührt wurde, wie es laut Kollegenaussage öfter zu erleben ist.

Mein Urteil stößt also später bei den Münsterländern in der Redaktion auf Unverständnis. Ich erzähle dann lieber, dass die Mascarponecreme mit den Himbeeren, gekrönt von etwas braunem Zucker, äußerst lecker war. Und da Vorspeise und Hauptgericht schon satt gemacht hat, teilen wir uns diese Leckerei einmütig.

Die Speisekarte

Die Speisekarte zeigt vielfältig Angebote aus der klassischen Küche. Weil hier auch Hotelgäste ins Restaurant gehen, ist man auf internationale Gäste eingestellt. Es findet sich auch immer die englische Beschreibung. Im Internet ist die Karte leider nicht zu finden.

Meine erste Kritik des Abends gilt dem Angebot der Vorspeisen. Neben fünf Suppen finden sich dort gebratener Schafskäse im Speckmantel auf Rucola-Parmesan-Salat (8,80 Euro), Salat Hähnchenbrust (10,20 Euro), Tintenfischringe im Bierteig gebacken mit Knoblauch-Dip (9,50 Euro) oder ein italienischer Vorspeisenteller (13,50 Euro). Und eben der Lachs mit Reibeplätzchen (11,50 Euro). Ich bin skeptisch, was ich wohl neben meinem Pariser Steak schaffen könnte. Die Servicekraft, die ich um Rat frage, teilt meine Bedenken. Das seien alles schon gute Portionen. Kurz überlege ich, ob der Koch wohl nur ein Reibeplätzchen in die Pfanne werfen könnte. Auch wenn ich dann alles aufesse, weil es so lecker ist: Ein paar Winzigkeiten würden der Karte gut tun.

Eingedeckt für eine Gesellschaft

Eingedeckt für eine Gesellschaft © Markus Gehring

Weiter geboten werden Snacks wie gebackener Camembert (8,80 Euro), Strammer Max (9,50 Euro), oder der Bürgertoast mit Putenschnitzel und Champignons (11,70 Euro).

Vegetarier haben die Wahl zwischen Omelett und Champignons (13,50 Euro), Bandnudeln mit Tomatensoße und Käse (9,80 Euro) oder Spaghetti mit Pesto (13,50 Euro). Das ist nicht wirklich aufregend.

Bei den Fischgerichten möchte ich die Spaghetti mit gebratenen Riesengarnelen (16.50 Euro) erwähnen oder die gebratene Lachschnitte mit Rahmsauerkraut (22,50 Euro).

Fünf Beispiele seien aus der Fleischkarte genannt: Schweinemedaillons „Walliser Art“ im Käsemantel an Estragonsoße (17,80 Euro), Büsumer Topf mit Schweinefilets auf Bratkartoffeln mit Krabben-Rührei und Salatteller (19,50 Euro), Wiener Schnitzel mit Salatteller und Bratkartoffeln (die ich aus eigener Anschauung sehr empfehlen kann), Lammkarree mit grünen Bohnen und Gratinkartoffeln (25,50 Euro) oder Filetsteak an Gorgonzolasoße mit Garnelen (31,50 Euro).

Der Blick an die Nachbartische zeigt, dass sehr gute Portionen gereicht werden.

Damit komme ich zu einem zweiten Kritikpunkt. Ich persönlich möchte nicht immer solche deftigen Teller der klassischen Küche serviert bekommen, sondern auch leichte Gerichte abseits eines obligatorischen Salattellers. Da könnte die Speisekarte etwas mehr Bandbreite haben.

Und ich gebe hier das Urteil einiger Stammgäste weiter, die sich schon auf die Suche nach einem anderen Restaurant gemacht haben, weil sie im Schlosshotel die Speisekarte schon auswendig herunterbeten können und gefühlt jedes Gericht mindestens einmal gegessen haben. Wie lange die Speisekarte nicht verändert wurde, kann ich nicht sagen. Ich finde immer noch etwas Neues. Und deshalb werde ich auf jeden Fall wiederkommen.

