Prof. Dr. Bernd Eylert ist Mathematiker und Ingenieur. Der 75-jährige Ahauser und emeritierte Professor für Mobile Communications, M-Commerce und IT-Security an der Technischen Hochschule Wildau spielt jetzt eine zentrale Rolle: In der Spezialisierten Ethik-Kommission für besondere Verfahren.
In die wurde er von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am 6. Februar schriftlich berufen. Für den 75-Jährigen eine besondere Ehre: Dass er einmal für Mediziner tätig werden würde, habe er sich bis vor kurzem im Traum nicht vorstellen können.

Aber nochmal einen Schritt zurück: Mit dem Medizinforschungsgesetz will das Bundesgesundheitsministerium unter anderem die Forschung an Medikamenten beschleunigen. Dafür sollen sich die Ethik-Kommissionen der Länder sich auf bestimmte Verfahrenstypen spezialisieren. Zusätzlich wird eine unabhängige Spezialisierte Ethik-Kommission für besonders komplexe oder eilige Verfahren eingerichtet.
Und genau in der wird der Ahauser Prof. Dr. Bernd Eylert Mitglied. Zum 1. Juli soll das Gremium seine Arbeit aufnehmen. Erst einmal für fünf Jahre – bis zum 30. Juni 2030.
Mathe und IT-Sicherheit
Aber wie gerät ein Fachmann für Mathematik und IT-Sicherheit an die Medizin? Der erste Kontakt zur Medizin kam über eine persönliche Betroffenheit: „Vor zehn Jahren bin ich an Leukämie erkrankt“, sagt er. Er überlebte die Diagnose. „Ich bin da immer sehr offen mit umgegangen“, erklärt er. Für ihn ein guter Ansatz. Besser als den Kopf in den Sand zu stecken. „Ich war da eher der Naturwissenschaftler“, macht er deutlich. Aber natürlich sei für seine Genesung auch eine Portion Glück im Spiel gewesen.
Seither engagiert er sich auch in der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie. Schrieb beispielsweise an einem White-Paper über Datensicherheit in der medizinischen Forschung mit. „Meine Kernkompetenz ist ja die IT-Sicherheit“, sagt er. Seit über zehn Jahren ist er auch Teil der Ethik-Kommission zu Künstlicher Intelligenz (KI) der Technischen Hochschule Wildau.
KI ist eine Chance
Die KI ist in seinen Augen eine Chance, die Deutschland nutzen müsse. Weniger eine Gefahr. „Wir müssen uns schnell bewegen, um den Anschluss zu den anderen Staaten zu bekommen“, fügt er hinzu. In der EU aber auch weltweit. Aktuell werde das Thema KI in Europa vor allem durch Frankreich nach vorne getrieben. „Die sind da führend“, sagt er am Montagmittag (10. Februar). Fast zeitgleich tagt da eine Internationale Konferenz zu Künstlicher Intelligenz in Paris.
Bernd Eylert ist sich sicher, dass die EU auf einem richtigen Weg ist. „Der europaweite AI-Act ist ein gutes Papier“, sagt er zur europäischen Verordnung über die künstliche Intelligenz. Es schaffe ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit und den Chancen zur Weiterentwicklung. Gerade in Deutschland ist Datenschutz bisher immer ein schlagendes Argument gegen digitale Fortschritte gewesen. Auch im medizinischen Sektor und gerade in der Forschung.
Auch da gebe es inzwischen aber deutliche Entwicklungen. „Der Datenschutz ist deutlich offener geworden als noch vor ein paar Jahren“, sagt Bernd Eylert. Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise sei da gerade deutschlandweit Vorreiter: Durch das dortige „Gesundheitsforschungsstärkungsgesetz“ etwa. „Die Forschung bekommt dort die dringend benötigten Daten, allerdings absolut anonymisiert“, erklärt Bernd Eylert. Auch dieses Gesetz sei durch einen pragmatischen Ansatz entstanden: „Mediziner und Datenschützer haben sich zusammengesetzt“, sagt Bernd Eylert.
Bestand auch nach der Wahl
Das hofft er so auch für die Arbeit in der neuen Ethik-Kommission: Offen zu sein und Chancen zu nutzen. Wie groß die neue Aufgabe tatsächlich wird, mag er jetzt noch nicht abschätzen. Klar ist für ihn, dass sie auch nach der Bundestagswahl so Bestand haben wird. „Die Berufung ist ja für fünf Jahre“, macht er deutlich. Kritik an dem neuen Gremium, habe er beiläufig mitbekommen.
Beispielsweise der Arbeitskreis Medizinischer Ethik-Kommissionen hatte vor zusätzlicher Bürokratie und einer Gefährdung der Unabhängigkeit der Ethikkommissionen gewarnt. Für Bernd Eylert ist das erst einmal kein Thema. „Ich bin da aber auch nicht als Mediziner“, sagt er. Das Gremium sollte bewusst mit medizinischen Laien besetzt werden.