
© Stefan Grothues
Bürgermeisterkandidat Michael Räckers rackert für den 13. September
Kommunalwahl 2020
Bürgermeisterkandidat Michael Räckers setzt trotz Corona auf das persönliche Gespräch. Dafür läuft er sich die Hacken ab. Oder er radelt. Wir haben ihn auf einem Wahlkampftermin begleitet.
„Bitte denken Sie an die Masken und halten Sie Abstand!“ Das ist der einzige Slogan, den Dr. Michael Räckers diesem Mittwochabend gleich mehrfach bemüht. Der Wahlkampf in Corona-Zeiten stellt auch für den CDU-Bürgermeisterkandidaten vor besondere Herausforderungen. Gerade heute: Fast 60 Radfahrer haben sich vor der CDU-Geschäftsstelle zur abendlichen Sommertour versammelt.

Die Sommertour endete am Mittwochabend mit einer Erfrischung und einer Betriebsbesichtigung beim Getränkegroßhandel Grünewald an der Siemenstraße. Hier gab Gelegenheit zum Gespräch mit dem Bürgermeisterkandidaten. Von links: Kandidat Michael Räckers, Christian Rudde und Nicole Eilers. © Stefan Grothues
Die Stimmung ist entspannt. Man kennt sich. Und Michael Räckers muss heute Abend niemanden überzeugen. Obwohl die Tour für jedermann offen ist, sind fast alle Teilnehmer auch CDU-Mitglieder. Die jüngsten sind nicht einmal 20 Jahre alt, die ältesten über 80. Es ist bereits die sechste der CDU-Sommertouren, die durch alle sechs Ortsteile führt. Heute steht die Ahauser Innenstadt im Fokus.
Keine leichtfertigen Versprechungen
Nicole Eilers ist zum ersten Mal dabei. Die 39-Jährige ist vor 13 Jahren in die CDU eingetreten. „Weil ich mich für das interessiere, was vor unserer Haustür passiert, will ich mich auch in unserer Stadt engagieren“, sagt die Mutter zweier Kinder. Mit dem Kandidaten ist sie glücklich: „Michael kommt sehr sympathisch rüber. Und er verfolgt ganz neue, moderne Ansätze.“
Und eine Anregung gibt sie dem Kandidaten mit auf den Weg: In der Fußgängerzone fehlen Spielgeräte für Kleinkinder. Michael Räckers nickt: „Ja, darüber haben wir schon gesprochen.“ Leichtfertige Wahlkampfversprechen will er aber nicht machen. „Wir müssen genau überlegen, wie wir das zum Beispiel mit den Wochenmarktständen vereinbaren können.“
Die Radlergruppe macht Halt an den neuralgischen Punkten in der Stadt. „Wir wollen mit dieser Tour zeigen, wo der Schuh drückt, und wo die Projekte der Zukunft liegen“, sagt Michael Räckers.
- Wallstraße: „Wir wollen diesen Bereich weiterentwickeln, aber die Zahl der Parkplätze muss erhalten bleiben.“
- Königstraße: „Wir müssen den Radweg sicherer und komfortabler machen, damit Radfahren auch dort Spaß macht.
- Marienplatz: „Der ist nicht mehr so schön. Das Pflaster ist zum Beispiel mit Rollatoren nicht mehr so gut zu begehen.
- Schlossgarten: „Wir überlegen seit vielen Jahren, wie wir ihn besser an die Innenstadt anbinden können. Jetzt sollten wir zumindest mit Einzelmaßnahmen beginnen.“
In seinen Erläuterungen setzt Michael Räckers auf Information, nicht auf Polemik. Über seine Rivalin, die Amtsinhaberin Karola Vos, verliert er an diesem Abend kein schlechtes Wort, auch nicht über die anderen Parteien. Mehrmals betont er aber: „Die Probleme müssen wir mit allen, die mithelfen wollen, anpacken.“ Beim Stopp an der Aabachschule lobt er gar die Informationspolitik der Verwaltung zur Schulerweiterung: „Das lief hier sehr viel besser als beim Mensabau am Gymnasium.“

Sie zählten zu den jüngsten Teilnehmern der Tour. Alexander Kaiser (l.) und Simon Berkemeier. Der 19-jährige Schüler Simon Berkemeier unterstützt den Bürgermeisterkandidaten bei seinem Instagram-Auftritt. © Stefan Grothues
Die Sommertour 2020 endet mit einer Betriebsbesichtigung im Getränkefachgroßhandel Grünewald. Doch der heiße Wahlkampf geht für Michael Räckers jetzt erst in die entscheidende Phase. Dabei sind für ihn persönliche Begegnungen mit den Menschen wichtiger als Facebook, Instagram und Co.
„Nach der Wahl kann ich mir erst einmal neue Schuhe kaufen“, sagt er lachend.
Seit Wochen geht er mit den jeweiligen Wahlkreiskandidaten täglich außer sonntags für mehrere Stunden von Haus zu Haus. „An 2.500 Haustüren habe ich schon geklingelt. Die meisten Menschen reagieren positiv auf ein kurzes persönliches Gespräch“, sagt der 39-Jährige. Er sagt aber auch: „Alle 16.000 Haushalte schaffe ich nicht.“
Jahresurlaub und unbezahlte Freistellung für den Wahlkampf
Als Geschäftsführer des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Uni Münster hat er seinen ganzen Jahresurlaub hierfür aufgespart und sich zeitweise unbezahlt freistellen lassen. „Ich gebe alles rein was geht. Ich will wirklich Bürgermeister werden“, sagt er. Und dann beendet er die Sommertour doch noch mit einem Slogan, für den er von seinen Anhängern großen Beifall erntet: „Es geht uns gut in Ahaus, aber wir können es noch ein bisschen besser und schöner machen.“