Die Getränke

Hier wird alles Gängige geboten. Die Speisekarte zeigt nur die offenen Weine. Als ich mich nicht entscheiden kann, bringt mir die Kellnerin netterweise einen Probierschluck. Danach weiß ich, dass ich statt des Chardonnay aus Frankreich lieber einen weißen Burgunder aus Deutschland nehme. Zum Auftakt wollten wir etwas aufmunternd Prickelndes. Das Glas Sekt ist mit 3,50 Euro zwar günstig, aber leider längst nicht so trocken und gut wie versprochen.

Manche kommen auch nur, um ein Bier zu trinken.

Manche kommen auch nur, um ein Bier zu trinken. © Markus Gehring

Die Preise:

Am Ende stehen bei uns auf der Rechnung 106,80 Euro – ein absolut angemessener Preis für drei Gänge und Getränke. Mit Petersfisch und Pariser Steak haben wir zwei der teureren Gerichte gewählt. Der offene Wein kostet 5,20 Euro für 0,2 Liter und die Flasche Mineralwasser kostet ebenfalls 5,20 Euro.


Kinderfreundlichkeit:

Für Kinder gibt es eine eigenes Angebot. Hähnchennuggets mit Pommes, Spaghetti mit Bolognese-Soße, kleines Schnitzel mit Erbsen und Möhren oder Fischstäbchen mit Rahmspinat und Kartoffelpüree kosten zwischen 5,30 und 7,50 Euro. Und ein Kinderüberraschungseis gibt es auch.


Barrierefreiheit:

Wer ins Restaurant will, muss Stufen steigen. Aber wer einmal ums Haus geht, findet dort einen ebenen Eingang. Und auch eine rollstuhlgerechte Toilette ist vorhanden.

Anfahrt/Parksituation:

Wer mit dem Auto kommt, findet hinter dem Restaurant am Domhof ausreichend großen Parkplatz. Aber auch an der Wallstraße ist abends immer ein Parkplatz frei. Und von dort läuft man sehr schön auf das Schloss und das Schlosshotel zu. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Schlosshotel gut zu erreichen.

Was sagt das Netz?

Bei Trip Advisor gibt es 4,0 von 5 Punkten, wobei viele der Bewertungen sich auf den Hotelbetrieb beziehen. Drei Beispiele:

„Nie haben wir eine so gute Spargelcremesuppe gegessen, komplett natürlicher, intensiver Geschmack. Alles andere ebenso erstklassig. Der Lachs: auf den Punkt, das Gemüse schmackhaft und knackig. Kompliment! Den Küchenchef unbedingt halten!“

„Das Restaurant ist sehr zu empfehlen und auch die Bar ist sehr schön. Ein gutes Hotel, zentral gelegen.“

„Umfangreiche Speisenkarte mit Gerichten, bei denen fast jeder auf seine Kosten kommt. Große Außenterasse mit einer großen Anzahl Kellnern - die aber anscheinend alle unkoordiniert jeden Tisch bedienen. Wir hatten tatsächlich vier verschiedene Servicekräfte an unserem Tisch.“

Bei Facebook gibt es 4,7 von 5,0 Punkten. Zwei Beispiele:

„Familie Rathmer und Team sind freundliche und zuvorkommende Gastgeber.“

„Sehr gute Küche, freundliches Personal, sehr gute Führung. Bin immer wieder gerne hier.“

Restaurant-Infos:

Schlosshotel Ahaus, Oldenkottplatz 3, 48683 Ahaus, Tel. (02561) 449 50 00, Öffnungszeiten Montag bis Sonntag 11 bis 23 Uhr,

Hier geht es zur Homepage des Schlosshotels Ahaus

Wie funktioniert der Restaurant-Check?

Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants - als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freuden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.