Bünings Grüne Schoppe schließt in wenigen Tagen Ende nach 92 Jahren Familiengeschichte

Ende nach 92 Jahren: Bünings Grüne Schoppe schließt in wenigen Tagen
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Nur noch wenige Tage, dann geht ein Stück Ahauser Familien- und Unternehmensgeschichte an der Industriestraße endgültig zu Ende: Bünings Grüne Schoppe schließt. Endgültig. Nach 92 Jahren.

„Es geht einfach nicht mehr“, sagt Johannes Bernhard Büning. Der heute 63-Jährige, den ganz Ahaus und Umgebung nur Hans Bernd nennt, führt das Geschäft seit 1982. Angefangen als reiner Landhandel hat das Unternehmen einige Veränderungen durchgemacht. Früher wurden noch direkt vor der Halle die Güterwagen entladen. Über den eigenen Gleisanschluss.

Schon mehrere Wochen war das Geschäft geschlossen geblieben. Aus gesundheitlichen Gründen, wie ein Zettel in der Tür erklärte. Jetzt ist endgültig Schluss.
Schon mehrere Wochen war das Geschäft geschlossen geblieben. Aus gesundheitlichen Gründen, wie ein Zettel in der Tür erklärte. Jetzt ist endgültig Schluss. © Stephan Rape

„Per Hand“, erinnert sich Hans Bernd Büning. 1000 Sack zu je 50 Kilo. Gabelstapler, Kräne oder Europaletten habe es da noch nicht gegeben. Damals habe er sich den Rücken schon kaputt gemacht.

Dünger, Futter oder Saatgut wurden abgeladen und einlagert. „Ich bin hier drin groß geworden“, sagt er. Sein Großvater Bernhard hatte das Unternehmen 1932 gegründet. Nach dessen frühem Tod führte es der Bruder fort. 1985 wurde die jetzige große Lagerhalle gebaut, 1996 kam der Verkaufsraum – die eigentliche grüne Schoppe – hinzu. Das Sortiment konzentrierte sich stärker auf Kleintierfutter, Gartengeräte, Sämereien, Gartenbedarf. „Das hatte ich vorher schon so nebenher gemacht, aber nie genug Platz dafür“, sagt Hans Bernd Büning.

Gesundheitliche Probleme

Seit etlichen Wochen bleiben die Schiebetüren geschlossen und das Licht in den Verkaufsräumen dunkel. „Mein Rücken spielt nicht mehr mit“, erklärt Hans Bernd Büning. Ein Zettel in der Tür erklärt die zunächst vorübergehende Schließung. „Aus gesundheitlichen Gründen“ steht dort. „Einen Nachfolger habe ich auch nicht“, sagt Hans Bernd Büning.

Zwei Töchter hat er. Beide haben studiert und einen grundsätzlich anderen Weg eingeschlagen. „Selbstständig heißt eben auch selbst und ständig“, sagt Hans Bernd Büning. Dazu habe er seine Töchter nicht drängen wollen. Auch das Risiko hätten sie ja tragen müssen. Beim anstehenden Ausverkauf helfen sie ihm aber noch.

Über die vergangenen Wochen und Monate hatte sich bei dem Unternehmen an der Industriestraße schon abgezeichnet, dass es Probleme gibt.
Über die vergangenen Wochen und Monate hatte sich bei dem Unternehmen an der Industriestraße schon abgezeichnet, dass es Probleme gibt. © Stephan Rape

Gerne erinnert er sich an eine ganze Reihe von Aktionen, die er mit lokalen Anbietern angeschoben hat: Besondere Beratungen für Haustierhalter, Besuche von Welpenschulen, die Rasensprechstunde für Gartenbesitzer, die Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Erzeugern. „Ich wollte mich immer von den großen Ketten absetzen“, erklärt er. Und bekommt dann doch für einen Moment feuchte Augen. „Natürlich fällt mir das schwer. Aber es geht einfach nicht anders“, sagt er, stützt sich auf die abgewetzte Theke und lässt den Blick durch den Raum schweifen.

Ein Stück weit scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die letzten zweieinhalb Jahre habe er den Betrieb versucht, alleine am Laufen zu halten. Sechs Tage in der Woche geöffnet, dazu der Papierkram. Natürlich sei da auch einiges liegen geblieben. Jetzt müsse mal Schluss sein.

Keine spontane Entscheidung

Für Hans Bernd Büning hat sich die Entscheidung schon seit Monaten angekündigt: „Ich habe weniger nachbestellt“, sagt er. Die Regale seien immer leerer geworden. „Natürlich haben mich Kunden darauf angesprochen“, sagt er. Ungläubig hätten sie ihn gefragt, ob er wirklich aufhören wolle. Am Freitag, 23. August, und Samstag, 24. August, war der finale Ausverkauf. Alles müsse raus.

Am liebsten wäre ihm, wenn jemand den grünen Markt komplett übernehmen und weiterführen würde. Ein passender Interessent hat sich aber noch nicht gemeldet. Verpachtung oder Verkauf des Geländes käme für ihn genauso gut in Frage. Doch darüber will er noch nicht nachdenken.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20. August 2024.