Scharfe Kritik an Bürgerinitiative BGZ-Sprecher nennt Aussagen „Irreführend und Quatsch“

Statische Probleme am Zwischenlager: Betreiber kritisieren BI scharf
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Die Nachricht liest sich alarmierend: Laut Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ soll das Dach des Brennelementezwischenlagers durchhängen. Die Wände seien auseinandergedriftet, auf dem Dach habe sich eine mehrere Zentimeter tiefe Pfütze gebildet. Insgesamt sei die Statik des Gebäudes gefährdet. Drahtseile seien in der Halle von Wand zu Wand gespannt, damit sich der Schaden nicht weiter ausbreite.

Die Nachricht verbreiten am Dienstag (7. Januar) neben der Ahauser Bürgerinitiative auch weitere Initiativen im Münsterland. Sie sprechen von akuten Sicherheitsmängeln an der Lagerhalle. Wie die BI an die Informationen gelangt sein will, sagt sie nicht.

Gerade erst hatte Felix Ruwe als Sprecher der BI weitere Kundgebungen und Demonstrationen angekündigt – in diesem Fall gegen die geplanten Bauarbeiten am Kreisverkehr Schumacherring. Wie er an die Informationen gekommen ist, die mögliche Schäden am Dach des Brennelementezwischenlagers betreffen, benennt er nicht.
Gerade erst hatte Felix Ruwe als Sprecher der BI weitere Kundgebungen und Demonstrationen angekündigt – in diesem Fall gegen die geplanten Bauarbeiten am Kreisverkehr Schumacherring. Wie er an die Informationen gekommen ist, die mögliche Schäden am Dach des Brennelementezwischenlagers betreffen, benennt er nicht. © Stephan Rape

Weiter veröffentlicht die Ahauser BI auch einen offenen Brief an NRW-Ministerin Mona Neubaur. Als Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie obliegt ihr auch die Atomaufsicht in NRW. Daher fordert die BI von ihr eine Bewertung der Situation. Gleichzeitig fordert die BI, dass die Räumungsverfügung für das Lager in Jülich aufgehoben werden soll. Diese Verfügung ist die Grundlage dafür, dass möglicherweise bald bis zu 152 Castortransporte aus Jülich nach Ahaus rollen könnten.

Schwere Vorwürfe. Doch was ist da dran? „Nichts“, sagt Dr. David Knollmann. „Absolut nichts.“ Er ist Pressesprecher bei der Gesellschaft für Zwischenlagerung, kennt die Akteure der BI seit Jahren. Was die BI zu diesen Aussagen gebracht hat, mag er nicht abschätzen.

Keine Schäden am Dach

Dafür stellt er klar: Es gebe weder eine Mulde mit Wasser auf dem Dach noch irgendeine Art von Ausbuchtung oder sonstige gravierende Mängel in der Statik. Der Pressesprecher wird im Gespräch mit unserer Redaktion ungewohnt deutlich, was die Vorhalte der BI angeht: „Diese Aussagen sind falsch, irreführend und ehrlich gesagt absoluter Quatsch.“

Die Standsicherheit der Lagerhalle werde regelmäßig und unabhängig geprüft. Nach Richtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). Die jüngste Prüfung im Jahr 2024 sei ohne jeden Mangel abgenommen worden.

Einfache Erklärung für Abspannung

Auch für die angeblich gespannten Stahlseile hat er eine einfache Erklärung: Dabei handele es sich um Teile der Deckenkonstruktion. „Eine normale Baumaßnahme“, wie er sagt. Ab 2018 sei die gesamte Halle ja gegen Angriffe von außen ertüchtigt worden. Die sogenannte Härtung des Gebäudes. Damals wurde beispielsweise die zusätzliche Außenmauer um die Halle errichtet.

Dabei sei auch der Dachbereich verstärkt worden. Die Bauteile – die sogenannte Stützkopfverspannung – erkläre er auch regelmäßig bei Besuchen von Gruppen aus Ahaus und Umgebung. Auch wenn es keinerlei Grundlage für die Aussagen der BI gebe, plane die BGZ keine weiteren Schritte dagegen. Er will eher das Gespräch mit den Akteuren suchen, sagt David Knollmann.

„Abwarten, was Dienstaufsicht sagt“

Auf nochmalige Nachfrage erklärt Felix Ruwe schließlich, dass ein Architekt die BI über die Mängel informiert habe. Namen nennt er nicht. Ausdrücklich handele es sich bei den jetzt veröffentlichten Vorwürfen nicht um eine Nebelkerze: „So etwas tun wir nicht“, sagt er. Auf keinen Fall, betont er schnell. Selbst habe er oder die BI die angeblichen Schäden nicht nachprüfen können. „Würden wir mit einer Drohne über das BZA fliegen, gäbe das sicherlich Ärger“, merkt er ironisch an. Wie der genannte Architekt an die Informationen gekommen sein will, sagt er nicht.

Die Erklärungen von David Knollmann nennt er gegenüber unserer Redaktion „interessant“. Mehr nicht. „Wir müssen nun abwarten, was die Dienstaufsicht dazu sagt. Die müssen sich ja damit befassen“, erklärt er lapidar.

Dass es im oberen Hallenbereich des Ahauser Lagers Probleme gibt, sei übrigens auch dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) bekannt. So schreibt es die BI in ihrem offenen Brief an Mona Neubaur.

Ganz stimmt das so nicht: Laut Erklärung der dortigen Pressestelle hatte die BI am 16. Dezember ihre Vermutung geäußert, dass es aktuell statische Probleme beim Lagergebäude des BZA gebe. Christoph Bunzmann habe darauf verwiesen, dass für solche Fragen die atomrechtliche Aufsicht über das BZA, das NRW-Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) verantwortlich sei. Schon vor Jahren habe das MWIKE Fragen zur Statik des Gebäudes bearbeitet.

Klare Ansage vom Ministerium

Das bestätigt eine Sprecherin des Ministeriums am Mittwoch. Ein umfassendes Alterungsmanagement der Anlage findet durch den Betreiber unter regelmäßiger Überprüfung durch die Atomaufsicht und deren Sachverständige statt. Mit Einbau der Stützenkopfverspannung zwischen 2018 und 2020 seien alle Mängel gemäß der baufachlichen Anforderungen beseitigt. „Weitere Mängel in der Struktur oder Statik des Brennelemente-Zwischenlagers Ahaus liegen nicht vor“, heißt es vom Ministerium.

Das Brennelemente Zwischenlager Ahaus unterliege der kontinuierlichen staatlichen Aufsicht durch die atomrechtliche Aufsichtsbehörde. Es finden in diesem Zusammenhang in regelmäßigen Abständen Überprüfungen der Anlage in Form von Begehungen, Aufsichtsgesprächen und Sachverständigen-Kontrollen statt. Die Genehmigungen des BASE bilden dabei die Grundlage für die durch die Betreiberin zu erfüllenden Anforderungen an den sicheren Zustand und Betrieb des Zwischenlagers.