Druckluftspeicher Professor sieht technisch keine Probleme für Anlage von Corre Energy

Professor sieht technisch keine Probleme für Anlage von Corre Energy
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Einen großen Druckluftspeicher plant das Unternehmen Corre Energy in vier der unterirdischen Salzkavernen im Alstätter Brook. Die – bisher sehr unkonkreten – Pläne hat das Unternehmen Ende März 2024 in der Ahauser Politik vorgestellt.

Zuständige Behörden oder das NRW-Landesumweltministerium kennen auch noch keine Details. Anwohner und Landwirte laufen jetzt schon Sturm gegen die riesige Industrieanlage, die bis zu 30 Hektar Fläche einnehmen soll. Landrat Dr. Kai Zwicker nannte die Planungen gegenüber unserer Redaktion „befremdlich“, weil viele Informationen fehlten.

Gibt es über drei Monate später etwas Neues? Dr. Daniel Schultewolter ist Vorsitzender der CDU Epe – und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken. Gegenüber der CDU in Epe hatte Corre Energy ihre Pläne für die Kavernen jetzt noch einmal vorgestellt.

Fünf Vertreter des Unternehmens seien dazu angereist. „Sie sind auf uns zugekommen“, erklärt der Vorsitzende. Für ihn sei das eine gute Gelegenheit gewesen, mit den potenziellen Betreibern ins Gespräch zu kommen.

Noch läuft der Salzabbau, aber schon 2030 sollen in den unterirdischen Kavernen mehrere hundert Megawatt Energie gespeichert werden. Die überirdischen Anlagen sollen bis zu 30 Hektar Fläche einnehmen. Direkt am Naturschutzgebiet.
Noch läuft der Salzabbau, aber schon 2030 sollen in den unterirdischen Kavernen mehrere hundert Megawatt Energie gespeichert werden. Die überirdischen Anlagen sollen bis zu 30 Hektar Fläche einnehmen. Direkt am Naturschutzgebiet. © Stephan Rape

Klare Antworten habe es aber auch da an vielen Stellen nicht gegeben. Mehr noch: Überall, wo es im Rahmen des Infoabends ins Detail gegangen sei, sei es vage geworden: „Egal, ob bei technischen, geologischen oder wirtschaftlichen Fragen“, fast Daniel Schultewolter zusammen. Trotzdem verbucht er das Gespräch als gelungene Veranstaltung.

Technischer betrachtet Prof. Dr. Tobias Rudolph vom Forschungszentrum Nachbergbau der Technischen Hochschule Georg Agricola die geplanten Anlagen. In der Region ist er kein Unbekannter, betreut unter anderem das Monitoring-Projekt rund um die Kavernen in Epe. Auf Einladung der CDU in Epe hatte er den Austausch begleitet.

Weniger Auswirkung als Gasspeicher

Die Sorgen der Anwohner hält er für wichtig und richtig: Und er will sachlich aufklären und Bedenken zerstreuen. Beispielsweise sei eine Druckluftspeicherung mit Blick auf mögliche Bodenbewegungen vorteilhafter als die Einspeicherung von Gas. „Jede untertägige Raumnutzung führt zu Bodenbewegungen“, sagt er.

Die seien aber im Kavernenfeld in Epe sehr gering: Etwa zwei Zentimeter pro Jahr. „In 45 Betriebsjahren hat sich der Boden insgesamt um 90 Zentimeter gesenkt“, erklärt er. Und wählt dann den Vergleich zum Ruhrgebiet: Natürlich sei die unterirdische Nutzung dort auch viel intensiver. „Aber da reden wir dann auch von 15 bis 25 Metern Absenkung in den vergangenen Jahrzehnten“, erklärt Tobias Rudolph. Entsprechend gering seien die bisherigen Folgen rund um Epe.

Die Kavernen unter dem Amtsvenn dürften so oder so nicht komplett leer stehen. Das sei so in der Genehmigung festgeschrieben. Kurzfristige Druckänderungen bei der Einspeicherung von Druckluft seien insgesamt vorteilhafter als saisonale Phasen von Hoch- oder Niedrigdruck etwa bei der Einspeicherung von Erdgas.

