Klemens Kaar hat viel zu tun. Der Projektdirektor für das geplante CAES, das Compressed Air Energy Storage oder Druckluftspeicherkraftwerk, im Alstätter Brook stellt sich am Dienstag in der Gaststätte Gerwing-Wulf den Anwohnern. Und Politikern. Und Vertretern der beteiligten Verwaltungen. Es gibt viele Fragen rund um das Vorhaben von Corre Energy.
Für Antworten verweist Klemens Kaar an diesem Tag an eine lange Reihe von Spezialisten, die er mit nach Alstätte gebracht hat. Dabei schränkt er ein: „Wir sind immer noch in einem sehr frühen Planungsstadium. Manche Dinge Zu allen Themenbereichen soll es umfassende Antworten geben.
Einer von ihnen ist Dr. Ulf Tamm-Bendixen. Er ist für Corre Energy als Genehmigungsmanager tätig. Und bereitet gerade das Scoping vor.

Der Scoping-Termin, also das Gespräch mit allen Beteiligten über den Umfang der nötigen Genehmigungen, peilt Corre Energy noch für dieses Jahr an.
Fest steht: Die Scoping-Unterlagen hat das Unternehmen noch nicht bei der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg eingereicht. Ursprünglich sollte das noch vor dem jetzigen Informationstag geschehen.
„Wir gehen davon aus, dass wir die Unterlagen im Oktober einreichen können“, sagt Ulf Tamm-Bendixen. Über die weitere Gestaltung der Genehmigung habe er noch am Vortag mit der Bezirksregierung diskutiert.
Die Genehmigungsbehörden seien noch die großen Unbekannten. Dem Vernehmen nach sei die Bezirksregierung in Arnsberg zügig in der Bearbeitung. Corre Energy werde aber zukünftig auch die Bezirksregierung Münster direkter einbeziehen als bisher: Der Leitungsbau etwa sei eindeutig mehr Energiewirtschaft als Bergbau. Und da sei Münster die richtige Adresse.
Planung wurde schon angepasst
Auch am Vorhaben selbst habe sich etwas verändert: So ist die geplante Fläche kleiner geworden. Statt 30 sind jetzt nur noch 20 Hektar verplant. Davon sollen rund 30 Prozent versiegelt werden.
„Wir haben schon eine Menge Hinweise mitgenommen“, sagt Ulf Tamm-Bendixen. So habe Corre Energy ursprünglich Grundwasser als Kühlmittel fest eingeplant. Wegen der Bedenken habe man jetzt umgeplant: Durch den Einsatz großer Wärmetauscher und einen geschlossenen Kühlkreislauf soll praktisch kein Wasser mehr verbraucht werden.
Selbstverständlich sei, dass alle Belange des Naturschutzes berücksichtigt werden. Und das Auswirkungen – etwa beim Bau – so gering wie möglich gehalten werden. Das werde alles im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung belegt. Auch was das angrenzende FFH-Gebiet angehe.
Dabei seien inzwischen auch viele Gerüchte ins Kraut geschossen: „Wir bauen keine acht Meter breite Straße“, erklärt Ulf Tamm-Bendixen. Natürlich gebe es etliche Transporte. Und natürlich gebe es eine große Baustelle. Genauso natürlich sei aber, dass dabei entstehende Schäden auch saniert werden.
Damit der dabei entstehende Lärm in Grenzen gehalten wird, sollen große Teile der Anlage durch Gebäude umschlossen werden. Das wiederum hat natürlich Auswirkungen auf die Größe der Hallen. Mittlerweile nennt Corre Energy auch eine Höhe: 25 Meter.
Die Wärme, die bei der Komprimierung von Luft entsteht, könnte weiter genutzt werden. Als Fernwärme beispielsweise. Fix eingeplant ist das noch nicht. Wird die eingespeicherte Druckluft wieder entspannt, wird die Luft extrem kalt. Der sogenannte Joule-Thomson-Effekt. Dagegen muss die Luft erwärmt werden.
Langfristig soll das in der Anlage durch die Verbrennung von Wasserstoff geschehen. Bis eine entsprechende Leitung gelegt ist, kann auch Erdgas dafür genutzt werden. Die Schornsteine dafür werden aktuell mit einer Höhe von 52 Metern geplant.
Zeit reicht noch aus
Und zeitlich? Wirklich zeitkritisch wird für Corre Energy der Jahreswechsel 2026/2027. Spätestens da müsste es die großen 380-kV-Transformatoren bestellen, um pünktlich 2030 ans Netz zu gehen. Die haben mehrere Jahre Lieferzeit.
Gleichzeitig handelt es sich dabei um die größten Einzelaggregate. „Pro Stück rund 200 Tonnen“, schätzt Peter Ansorge-Sautner. Er ist seit März 2024 technischer Projektleiter für Corre Energy.
In seinen Augen noch ausreichend Zeit. Auch bis zum Jahr 2030 – zur geplanten Fertigstellung: „Sechs Jahre für so ein Projekt sind ok“, sagt er. Insgesamt handele es sich um Standardkomponenten, die für das CAES lediglich neu zusammengesetzt werden.
In seinen Augen dringend benötigte Technologie: „Die Bundesregierung sucht händeringend nach Möglichkeiten, um Energie schnell, aber längerfristig einzuspeichern“, sagt er. Bislang sei das kein Thema gewesen, weil regenerative Energien keine so große Rolle gespielt haben. „Dieses Jahr ist eine Anlage in China in Betrieb gegangen“, sagt er.
Jetzt liege genau darin das Geschäftsmodell von Corre Energy: Günstigen Strom –etwa aus Photovoltaikanlagen oder Windenergie – nutzen, um Luft zu komprimieren und sie unterirdisch einzuspeichern. Bei steigendem Strompreis – wenn die Sonne nicht scheint, kein Wind weht oder besonders viel Strom benötigt wird – kann die Luft wieder entspannt werden und eine Turbine antreiben.
Zwischen 40 und 50 Mitarbeitern arbeiten bei Corre Energy aktuell Vollzeit daran, aus den Plänen Wirklichkeit werden zu lassen. Dazu kommen weitere Fachleute.
Insgesamt will das Unternehmen 700 bis 800 Millionen Euro im Alstätter Brook investieren. Zumindest ganz grob geschätzt. Für insgesamt 600 Megawatt Leistung, die in zwei Bauabschnitten entstehen sollen.
Diesen Artikel haben wir am 24. September 2024 veröffentlicht.