Technisch möglich

Technisch seien die skizzierten Pläne in jedem Fall machbar. Etliche Anlagen, wenn auch kleinere, seien ja schon in Betrieb. Weltweit und teils seit Jahrzehnten. Er nennt als ein Beispiel die Anlage in Huntorf. In dem Ort in Niedersachsen läuft seit den 1970er-Jahren ein Druckluftspeicherkraftwerk.

Dort sei es allerdings nie darum gegangen, regenerative Energie zu speichern. Die Anlage wurde einerseits genutzt, um Strom aus dem Kernkraftwerk Unterweser aufzunehmen, um ihn für Spitzenlastzeiten zu speichern. Außerdem diente es auch als Notstromreserve für das Kernkraftwerk. „Die Anlage dort läuft problemlos“, sagt er.

Dr. Daniel Schultewolter (6.v.l.) und Prof. Dr. Tobias Rudolph (l.) sprechen nach dem Treffen mit Corre Energy über den aktuellen Stand in Sachen Druckluftspeicherung zwischen Alstätte und Epe. Viele neue Antworten gibt es noch nicht.
Dr. Daniel Schultewolter (6.v.l.) und Prof. Dr. Tobias Rudolph (l.) haben nach dem Treffen mit Corre Energy über den aktuellen Stand in Sachen Druckluftspeicherung zwischen Alstätte und Epe mit der Redaktion gesprochen. Viele neue Antworten gibt es noch nicht. © CDU Epe

Auch ökonomisch könne so eine Anlage, wie sie für den Alstätter Brook geplant ist, durchaus Sinn ergeben. „So ein Geschäftsmodell ist natürlich durch den Energiepreis bedingt“, schränkt er ein. Vor zehn Jahren sei so eine Technik sicherlich noch nicht rentabel gewesen. Das könne jetzt ganz anders aussehen. Auch langfristig.

Natürlich funktioniere die Umwandlung von elektrischer Energie in Druckluft und deren Einspeicherung unter Tage sowie die Rückverstromung nicht ohne Energieverluste. Aber auch da sei Corre Energy sehr innovativ unterwegs. Tatsächlich könne das ein Aushängeschild für die Region werden.

Er hält auch den engen Zeitplan für machbar. Zur Erinnerung: Corre Energy möchte bis 2030 zunächst in zwei Kavernen Druckluft und so bis zu 200 MW Energie einspeichern. Etwa zwei Jahre später sollen die Kapazitäten dann auf vier Kavernen und 400 MW verdoppelt werden.

Zeitrahmen soll machbar sein

„Das ist schaffbar, wenn die Genehmigungen vorliegen“, macht Tobias Rudolph mit Blick auf die enormen Industrieanlagen deutlich, die überirdisch geplant sind. Dass es auch just zu diesen Anlagen erst vage Skizzen gibt, wundert ihn nicht. „Die Anlagen über Tage werden erst in der Endphase so einer Planung bis ins Detail geplant“, erklärt er.

Daniel Schultewolter bemüht sich aus Eperaner Perspektive um einen konstruktiv-kritischen Umgang mit dem Projekt. „Wir sind ja auch nicht direkt betroffen“, sagt er mit Blick auf die Anlieger. Im Gegensatz zu den direkten Nachbarn und Anwohnern der geplanten Anlage, hätten die Eperaner natürlich eher wirtschaftliche Fragen im Hinterkopf.

„Ohne eine Beteiligung der Menschen vor Ort ist das Projekt für uns nicht denkbar“, sagt er. Und nur die Ankündigung möglicher Gewerbesteuer oder einer Handvoll Ausbildungs- und Arbeitsplätze reiche da nicht aus. Und mit so einer Beteiligung lasse sich viel Kritik entkräften. Dabei wählt er den Vergleich zu lokalen Windenergiegenossenschaften oder vergleichbaren Gruppierungen.

Dass die Betreiber versuchen, Bevölkerung, Politik und Gremien vor Ort mit einzubinden, auch wenn viele Planungen noch offen sind, begrüßt er. „Dass Leute vor Ort mitgenommen werden, sehe ich erstmal positiv“, macht er deutlich. Es sei eben ein sehr früher Stand der Planung.

Corre Energy und der Projektverantwortliche Klemens Kaar bleiben ihrer Linie gegenüber einer breiten Öffentlichkeit derweil treu: Anfragen unserer Redaktion beantwortet das Unternehmen nicht. Für den Sommer hatte das Unternehmen eine erneute Info-Veranstaltung mit Anwohnern angekündigt.